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6. Altenbericht

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„Einerseits wird über den Text ein defizitäres Bild von alten Menschen gezeichnet, andererseits<br />

wird ein positives Stereotyp von den „neuen“ Alten über die visuelle Gestaltung<br />

immer stärker aufgebaut“.<br />

Werbekommunikation kann als Seismograph für wirtschaftliche und kulturelle Befindlichkeiten<br />

oder Strömungen verstanden werden. Nur wenige mediale Textsorten orientieren<br />

sich so eindeutig und in ihren Verkaufsabsichten so offensichtlich an sozialen Trends,<br />

(veränderten) Lebensweisen und ausdifferenzierten Zielgruppen. Der Umgang der Werbebranche<br />

mit der anwachsenden Zielgruppe der älteren Menschen dürfte deshalb die<br />

gesellschaftliche Debatte um die Rolle der älteren Menschen in der Gesellschaft gut widerspiegeln.<br />

Die Werbebranche steht einer besonderen Problemlage gegenüber: Positive<br />

Attribute wie Kaufkraft und Konsumbereitschaft geraten mit einer verbreiteten negativen<br />

Bewertung des Alters in Konflikt. Interessant sind dabei die Widersprüche, die uneinheitliche<br />

Verwendung älterer Werbefiguren, die häufig positive und immer auch mal negative<br />

Darstellung des Alters.<br />

8.2.3 Altersbilder in den Printmedien<br />

Während Fernsehen und insbesondere Werbung einen erheblichen Teil ihrer Wirkung<br />

dem Einsatz visueller Mittel verdanken, steht bei den Printmedien originär Sprachliches im<br />

Vordergrund. Für den Versuch, Bilder des Alters im öffentlichen Sprachgebrauch offenzulegen,<br />

stellen Printmedien daher einen besonders geeigneten Untersuchungsgegenstand<br />

dar. Als Analysematerial dienten in einschlägigen, häufig aus dem angloamerikanischen<br />

Raum stammenden Studien bisher vor allem Zeitungen und Zeitschriften, seltener Bücher.<br />

Anhand von Printmedien kann gut die Verwendung gängiger Formulierungen untersucht<br />

werden, die aus mehreren Wörtern zusammen gesetzt sind und die die Bestandteile „alt“<br />

oder „älter“ enthalten. Dabei fällt auf, dass häufiger von „älteren“ als von „alten“ Menschen<br />

gesprochen wird. Für Wortverbindungen wie „ältere (Mit-)Bürger(innen)“, „ältere Generation“<br />

oder „ältere Frau/älterer Mann“ lassen sich kaum ähnlich positive Äquivalente mit der<br />

Form „alt“ finden. Die Bevorzugung des absoluten Komparativs („älter“) drückt sich auch<br />

in qualitativer Hinsicht aus, insofern nämlich beispielsweise „alte Menschen“ sehr viel<br />

stärker als der Interessenvertretung, Beratung und Hilfe bedürftig dargestellt werden als<br />

„ältere Menschen“. Mit der unmarkierten Form „alt“ wird offenbar bereits eine Verschlechterung<br />

gegenüber dem „normalen“ Altsein impliziert. So entsteht der Eindruck, als habe<br />

der absolute Komparativ „älter“ inzwischen die Rolle der unmarkierten Form „alt“ übernommen.<br />

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