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6. Altenbericht

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3.2.3 Alters-Bilder: Leib – Körper<br />

Altersbilder sind nicht zuletzt Bilder. Solche Alters-Bilder beruhen auf visuellen Wahrnehmungen<br />

und haben ikonischen Charakter. Sie werden geprägt durch den Anblick bestimmter<br />

Alterserscheinungen, seien diese nun positiver oder negativer Art, Vorbilder oder<br />

Schreckbilder. Solche Bildbeispiele können ganze Situationen und Szenen umfassen:<br />

Vorstellungen vom häuslichen Leben oder von Reisen, aber auch von Bettlägerigkeit und<br />

Pflegeumständen im Alter. Oder es können kleine performative Beispiele sein: die Gebärde,<br />

Haltung oder Bewegung eines alten Menschen.<br />

Alters-Bilder stützen und berufen sich typischerweise auf anschauliche Vorkommnisse,<br />

einprägsame Beobachtungen an Nahestehenden, im Familienkreis, in der Nachbarschaft,<br />

in der Gemeinde und im weiteren Umfeld bis hin zu denjenigen Beispielen, die durch<br />

Bildmedien (Illustrierte, Fernsehen) dargestellt und verbreitet werden. Jedoch handelt es<br />

sich nicht um bloße Abbildungen, sondern vielmehr um Interpretationen und Bewertungen.<br />

Ein Alters-Bild ist eine Ansichtssache im doppelten und dreifachen Sinne des Wortes:<br />

Es steht für Gesehenes und für Meinungen darüber, und es verweist darauf, dass<br />

man anderer Ansicht sein kann. Alters-Bilder sind ikonische Speicher differenter Erfahrungen,<br />

sind bildbasierte Gedächtnisse, die eine Vielfalt von Wissensbeständen und<br />

Wertgesichtspunkten enthalten können.<br />

Die Präge- und Wirkungskraft von Alters-Bildern beruht wesentlich auf der Evidenz des<br />

Visuellen. Dass sie einleuchten, überzeugen, plausibel erscheinen, das liegt vor allem<br />

auch daran, dass sie auf sichtbare Beispiele verweisen, ganze Geschehnisse und Umstände<br />

vor Augen führen. Und auf solche Augenfälligkeiten beruft sich gern, wer Meinungen<br />

und Standpunkte verdeutlichen möchte. Ungeachtet der Tatsache aber, dass dabei<br />

oft beschränkte Erfahrungen, einseitige Interessen, schlichte Vorurteile zum Ausdruck<br />

kommen, können Alters-Bilder sogar mehr erfassen und thematisieren, als dies wissenschaftlichen<br />

Methoden und gerontologischen Erkenntnissen möglich ist. Insofern solche<br />

Bildbeispiele aus Lebensklugheit hervorgehen, zeugen sie, wie Thomas Rentsch (2008)<br />

dargelegt hat, von praktischem Situationsverständnis und erfahrungsgesättigtem Orientierungswissen.<br />

Solche Alters-Bilder zeigen etwas, das sich weder „mit den reduktionistischen<br />

Modellen eines Datenempirismus beschreiben“ noch begrifflich und theoretisch<br />

vollständig einholen lässt, ja etwas, „das eigentlich unsagbar ist“ – und das betrifft das<br />

unendlich komplexe Ganze „elementarer, konkreter, gegenwärtiger Lebenssituationen“.<br />

Altersbilder dieser Art machen sich die Kraft der Bildlichkeit, des Beispielgebrauchs, des<br />

Metaphorischen zunutze, um ein sozusagen unsagbares Wissen über das Alter zu thematisieren.<br />

Als Bildbeispiele, die ganze Lebens- und Alltagssituationen verdichten und ver-<br />

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