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6. Altenbericht

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Mit Blick auf die Politik ist festzustellen, dass der Grad der Sensibilität für Unterstützungsbedarfe,<br />

Kompetenzen und Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen – und damit die Forderung<br />

und Durchsetzung spezifischer Maßnahmen – auch Altersbilder von Politikern und<br />

Politikerinnen widerspiegelt, die im Allgemeinen nicht expliziert und schon gar nicht Gegenstand<br />

einer kritischen Reflexion werden. Im Sechsten <strong>Altenbericht</strong> ist deshalb die Frage<br />

von Interesse, inwieweit der politische Diskurs der Vielfalt des Alters gerecht wird, inwieweit<br />

Potenziale und Grenzen akzentuiert, zum Teil auch instrumentalisiert werden.<br />

Zum Beispiel spiegelt die Forderung nach einer Rationierung im Gesundheitswesen ungerechtfertigte<br />

und unangemessene Altersbilder wider. Ein weiteres Beispiel ist ein Verständnis<br />

von Pflegebedürftigkeit, das individuelle Unterstützungsbedarfe und Leistungsansprüche<br />

allein auf der Grundlage körperlicher Funktionstüchtigkeit festlegt. Eine solche<br />

Gleichsetzung von Pflege mit körperlicher Versorgung beruht auf einem reduktionistischen<br />

Alters- und Menschenbild, das das emotionale Erleben, die Bezogenheit auf andere<br />

und Möglichkeiten von Teilhabe vernachlässigt.<br />

Im öffentlichen Diskurs über die Folgen des demografischen Wandels wird zunehmend<br />

argumentiert, dass es sich eine alternde Gesellschaft auf Dauer nicht leisten kann, auf die<br />

gezielte Nutzung von Potenzialen des Alters zu verzichten. Als ein Potenzial des Alters<br />

werden dabei häufig die im Durchschnitt vergleichsweise hohen materiellen Ressourcen<br />

älterer Menschen gewertet, deren Verwendung einen bedeutenden Impuls für die Wirtschaft<br />

darstellen kann. Doch die Potenziale des Alters für die Gesellschaft beschränken<br />

sich nicht auf die materiellen Ressourcen und deren Impuls für die Wirtschaft. Genauso<br />

wichtig sind die Potenziale des Alters für die Arbeitswelt. In der Arbeitswelt wird die Frage,<br />

wie das Humanvermögen älterer Menschen produktiv genutzt werden kann, eher ausgeblendet;<br />

bis heute werten zu wenige Unternehmen die Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer sowie deren Qualifizierung und Angebote der Gesundheitsvorsorge<br />

als eine wichtige, zukunftsorientierte Unternehmensstrategie. Stattdessen wird nach<br />

wie vor häufig die Befürchtung geäußert, dass die Alterung der erwerbstätigen Bevölkerung<br />

auf Dauer die Absatzchancen auf einem globalisierten Markt gefährden und langfristig<br />

die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland beeinträchtigen wird.<br />

Diese Befürchtungen gründen auf der Annahme, dass zum einen ein Zusammenhang<br />

zwischen dem Alter der Beschäftigten und den Lohnnebenkosten bestehe, und dass zum<br />

anderen ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gegenüber jüngeren im Allgemeinen<br />

weniger kreativ und innovationsfähig seien. Durch zahlreiche Studien ist heute gut belegt,<br />

dass derart pessimistische Szenarien nicht gerechtfertigt sind: Ältere Arbeitnehmer und<br />

Arbeitnehmerinnen sind nicht per se weniger, sondern anders leistungsfähig als jüngere.<br />

Verluste im Bereich der Sensorik oder der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit kön-<br />

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