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6. Altenbericht

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tersbilder in der Pflege noch verbreitet sind. Immerhin hat die Charta schon in einigen<br />

Landesgesetzen zum Heimrecht Eingang gefunden und ist somit aus dem „soft law“ in<br />

verbindliche Zielformulierungen von Landesgesetzen umgewandelt worden.<br />

10.6 Pflege zwischen Care und Cure<br />

Seit eh und je gibt es vielfältige und intensive Bemühungen, auch und gerade ältere Menschen<br />

mit Hilfebedarf innerhalb von Familien, ehrenamtlich und bürgerschaftlich zu unterstützen<br />

und für ihr Wohlergehen zu sorgen. In keiner Zeit des geschichtlichen Zurückdenkens<br />

wurde in Deutschland so viel, so lange, so intensiv und unter Verwendung so vieler<br />

fachlicher Erkenntnisse für auf Hilfe und Pflege angewiesene Menschen „gesorgt“.<br />

Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass die Anzahl der allein Lebenden zunimmt, dass<br />

sich viele pflegende Familien in Überforderungssituationen befinden, und dass der demografische<br />

und soziale Wandel dazu führt, dass die klassische Familienpflege in Zukunft<br />

wesentlich weniger erwartbar sein wird als sie es für viele heute noch ist. Zu den kulturell<br />

und gesellschaftlich größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gehört es, die<br />

Sorgefähigkeit der Gesellschaft zu erhalten und zu befördern und das Leitbild einer sich<br />

sorgenden Gesellschaft zu verankern – einer Gesellschaft, die sich sorgt um Kinder, um<br />

Menschen mit Behinderung und um ältere Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf.<br />

Bilder vom Alter, die Pflege und Hilfeabhängigkeit als etwas Fremdes verstehen, als etwas,<br />

das anderen geschieht und das es unsichtbar zu machen gilt, grenzen existenzielle<br />

Fragestellungen einer Gesellschaft des langen Lebens aus. Bilder vom Pflegefall können<br />

eine solche Verdrängung der vulnerablen Seiten des Alters verstärken. Altersbilder hingegen,<br />

die auf die Integration und Zugehörigkeit von auf Unterstützung und Pflege verwiesenen<br />

Menschen ausgerichtet sind, sollten die Mitsorge und die soziale Zugehörigkeit in<br />

den Vordergrund stellen. Gerade in diesen Dimensionen der Lebensführung von auf Hilfe<br />

und Pflege angewiesenen Menschen liegen die wesentlichen gesellschaftlichen Herausforderungen.<br />

Bilder eines gelingenden und gestaltbaren Lebens unter den Bedingungen von Unterstützungs-<br />

und Pflegebedarf und einem mit dem Alter im hohen Maße verbundenen Risiko<br />

einer demenziellen Erkrankung werden durch die Suche nach neuen Wohn- und Versorgungsformen<br />

befördert. Die große Resonanz auf Berichte über neue Wohnformen im Alter<br />

(Scherf 2006), die sich verbreitenden Konzepte von Wohngruppen und Wohngemeinschaften<br />

(Pawletko 2005), aber auch die sich wandelnden Wohnkonzepte von Pflegeeinrichtungen<br />

(Wohnbereiche, Hausgemeinschaften), relativieren allesamt den medizinischpflegerischen<br />

Aspekt von Pflege und betonen Normalität, Wohnen, Lebensqualität und<br />

Teilhabe. Auch die vielfältigen Formen bürgerschaftlicher und ehrenamtlicher Unterstüt-<br />

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