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6. Altenbericht

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dass diese Angewiesenheit nicht dazu führt, dass dem Menschen gesellschaftliche Anerkennung<br />

und Würde entzogen werden und er sein Selbstwertgefühl verliert. Eine einseitige<br />

Fokussierung der öffentlichen Aufmerksamkeit auf die aktiven Älteren im dritten Lebensabschnitt<br />

birgt die Gefahr, Ressourcen einseitig auf sozial und kulturell bessergestellte<br />

und besser ausgebildete ältere Menschen zu konzentrieren und soziale Ungleichheit<br />

auszublenden. Älteren Menschen kommt eine eigene, unverlierbare Würde zu, die nicht<br />

an die Realisierung von Potenzialen gebunden ist. Menschen müssen die Möglichkeit<br />

haben, so alt werden zu dürfen, wie sie es können und wollen. Eine Diskriminierung<br />

„nicht-aktiver“, zurückgezogener älterer Menschen darf deswegen nicht Platz greifen. Auf<br />

der anderen Seite unterstreichen die Kirchen und Religionsgemeinschaften dabei jedoch<br />

auch, dass die konsequente Verwirklichung der eigenen, von Gott geschenkten Gaben<br />

und Potenziale geboten ist – im Interesse der eigenen Lebenserhaltung und zugunsten<br />

anderer, nicht zuletzt auch im Interesse des Gemeinwohls. Auch die älteren Menschen<br />

sollten hierzu alle Voraussetzungen und Möglichkeiten haben. Die Einschränkung von<br />

Potenzialen durch ungünstige soziokulturelle Rahmenbedingungen steht deshalb in der<br />

Kritik. Es werden Voraussetzungen eingefordert, die es ermöglichen, dass auch Ältere<br />

umfassend an den gesellschaftlichen Möglichkeiten teilhaben können, und die die Älteren<br />

zur Selbstverantwortung und zur Solidarität befähigen.<br />

In dieses relativ geschlossen erscheinende Gesamtbild der an die Kirche und Religion<br />

Gebundenen beziehungsweise der von ihnen nachgefragten und von der Kirche erbrachten<br />

Leistungen lassen sich zunehmend auch Differenzierungen einzeichnen. Ältere Menschen<br />

haben unterschiedliche Interessen an der kirchlichen Arbeit. Erfasst man zum Beispiel<br />

die Gesamtmitgliedschaft der evangelischen Kirche nach spezifischen Lebensstilen<br />

(gemäß den Kategorien der Milieuforschung), so zeigen sich deutliche Unterschiede auch<br />

zwischen den Typen der vorwiegend älteren Generationen. Ein als „geselligtraditionsorientiert“<br />

bezeichneter Typus, der sich besonders in vertraut-geselliger Umgebung<br />

wohl fühlt (z. B. in der klassischen „Frauenhilfe“), unterscheidet sich deutlich von<br />

einem „hochkulturell-traditionsorientierten“ Typus, der vor allem an Veranstaltungen mit<br />

hohem Niveau (z. B. klassischer Kirchenmusik) interessiert ist. Menschen aus diesem<br />

Bereich übernehmen bevorzugt auch Leitungsaufgaben in der Kirche. Beide Typen engagieren<br />

sich altruistisch – der hochkulturelle Typ generell „für andere“, der gesellige eher<br />

für einen begrenzten Kreis der Freunde und der Familie. Zudem rücken „modernisierte“<br />

Gruppen von Älteren nach, deren Bedürfnislagen und Interessen das kirchliche „Angebot“<br />

für ältere Menschen wahrscheinlich verändern werden. Demgegenüber sind ärmere oder<br />

von Armut bedrohte ältere Menschen in den Kirchengemeinden selten anzutreffen und<br />

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