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6. Altenbericht

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Des Weiteren besteht zunehmend Konsens darüber, dass das Auftreten psychischer<br />

Probleme im Alter in vielen Fällen nicht auf frühere Lebensphasen, vor allem nicht auf die<br />

frühe Kindheit, zurückgeht. Gerade Depressionen und Angstzustände, die zu den häufigsten<br />

psychischen Problemen im Alter gehören, werden oft in enger Beziehung zu den für<br />

das Alter charakteristischen Einbußen und Verlusterlebnissen gesehen.<br />

Es ist davon ausgehen, dass sich dieser Wandel der Altersbilder von Psychotherapeuten<br />

und Psychotherapeutinnen weiter fortsetzen wird. Diese Einschätzung gründet zunächst<br />

auf der Tatsache, dass spätere Generationen älterer Menschen weniger sozialisationsbedingte<br />

Vorbehalte gegen eine psychotherapeutische Behandlung haben und besser in der<br />

Lage sind, psychische Probleme auch so zu schildern, dass eine Indikation erkannt wird.<br />

Des Weiteren kann man davon ausgehen, dass Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen<br />

nicht nur in der Ausbildung, sondern auch in ihrer beruflichen Praxis zunehmend<br />

mit der Vielfalt von Alternsprozessen in Berührung kommen und dadurch zusätzliche Anstöße<br />

zur Differenzierung ihrer Altersbilder erhalten.<br />

Psychiatrische Versorgung demenzkranker und depressiv erkrankter älterer Menschen<br />

Die Alzheimer-Demenz und die Depression sind zwei Krankheitsbilder, die im Zentrum<br />

der psychiatrischen Versorgung älterer Menschen stehen. Sie führen in besonderem Maße<br />

vor Augen, welche Bedeutung Altersbilder – aber auch die Bilder vom älteren kranken<br />

Menschen – für Diagnostik, Therapie und Pflege haben können. Hier ist vor allem Folgendes<br />

zu bedenken: Wenn Demenzen und Depressionen nicht als Krankheit, sondern als<br />

Ausdruck eines natürlichen Alternsprozesses verstanden werden, unterbleiben bedeutende<br />

diagnostische, therapeutische und aktivierende Schritte; dem an einer Demenz oder<br />

Depression leidenden Menschen bleibt dann notwendige und sinnvolle Hilfe versagt. Ein<br />

unangemessenes Bild des Alters hat in diesen Fällen fachliche und ethische Folgen: Die<br />

fachlichen Folgen liegen darin, dass Möglichkeiten der Diagnostik, der Therapie und der<br />

Aktivierung nicht genutzt werden. Die ethischen Folgen sind darin zu sehen, dass trotz<br />

bestehender Interventionsmöglichkeiten zur Förderung von Gesundheit, Selbstständigkeit,<br />

sozialer Teilhabe und Lebensqualität bei psychischen Erkrankungen im Alter derartige<br />

Möglichkeiten ungenutzt bleiben und Hilfe, die gegeben werden könnte, nicht gegeben<br />

wird. Die für die medizinisch-pflegerische und soziale Versorgung verantwortlichen Personen<br />

müssen deshalb ihre Altersbilder und ihre Bilder vom kranken älteren Menschen,<br />

die ihren Entscheidungen und Handlungen zugrunde liegen, kritisch reflektieren und –<br />

sofern notwendig – revidieren. Der Maßstab für diese Reflexion und gegebenenfalls Revision<br />

von Altersbildern müssen empirische Befunde zu den grundlegenden Unterschieden<br />

zwischen Alter und (psychischer) Krankheit wie auch zu den Diagnose- und Interventi-<br />

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