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6. Altenbericht

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dieser Begegnungen, des Austauschs und des gemeinsamen Handelns neue Altersbilder<br />

herausbilden.<br />

4.6 Zivilgesellschaft als Zukunftskonzept<br />

Der demografische Wandel bringt für jeden Einzelnen und jede Einzelne die Aussicht auf<br />

ein langes Leben mit sich. Diese Veränderung fordert zur Herausbildung neuer, differenzierter<br />

Altersbilder heraus. Inwieweit lassen sich diese gesellschaftlichen Veränderungsprozesse<br />

und Aufgaben mit zivilgesellschaftlichen Konzepten und Entwicklungen verknüpfen?<br />

John Keane (2009) stellt Verbindungslinien zwischen der Thematisierung des Alterns in<br />

der Kunst und beginnenden zivilgesellschaftlichen Diskursen über das Alter her. Beides,<br />

die Themensetzung in der Kunst und die zivilgesellschaftlichen Diskurse, rücken Ältere<br />

vom Rand in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. Die Zivilgesellschaft als<br />

„das Etwas“ zwischen Markt und Staat, als die Welt selbstorganisierter Initiativen, Bewegungen,<br />

Netzwerke und Organisationen, ist durch einen Tätigkeitstypus charakterisiert,<br />

der weder den Koordinaten des Marktes noch den Gesetzmäßigkeiten staatlicher Verwaltung<br />

folgt. Er besitzt eine eigene Logik: die der Freiwilligkeit, der Selbstorganisation, der<br />

Anerkennung von Vielfalt und Differenz, der Ehrenamtlichkeit, des partikularen, aber gemeinsamen<br />

und verantwortlichen Einsatzes für allgemeinere Dinge, für das gemeine Wohl<br />

(Kocka und Brauer 2009: 175). Aus dieser Sicht erscheint das zivilgesellschaftliche Projekt<br />

zu einer großen Hoffnung des 21. Jahrhunderts zu werden (Kocka 2004), gerade<br />

wenn der Markt nicht als Lösung, sondern als Ursache vieler Probleme gesehen wird und<br />

die Grenzen des vor- und nachsorgenden Sozialstaats erkannt werden.<br />

Nun verspricht aber das Konzept der Zivilgesellschaft auch kein Paradies auf Erden. In<br />

jedem Fall aber eröffnet die Zivilgesellschaft – verstanden als die Welt der auf Freiwilligkeit<br />

beruhenden Selbstorganisation von Bürgerinnen und Bürgern – bedeutungsvolle<br />

Handlungsspielräume und leistet wichtige Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme.<br />

Ohne zivilgesellschaftliche Dynamiken und Aktivitäten lassen sich Zukunftsprobleme<br />

und Herausforderungen in einer alternden Gesellschaft nicht bewältigen. Eine solche Einsicht<br />

verändert Erwartungen an Markt und Staat und birgt Implikationen für Politikgestaltung<br />

ebenso wie für die individuelle Lebensführung. Eine Gesellschaft des langen Lebens<br />

ist auf die Aktivitätspotenziale von älteren Menschen angewiesen und hat Rahmenbedingungen<br />

dafür zu schaffen, dass zivilgesellschaftliches Engagement für ältere Menschen<br />

entstehen kann. Dabei kann und darf bürgerschaftliches Engagement nicht als Geldsparprogramm<br />

funktionalisiert werden. Demokratisch verfasste Gesellschaften brauchen eine<br />

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