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6. Altenbericht

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14.3 Individuelle Altersbilder in Kindheit und Jugend<br />

Bevor Menschen Erfahrungen mit ihrem eigenen Älterwerden und Altsein machen, verinnerlichen<br />

sie – so die sozialisationstheoretische Basisannahme – bereits als Kinder gesellschaftlich<br />

vorherrschenden Alter(n)sstereotype. Da diese zunächst nicht die eigene<br />

Altersgruppe betreffen, werden sie oftmals unreflektiert angenommen und bilden später<br />

den Hintergrund, vor dem die eigenen Erfahrungen mit dem Älterwerden gemacht werden.<br />

Während das Altersbild jüngerer Personen auf gesellschaftlichen Alter(n)stereotypen<br />

sowie Erfahrungen mit älteren Menschen, etwa mit den eigenen Großeltern, beruht, fließen<br />

dann, wenn eine Person älter wird, eigene Erfahrungen in die individuellen Alters-<br />

Selbstbilder ein. Die Forschung zur Entwicklung von Stereotypen (z. B. von Geschlechterstereotypen)<br />

zeigt, dass Bilder über soziale Gruppen, Stereotype und Vorurteile häufig<br />

schon in der Kindheit entstehen und sich in der Adoleszenz zunehmend stabilisieren. Die<br />

Wurzel der häufig problematisierten Altersstereotype in der Gesellschaft sowie die negative<br />

Wahrnehmung der aktuellen Lebensphase und die Unterschätzung der eigenen Leistungspotenziale<br />

bei manchen Älteren liegt – so ist anzunehmen – daher in der primären<br />

und sekundären Sozialisation (Schmitt 2007).<br />

Das Altersbild von Kindern wird wesentlich auf zwei Arten und Weisen geprägt. Zum einen<br />

interagieren Kinder mit älteren Menschen (Höpflinger und Hummel 2007). Begegnungen<br />

und Kommunikation mit den (Ur-)Großeltern oder älteren Nachbarn prägen das Bild,<br />

das Kinder von älteren Menschen haben. Allerdings ist anzunehmen, dass das Altersbild<br />

von Kindern auch – oder vielleicht sogar noch in stärkerem Maß – das Produkt der Stereotype<br />

erwachsener Bezugspersonen und medial transportierter Altersbilder in Kinderbüchern<br />

und im Fernsehen ist. Diese indirekten, aber mächtigen Einflüsse könnten angesichts<br />

seltener werdenden Primärerfahrungen im Umgang mit alten Menschen (in kleiner<br />

werdenden Kernfamilien und schrumpfenden verwandtschaftlichen wie lokalen Netzwerken)<br />

künftig an Bedeutung gewinnen. Die Einschätzungen von Kindern und Jugendlichen<br />

hinsichtlich der Fähigkeiten und Kompetenzen Älterer prägen den direkten Umgang mit<br />

älteren Menschen und sind die Basis für Vorstellungen des eigenen Älterwerdens in späteren<br />

Lebensabschnitten (Filipp und Mayer 1999. 132ff.).<br />

14.3.1 Altersbilder von Kindern<br />

Studien zu Altersbildern von Kindern werden seit etwa 1980 vor allem in den USA durchgeführt.<br />

Da es an vergleichbaren deutschen Studien mangelt, muss auf diese Arbeiten<br />

zurückgegriffen werden. Auch wenn die Ergebnisse dieser Studien nur mit Vorsicht auf<br />

Deutschland übertragbar sind, da sich der historische und kulturelle Kontext zwischen den<br />

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