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6. Altenbericht

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tet. Damit werden die Bedürfnisse und die Lebenssituation älterer Menschen ernst genommen.<br />

In den 1960er Jahren wird für den Bereich der Ernährung eine Umstellung schon vor Beginn<br />

des Alters gefordert. Dabei wird auch auf verbreitete Fehleinschätzungen über die<br />

Ernährung im Alter verwiesen („Schonkost“), der ein Bild vom bedürftigen und zu schonenden<br />

Alter zugrunde liegt. Wie auch im Bereich der Bewegung werden Ende der<br />

1980er Jahre bei der multifaktoriell entstehenden Mangelernährung Hochbetagter individuelle<br />

Lösungsansätze eingefordert. In den 1990er Jahren wird zudem Ernährung als ein<br />

Bereich der Prävention thematisiert.<br />

Vom passiven Schonen zum aktiven Fordern<br />

Bei der Umsetzung präventiver Bemühungen werden in den 1970er Jahren unterschiedliche<br />

psychologische Voraussetzungen zwischen jüngeren und älteren Menschen angenommen,<br />

die ein schonendes Vorgehen seitens des Arztes oder der Ärztin gegenüber<br />

älteren Menschen erforderlich mache. So wird zum Beispiel bei älteren Rauchern oder<br />

Raucherinnen ohne bislang erkennbaren gesundheitlichen Schaden ein weniger striktes<br />

Vorgehen empfohlen. Ihnen sollte nicht gleichermaßen strikt wie jüngeren Menschen vom<br />

Rauchen abgeraten werden, um ihnen damit nicht eine der wenigen verbliebenen Freuden<br />

des Lebens zu nehmen. Diese Sichtweise ist nicht nur pauschalierend und durch ein<br />

paternalistisches Arzt-Patienten-Verhältnis geprägt, sondern weist auf ein Verständnis<br />

vom Alter hin, dass dieses als karg und ohne (sinnliche) Erlebnisse erscheinen lässt.<br />

Vor dem Hintergrund, dass Altern nicht Abbau oder gar irreversible Schädigung bedeutet,<br />

wird zur präventiven Beeinflussung nachlassender intellektueller Fähigkeiten eine stärkere<br />

aktive Mitarbeit der Betroffenen und der Professionellen eingefordert („Fördern durch Fordern“).<br />

Der Erhalt und die Optimierung von Gesundheit im Alter wird damit nicht nur zu<br />

einer Anforderung an Professionelle und ältere Menschen, sondern mit der Reflexion von<br />

Lebenssituationen und der Veränderung von Rollenbildern eine Herausforderung für die<br />

gesamte Gesellschaft. Die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Reflektion von Altersbildern<br />

wird seitdem immer wieder aufgegriffen. Deutlich wird die Eigeninitiative der Älteren<br />

selbst eingefordert. So führt zum Beispiel ein Beitrag zur Bedeutung des Kraft- und Koordinationstrainings<br />

zur Sturzprävention im Alter aus: „Zu viele alte Menschen lehnen es<br />

noch ab, körperliches Training durchzuführen, weil sie sich in einer Phase der Passivität<br />

wähnen und auch glauben, dies stünde ihnen zu. Ehe eine Eigenaktivität einsetzt, wird<br />

lieber auf Medikamente zurückgegriffen, die nicht nur teuer sind, sondern mit zunehmendem<br />

Alter auch zunehmende Nebenwirkungen produzieren“ (Oster u. a. 1997: 292).<br />

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