20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Diese wohlwollend gemeinten Ratschläge ließen die Tatsache außer Acht, dass durch die<br />

Verschmelzung von Identitäten, meist über Jahrzehnte, ein Paar entstand, das in vielen<br />

Konsumentscheidungen als Einheit agierte. Mit dem Tod des Ehepartners verlieren viele<br />

Aktivitäten, zum Beispiel das gemeinsame Verfolgen von Fernsehsendungen, gemeinsame<br />

Einkaufsbummel, Urlaubserlebnisse oder Ausflüge, ihren Sinn und ihre Attraktivität, da<br />

sie nur mit dem Partner, mit dem man diese Aktivitäten einst gemeinsam geplant hatte,<br />

Spaß machten. „Der Tod hat diese gemeinsame Konsumwelt obsolet werden lassen. (…)<br />

Äußerungen der Einsamkeit und der Trostlosigkeit, die von diesen Witwen vorgebracht<br />

wurden, wurden oft genau im Sinne einer totalen Unfähigkeit erklärt, jene Konsumereignisse<br />

zu genießen, an denen sie vormals so sehr hingen; dies stellt wohl die fundamentalste<br />

und greifbarste Wirkung des Todes auf das Konsumentenverhalten dar“ (Turley<br />

2004: 616).<br />

7.2.2 Beeinflussung von Altersbildern durch die Wahrnehmung<br />

biologischer und psychischer Veränderungen<br />

Der soziale Alterungsprozess umfasst bestimmte Zeitspannen und kritische Ereignisse im<br />

„typischen“ sozialen Leben eines Individuums. Von dieser sozialen Dimension des Alterungsprozesses<br />

lassen sich das biologische und das psychologische Altern unterscheiden,<br />

die ebenfalls einen Einfluss auf das Konsumverhalten ausüben können (auch wenn<br />

sie von Individuum zu Individuum unterschiedlich verlaufen können).<br />

a) Das biologische Altern<br />

Das biologische Altern beschreibt die Beeinträchtigung der Funktionstüchtigkeit der Sinnesorgane<br />

und körperlichen Fähigkeiten. So steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sich das Hörvermögen oder das Sehvermögen verschlechtern oder<br />

sich der Geschmacks- oder Tastsinn verändern. Allerdings bedeutet das nicht, dass alle<br />

älteren Menschen automatisch schlecht hören, sehen, schmecken oder fühlen. Zwar haben<br />

mehr ältere als jüngere Menschen beispielsweise Hörprobleme, was allerdings laut<br />

amerikanischen Statistiken nur auf etwa 8,5 Prozent der über 65-Jährigen zutrifft. Schwierigkeiten<br />

mit dem Sehvermögen haben dagegen etwa ein Drittel der älteren Bevölkerung<br />

(Pasupathi und Löckenhoff 2002). So kann die Netzhaut von 55-Jährigen etwa ein Viertel<br />

weniger Licht aufnehmen als die von 20-Jährigen. Dies führt vor allem zu einer Beeinträchtigung<br />

der Informationsaufnahme und bedeutet für das Handelsmarketing beispielsweise,<br />

dass viele Geschäfte viel heller sein sollten als sie es heute sind (Underhill 2000)<br />

oder die Preisetiketten schlicht größer sein sollten. Ähnliches gilt für die Werbung. Solche<br />

einfachen Maßnahmen könnten ebenfalls das Selbstwertgefühl der Älteren stärken, die<br />

243

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!