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6. Altenbericht

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these ist die Annahme, dass Menschen im Prozess des Älterwerdens die eigenen Alterserfahrungen<br />

(Alters-Selbstbild) mit ihren allgemeinen Vorstellungen vom Alter (Alters-<br />

Fremdbild) vergleichen. Da das Alters-Fremdbild in der Regel eher negativ ist, kommt es<br />

zu einem so genannten „Abwärtsvergleich“: Man selbst steht besser da als älter werdende<br />

und alte Menschen im Allgemeinen (Heckhausen und Brim 1997). Je negativer das Altersstereotyp<br />

ist, desto positiver fällt dieser Hypothese zufolge der Vergleich mit den eigenen<br />

Alterserfahrungen aus. Dementsprechend sollten Personen mit negativen Altersstereotypen<br />

hohe Werte im subjektiven Wohlbefinden aufweisen, da sie angesichts dieser<br />

negativen Bilder die eigenen Alterserfahrungen vergleichsweise positiv bewerten können.<br />

Negative Altersstereotype können also protektiv wirken, indem man sich selbst und die<br />

eigene Entwicklung von „den anderen Alten“ abgrenzt: Was für alle gilt, muss nicht für<br />

mich gelten. Auch für diese Hypothese gibt es empirische Belege (Heckhausen und Krueger<br />

1993; Pinquart 2002). Zudem spricht die mit dem Alter wachsende Diskrepanz zwischen<br />

dem chronologischen Alter (das Alter, das anhand des Geburtsdatums errechnet<br />

wird) und dem gefühlten Alter („Wie alt fühlen Sie sich?“) für die Vergleichshypothese. Je<br />

älter Menschen werden, desto stärker weicht das gefühlte, subjektive Alter vom chronologisch<br />

bestimmten Alter ab. Hier wird auch deutlich, dass das Verhältnis von Selbst- und<br />

Fremdbild des Alters für jüngere und ältere Menschen unterschiedlich sein kann. Die<br />

Schere zwischen dem chronologischen Alter und dem subjektiven, gefühlten Alter wird mit<br />

zunehmendem Lebensalter größer (Teuscher 2009).<br />

Die zurzeit vorliegenden Forschungsbefunde lassen es nicht zu, zwischen den drei diskutierten<br />

Hypothesen eindeutig zu entscheiden. Die wissenschaftliche Forschung hat die<br />

Frage also noch nicht gelöst, welche der drei Annahmen zutrifft – und damit ist offen, in<br />

welcher Weise Selbst- und Fremdbilder des Alters sich gegenseitig beeinflussen. In jedem<br />

Falle lässt sich sagen: Die Bilder, die wir uns vom Alter im Allgemeinen machen, stehen in<br />

einer recht komplexen Wechselbeziehung mit jenen Vorstellungen, die wir von unserem<br />

eigenen Älterwerden haben. Das allgemeine Altersbild wird unsere Hoffnungen und Befürchtungen,<br />

die wir für unser eigenes Alter und Altern haben, nicht unberührt lassen;<br />

nichtsdestotrotz können auch individuelle Einstellungen das allgemeine Bild des Alters<br />

verändern. Gerade mit Blick auf die Frage, ob (und wie) sich Altersbilder im Lebenslauf<br />

verändern und ob (und durch welche Maßnahmen) Altersbilder gegebenenfalls modifizierbar<br />

sind, ist ein wichtiger Gesichtspunkt.<br />

14.2 Folgen und Wirkungen individueller Altersbilder<br />

Das bislang noch nicht gelöste Problem, wie Fremd- und Selbstbilder des Alters aufeinander<br />

einwirken, führt zu einer weiteren zentralen Frage, die in der Forschung zu indi-<br />

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