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6. Altenbericht

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Teilhabe und die im sozialen Umfeld verfügbaren emotionalen und instrumentellen Unterstützungspotenziale<br />

unmittelbar widerspiegeln. Wenn das eigene Leben im hohen Alter<br />

als nutzlos empfunden wird, dann spiegelt sich in dieser Haltung nicht lediglich wider,<br />

dass ein gutes Leben für nicht mehr gegeben gehalten wird. Vielmehr verweist eine derartige<br />

Haltung gegenüber dem eigenen, durch Verluste und Verletzlichkeit geprägten Leben<br />

in besonderer Weise auch auf das Ausmaß an Demütigung und mangelnder Achtung, das<br />

einem Menschen entgegengebracht wird.<br />

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Pflegecharta die angedeutete<br />

Problematik eigens aufnimmt. Denn in ihrer Präambel stellt sie ausdrücklich fest, dass<br />

der uneingeschränkte Anspruch auf Respekt vor der Würde und Einzigartigkeit für alle<br />

Menschen gilt. Aus der Tatsache, dass sich Menschen, die Hilfe und Pflege benötigen,<br />

häufig nicht selbst vertreten können, erwächst für Staat und Gesellschaft eine besondere<br />

Verantwortung für den Schutz ihrer Menschenwürde (Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2009).<br />

Doch nicht nur diese Menschen, sondern auch deren Angehörige – oder auch Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen von Versorgungssystemen und ehrenamtlich Tätige – sehen sich bei<br />

der Begleitung beziehungsweise bei der Therapie und Pflege chronisch erkrankter Menschen<br />

Grenzerfahrungen ausgesetzt. Gesellschaftliche und individuelle Altersbilder strukturieren<br />

die Kommunikation zwischen dem von Krankheit betroffenen Menschen und seinem<br />

näheren sozialen Umfeld. Des Weiteren bestimmen sie aber auch den Zugang zu<br />

qualitativ hochwertigen medizinischen und pflegerischen Versorgungsleistungen mit.<br />

Soziale Ungleichheiten haben für die Konfrontation und den Umgang mit Grenzen eine<br />

große Bedeutung. Die Sozialschicht korreliert eng mit dem Gesundheitszustand älterer<br />

Menschen: Multimorbidität ist bei Mitgliedern unterer Sozialschichten deutlich stärker ausgeprägt<br />

als bei Mitgliedern mittlerer und höherer Sozialschichten, was vor allem für Frauen<br />

gilt (Böhm, Tesch-Römer und Ziese 2009; Kruse und Ding-Greiner 2008). Darüber<br />

hinaus ist die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen und Pflegeleistungen in<br />

der Gruppe jener älteren Menschen, die eher den unteren Sozialschichten zuzurechnen<br />

sind, deutlich geringer als bei Angehörigen mittlerer und höherer Sozialschichten. Diese<br />

Ungleichheit in der Versorgung ist (wenn auch nicht allein!) auf die Verschiedenartigkeit<br />

der Altersbilder und des Gesundheitsverständnisses zurückzuführen, die in den verschiedenen<br />

Sozialschichten dominieren: In unteren Sozialschichten ist die Tendenz stärker<br />

ausgeprägt, Alter und Krankheit gleichzusetzen; zudem ist in unteren Sozialschichten die<br />

Überzeugung, Krankheiten durch den eigenen Lebensstil vermeiden oder in ihrem Verlauf<br />

positiv beeinflussen zu können, geringer ausgeprägt. Zugleich ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Lebensverhältnisse in den unteren Sozialschichten nicht nur weniger Optionen<br />

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