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6. Altenbericht

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Jahre zeichneten die Abgeordneten im Zusammenhang mit der Finanzierung der Pflegephase<br />

ein detailliertes Bild von den pflegebedürftigen Menschen, so etwa Heiner Geißler<br />

(CDU/CSU) im Dezember 1991: „Es gibt Menschen, die 24 Stunden am Tag ans Bett gefesselt<br />

sind, die gefüttert werden müssen, die Hilfe zum An- und Auskleiden benötigen,<br />

die sich nicht selbstständig fortbewegen können und die oft nach einem erfüllten Arbeitsleben<br />

wie Kinder ein Taschengeld vom Sozialamt finanziert bekommen“ (VDB 159: 5547).<br />

Das Thema Demenz griffen die Abgeordneten erst nach der Jahrtausendwende auf. Detlef<br />

Parr (FDP) zitierte aus dem Brief einer 70-jährigen Frau im mittleren Stadium der Erkrankung:<br />

„Ich merke, dass es immer mehr bergab geht. Mir ist das furchtbar unangenehm,<br />

dass da oben etwas nicht in Ordnung ist. Das ist dann genauso, wie wenn früher<br />

über jemanden gesagt wurde: Die ist nicht mehr ganz normal. Man hat aber keine Schuld<br />

daran“ (VDB 215: 1990).<br />

13.2.6 Zunehmende Differenzierung seit den 1990er Jahren<br />

Gleichwohl wurden bis Anfang der 1990er Jahre diese weiterhin sehr vereinfachenden<br />

Altersbilder der großen Vielfalt der Lebenssituationen der Älteren noch lange nicht gerecht.<br />

Dies änderte sich etwa in den Jahren 1992 mit der Einsetzung der Enquête-<br />

Kommission „Demografischer Wandel“ und 1993 mit der Vorlage des Ersten <strong>Altenbericht</strong>s.<br />

Unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Erkenntnisse verwiesen die Abgeordneten<br />

fortan auf die sehr unterschiedlichen Lebenslagen der Älteren und die Vielfalt der<br />

Altersbilder. Ursula Lehr (CDU/CSU) argumentierte im Oktober 1992 schon relativ differenziert:<br />

„In Deutschland gab es noch nie eine ältere Generation, der es so gut ging wie<br />

der jetzigen; noch nie eine ältere Generation, die bei so gutem Gesundheitszustand so alt<br />

geworden ist. Freilich, es gibt arme alte Menschen, aber nicht alle alten Menschen sind<br />

arm. Es gibt pflegebedürftige alte Menschen, aber nicht alle alten Menschen sind pflegebedürftig.<br />

Es gibt Probleme bei den Älteren, aber die Älteren sind keine Problemgruppe.<br />

[…] Es gibt außerdem eine wachsende Gruppe älterer Menschen, deren spezifische Probleme<br />

noch nicht erkannt sind, für die Vorkehrungen zu treffen sind: die älteren Ausländer<br />

– Altern in der Fremde – und die älteren, von Geburt an Behinderten oder die in jungen<br />

Jahren Behinderten, die jetzt älter werden“ (VDB 163: 9736f.). Im neuen Jahrtausend<br />

wurde außerdem auf die älteren Homosexuellen verwiesen (VDB 233: 8064).<br />

Diese Botschaft war um die Jahrtausendwende endgültig angekommen. Im November<br />

1999 unterschied die Abgeordnete Hannelore Rönsch (CDU/CSU) bereits zwischen jungen<br />

Alten, älteren Alten und Senioren. Gleichzeitig sagte die SPD-Abgeordnete Edith<br />

Niehuis: „Die Lebenssituation eines 60-Jährigen ist nicht mit der einer 90-Jährigen zu vergleichen.<br />

Auch wenn man die 70-Jährigen miteinander vergleicht, stellt man fest, dass sie<br />

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