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6. Altenbericht

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eichen Industriegesellschaften zu Gerontokratien einer neuen Art werden könnten, in<br />

denen eine Mehrheit von Alten mit demokratischen Mitteln die politische Macht erobert<br />

und dazu nutzt, die Jüngeren wirtschaftlich auszubeuten“ (Streeck 2007: 282).<br />

Was ist dran an diesen Annahmen? Die Alterung der Gesellschaft zeigt sich natürlich<br />

auch in der Altersstruktur der Wahlberechtigten. Die Altersgruppe der mindestens 60-<br />

Jährigen machte bei der ersten Bundestagswahl im Jahr 1949 27 Prozent der Wählerschaft<br />

aus, bis zur Bundestagswahl 2005 kletterte der Anteil der mindestens 60-Jährigen<br />

auf 33 Prozent (Schmidt, M. 2009). Dieser Anstieg zeigt nachdrücklich die Tendenz an,<br />

die sich aller Voraussicht nach in Zukunft fortsetzen wird: Man geht davon aus, dass die<br />

mindestens 60-Jährigen im Jahr 2040 etwa 40 Prozent der Wahlberechtigten ausmachen<br />

werden (Künemund 2006). Der steigende Anteil der Älteren an der gesamten Wahlbevölkerung<br />

geht damit einher, dass die Wahlbeteiligung von älteren Menschen höher ist als<br />

die von jüngeren Menschen. Bei der Bundestagswahl 2005 beteiligte sich die Altersgruppe<br />

der 60- bis unter 70-Jährigen von allen Altersgruppen am stärksten an der Wahl – ihre<br />

Wahlbeteiligung lag bei 85 Prozent, gegenüber 78,3 Prozent Wahlbeteiligung in der gesamten<br />

Wahlbevölkerung und 67,9 Prozent bei der Altersgruppe der 18- bis unter 25-<br />

Jährigen.<br />

Derzeit bevorzugen ältere Wähler und Wählerinnen überproportional die großen Volksparteien<br />

(SPD und die beiden Unionsparteien); die FDP und ganz besonders die Grünen<br />

haben hingegen mehr Rückhalt bei jüngeren Altersgruppen. Der so genannten politischen<br />

Kohortenthese zufolge rühren diese altersgruppenspezifischen Präferenzen für bestimmte<br />

Parteien von politischen Sozialisationsprozessen her. Die „Adenauer-Generation“, die<br />

während der Kanzlerschaft von Konrad Adenauer (also 1949 bis 1963) das Wahlalter erreicht<br />

hat, stellt im Jahr 2008 die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen; diese Gruppe hat ihr<br />

Leben lang eher die CDU gewählt. Die Altersgruppe, die Ende der sechziger und Anfang<br />

der siebziger Jahre zum ersten Mal zur Wahl ging, wird als die „Willy-Brandt-Generation“<br />

bezeichnet – diese Altersgruppe wählt auch heute noch in höherem Maße die SPD als<br />

andere Altersgruppen (Streeck 2007).<br />

Nicht nur die Wählerschaft, sondern auch die Mitgliederschaft der großen politischen Parteien<br />

altert (Kohli und Künemund 2000). So hat sich zum Beispiel in der CDU der Anteil<br />

der mindestens 60-Jährigen Mitglieder von 29,2 Prozent im Jahr 1990 auf 48 Prozent im<br />

Jahr 2007 erhöht. In der SPD stieg der Anteil der Älteren im gleichen Zeitraum von 24,6<br />

Prozent auf 46,7 Prozent. Bei der Linkspartei lag der Anteil der Mitglieder im Alter von 60<br />

oder mehr Jahren im Jahr 2007 sogar bei über 68 Prozent (Niedermayer 2008). Da die<br />

Bereitschaft zum Austritt bei jüngeren Mitgliedern höher ist als bei älteren Mitgliedern, und<br />

weil weniger junge Menschen neu in die Parteien eintreten als ältere Mitglieder, deren<br />

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