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6. Altenbericht

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fragmentarisch bleibendes Leben ist menschliches Leben spezifisch menschlich und kann<br />

seiner Vollendung in Gott entgegengehen.<br />

Bis ins hohe Alter hinein selbstverantwortlich alle möglichen Potenziale zu verwirklichen<br />

ist deswegen nicht nur sinnvoll, sondern geboten – Menschen sind durchaus zur Leistung<br />

berufen. Aber ihr Wert und ihre Würde hängen nicht an der Umsetzung dieser Imperative.<br />

Das theologische Denken bleibt deshalb allen Kriterien eines „erfolgreichen Alterns“ gegenüber<br />

skeptisch. Einige Theologen und Theologinnen fordern, dem „Terror des gelingenden<br />

Lebens“ zu wehren, den sie in einer neoliberal inspirierten Feier einer ausschließlich<br />

selbstverantwortlich zu erbringenden Alters-Fitness erkennen. Ein simples, eindimensionales<br />

„successful aging“ kann deshalb christlich-theologisch – aber wohl auch mit Blick<br />

auf andere Religionen – von vielen nicht ratifiziert werden. Denn auch dann, wenn sich<br />

das Alter nicht so einfach in die Selbsterfahrung der Menschen einordnen lässt und man<br />

sich stets jünger fühlt, als man ist, bleibt es eine Bedrohung und macht Angst, weil es mit<br />

dem Tod verbunden ist. Zwar bleibt das Scheitern stets eine Möglichkeit, die nicht ausgeblendet<br />

werden darf. Aber auch die christliche Überzeugung bleibt dahingehend mitten im<br />

Leben: Am Ende steht nicht Bewährung, sondern Vergebung und Liebe. Auch das vierte<br />

Alter darf in dieser Sichtweise nicht als das Ende jeder Freiheit begriffen werden.<br />

Die Einstellungen der verschiedenen Religionen zum Alter stimmen in vielen Bereichen<br />

überein. Allerdings sind die substantiellen Bestandteile des jeweiligen Glaubens durchaus<br />

unterschiedlich, wie die folgende Übersicht zeigt (Hock 2009):<br />

- Der Islam – ähnlich wie auch Christentum und Judentum – sieht das Alter als ein Stadium<br />

auf dem Weg eines persönlichen Selbst, das über den Tod hinaus in ein Jenseits<br />

führt und von einem Schöpfer abhängt, dem es letztlich verantwortlich ist. Älteren<br />

kommt deswegen Respekt und Hochachtung zu. Es gilt: Behandle Deine Eltern wie<br />

Du von Deinen Kindern behandelt werden möchtest. Wer keinen Respekt vor den Älteren<br />

hat, der hat keinen Respekt vor Allah.<br />

- Vertreter und Vertreterinnen des Judentums in Deutschland betonen die Heterogenität<br />

jüdischer Traditionen des Alters, die schon in der Torah angelegt ist: Die Urmütter und<br />

Urväter waren närrisch, stark, großzügig und zänkisch und ungerecht zugleich. Stets<br />

aber war es den Menschen eingeboren, Eltern und Großeltern zu ehren. Das fünfte<br />

Gebot klärt diese Verhältnisse als die eines steten Konfliktes.<br />

- Der Hinduismus wie der Buddhismus mit ihren Konzepten des unsterblichen Selbst<br />

und der komplementären Nicht-Selbst-Lehre weisen dagegen keinen Bezug zu einem<br />

Schöpfergott auf. Das Alter erscheint hier ein besonders großes Potenzial aufzuwei-<br />

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