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6. Altenbericht

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tenverfügungen wird flankiert von Bildern hilfebedürftiger Menschen, denen durch erniedrigende<br />

Lebensbedingungen die Würde genommen wird. Kulturell tragfähige Altersbilder<br />

müssen hingegen auch ein Leben mit schwerer Demenz als würdig kommunizieren und<br />

erfahrbar machen. Gelingt dies nicht, kann die „systematische Scholarisierung der Lebensphase<br />

Alter“ (Kolland und Kahri 2004) auch die Selbstausgrenzung älterer Menschen<br />

befördern: Der Diskurs über die mit der Hochaltrigkeit verbundenen individuellen und gesellschaftlichen<br />

Belastungen provoziert die Bereitschaft zum Lebensverzicht und zum<br />

„sozialverträglichen Frühableben“, die sich dann zynischerweise unter dem Vorzeichen<br />

der Autonomie als gesellschaftsdienlich etabliert. Im „Nebenzimmer“ des assistierten Alterssuizids<br />

findet das fachliche und menschliche Ringen um Lebensqualität von Sterbenden<br />

und Menschen mit Demenz statt. Die Botschaft der Zivilgesellschaft lautet: Eine Gesellschaft,<br />

die Hochaltrigkeit nicht schätzen lernt, hat keine Kultur.<br />

4.4 Ausmaß und Formen des bürgerschaftlichen Engagements<br />

in der Zivilgesellschaft<br />

Ehrenamt, freiwilliges Engagement, Bürger- und Zivilengagement – die Vielfalt außerberuflicher<br />

gesellschaftlicher Aktivitäten zeigt sich schon in der Fülle der Begriffe, die es dafür<br />

gibt. Im Ganzen werden diese Tätigkeiten heute häufig unter dem Begriff des „bürgerschaftlichen<br />

Engagements“ gefasst. Die neue begriffliche Vielfalt deutet darauf hin, dass<br />

ein Wandel im Bereich des freiwilligen Engagements stattgefunden hat: Stark verstetigte<br />

Formen und die oft lebenslangen Organisationsbindungen des „alten Ehrenamts“ sind<br />

abgelöst worden von eher situations- und projektbezogenen Beteiligungsformen („neues<br />

Ehrenamt“). In den unterschiedlichen Formen des Engagements, von den traditionellen<br />

bis zu neueren, experimentellen, spiegeln sich gleichsam die ebenso vielfältigen Altersbilder<br />

und Rollenangebote, die die Zivilgesellschaft für ältere Menschen bereithält. Bevor die<br />

Rolle von bürgerschaftlichem Engagement für die Gestaltung von Altersbildern in den<br />

Blick genommen wird, wird in diesem Abschnitt zunächst geklärt, wie das bürgerschaftliche<br />

Engagement heute aussieht. Hat es sich in den letzten Jahren verändert? Welche<br />

Aufgaben in welchen Bereichen zählen zum bürgerschaftlichen Engagement? Wie und<br />

auf welchen Gebieten engagieren sich Ältere in Deutschland und international?<br />

Formen bürgerschaftlichen Engagements<br />

Der Begriff des bürgerschaftlichen Engagements ist ein Sammelbegriff, unter ihn werden<br />

alle traditionellen und modernen Formen des Engagements von Bürgerinnen und Bürgern<br />

mit Gemeinwohlbezug subsumiert (Deutscher Bundestag 2002). Er wird genutzt, um Brücken<br />

zu schlagen zwischen alten und neuen Formen, zwischen klassischer Gemeinde-<br />

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