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6. Altenbericht

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Schwierigkeit, diese Zeichen richtig zu deuten, kann zur Verzögerung der Krankenhausaufnahme<br />

sowie zur Zunahme der Zahl „stummer“ beziehungsweise unerkannter<br />

Infarkte bei alten Menschen führen (Bayer u. a. 1986).<br />

Über die Ursachen für die ungleiche Behandlung von älteren und jüngeren Menschen, die<br />

der ungleichen Behandlung von Frauen und Männern ähnelt, ist wenig bekannt. Immer<br />

wieder werden in führenden medizinischen Zeitschriften Studien zu Unterschieden in der<br />

Therapie von Frauen und Männern beziehungsweise jüngeren und älteren Menschen<br />

veröffentlicht. Es wird angenommen, dass Frauen und ältere Menschen im Vergleich zu<br />

Männern und jüngeren Menschen als fragiler und verletzbarer eingeschätzt werden, sodass<br />

eher Abstand genommen wird von invasiven Methoden und von einer intensiven<br />

medikamentösen Therapie. Zudem bestehen bei Ärzten und Ärztinnen Unsicherheiten<br />

bezüglich der besten Praxis. Wenn relevante wissenschaftliche Evidenz fehlt und Studienergebnisse<br />

nicht bekannt sind, kann eine unzureichende Behandlung älterer Menschen<br />

begünstigt werden. Auch werden Gesundheitsbeschwerden im Alter von Professionellen<br />

(wie auch von den Betroffenen selbst) oft als altersgemäß eingestuft und weniger<br />

als Zeichen von Krankheit angesehen, was mit unterschiedlichen Behandlungsentscheidungen<br />

verbunden ist.<br />

Deutliche Unterschiede in Art und Umfang medizinischer Maßnahmen in der hausärztlichen<br />

Versorgung konnten für Deutschland in einer Studie mit 112 Beobachtungspraxen<br />

über einen Zeitraum von einem Jahr gezeigt werden (Schlau, Walter und Schwartz 2002).<br />

Sowohl bei Patienten und Patientinnen mit akutem Oberbauchschmerz als auch bei solchen<br />

mit Herzinsuffizienz oder koronarer Herzkrankheit zeigten sich zwischen den Altersgruppen<br />

deutliche Unterschiede bei den diagnostischen Strategien, beim Überweisungsverhalten,<br />

bei der Medikation und bei den daraus abgeleiteten Kosten für diagnostische<br />

Leistungen und Medikamentenverordnungen. Dabei ist ein Maximum ärztlicher Bemühungen<br />

im mittleren Alter zu beobachten, während bei den über 90-Jährigen durchgehend<br />

die wenigsten Leistungen erbracht wurden. Diese Ergebnisse zeigen sich für beide Geschlechter.<br />

Auffallend ist jedoch eine insgesamt höhere Überweisungsrate für Männer mit<br />

koronarer Herzkrankheit beziehungsweise Herzinsuffizienz sowie eine höhere Überweisungsrate<br />

der 60- bis 69-jährigen Männer für Oberbauchbeschwerden, bevor diese wie<br />

bei den Frauen mit dem Alter abnimmt. Auch die durchschnittlichen Kosten für diagnostische<br />

und therapeutische Leistungen sowie für Medikamente liegen bei den betrachteten<br />

Krankheiten bei Männern höher als bei Frauen.<br />

Eine deutsche Studie zur Versorgung bei Schlaganfall weist ebenfalls auf geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede hin. Schlaganfall tritt bei Frauen deutlich später auf als bei Männern.<br />

Koma, Lähmungen, Aphasie und Schluckprobleme in der Initialphase des Schlagan-<br />

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