20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Neuere Überlegungen, denen hier gefolgt werden soll, befürworten in diesem Zusammenhang<br />

eine betriebliche Personalpolitik, die sich überhaupt nicht (mehr) an (z. T. innerbetrieblich<br />

gesetzten) Altersgrenzen orientiert, also keine kalendarische Zuordnung und<br />

Typisierung vornimmt, sondern am Lebenszyklus ausgerichtet ist (Flüter-Hoffmann 2009c;<br />

Naegele und Sporket 2010). In diesem Sinne hat bereits die Bundestags-Enquête-<br />

Kommission Demografischer Wandel in ihrem Abschlussbericht von 2002 argumentiert,<br />

als sie sich zur Überwindung der Beschäftigungsprobleme Älterer für eine „lebenslaufbezogene<br />

Beschäftigungsförderungspolitik“ für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

mit Schwerpunkt in den Betrieben ausgesprochen hat, die explizit auf den Karrierecharakter<br />

von typischen Beschäftigungsrisiken und Beschäftigungsproblemen älterer Arbeitnehmer<br />

und Arbeitnehmerinnen bezogen sein sollte (Deutscher Bundestag 2002) und die im<br />

Kern darauf zielt, auf den unterschiedlichen Stufen der Erwerbsbiografie solche Risiken<br />

zu begrenzen und zu bekämpfen, die zu problematischen Fernwirkungen in den späteren<br />

Berufsjahren führen (können) und dann die Beschäftigungsfähigkeit einschränken. Als ein<br />

weiteres Ziel wird dabei auch die Überwindung der Jugendzentriertheit betrieblicher Leistungsregimes<br />

gesehen, in die begrenzte Tätigkeitsdauern auf den davon betroffenen Arbeitsplätzen<br />

für viele bereits strategisch eingebaut sind (Reindl 2009).<br />

Die Erkenntnis, dass Beschäftigte künftig deutlich länger im Berufsleben sein werden als<br />

heute, sollte demnach zu der Einsicht führen, dass dies nicht nur gezielte Maßnahmen für<br />

Ältere erfordert, sondern eine umfassend andere Sicht auf Erwerbsbiografien. Die Arbeitsumwelt<br />

der heute 35-jährigen Beschäftigten bedarf der besonderen Aufmerksamkeit.<br />

Eine „lebenszyklusorientierte Personalpolitik“ ist die konzeptionell angemessene Antwort<br />

auf die längere Lebensarbeitszeit. In einem solchem Konzept können nicht nur die unterschiedlichen<br />

altersbezogenen Lebensumstände und Bildungsvoraussetzungen systematisch<br />

berücksichtigt werden. Damit wird es auch möglich, der Tatsache Rechnung zu tragen,<br />

dass infolge der strukturellen Veränderung der Staatstätigkeit der Bedarf an privater<br />

Vorsorge (Rente, Gesundheit, Pflege, Bildung) zugenommen hat und Verantwortung dezentralisiert<br />

wurde. Die Perspektive auf die gesamte Erwerbsbiografie bietet die Möglichkeit,<br />

weniger die Kompetenzen Älterer zu bewerben als vielmehr die ausschöpfbaren Potenziale<br />

altersdifferenzierter Belegschaften. So geht es nicht nur und nicht primär um Altersbilder<br />

der betrieblichen Personalpolitik, die der Korrektur bedürfen, sondern um Bilder<br />

und Wahrnehmungen des Alterns.<br />

In diesem Zusammenhang wird unter einer lebenszyklusorientierten Personalpolitik ein<br />

Personalmanagementsystem verstanden, „das sich strategisch an den arbeits- und lebenszyklischen<br />

Bedürfnissen der Beschäftigten ausrichtet“ und dabei „alle Lebensphasen<br />

von der Berufswahl bis zum Ausstieg aus dem Beruf abdeckt“ (Flüter-Hoffmann 2009a<br />

226

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!