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6. Altenbericht

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10 Altersbilder und Pflege<br />

Mit Pflege und Pflegebedürftigkeit werden häufig die „dunklen“ Seiten des Alters verbunden.<br />

Der „Pflegefall“ erscheint als die Kehrseite des Bildes vom aktiven und produktiven<br />

Alter. Solche verbreiteten Bilder und Vorstellungen prägen die Pflege. Eine große Bedeutung<br />

für die Wirklichkeit der Pflege hat das Konstrukt der Pflegebedürftigkeit nach dem<br />

Pflegeversicherungsrecht (SGB XI), das Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung<br />

eröffnet und zugleich den Status der Pflegebedürftigkeit verleiht.<br />

Das sozialrechtlich festgelegte Verständnis von Pflegebedürftigkeit kann Auswirkungen<br />

auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung der dann „pflegebedürftigen“ Person haben. Bilder<br />

von der Pflege alter Menschen, durch rechtliche Vorgaben geprägt, von öffentlichen<br />

Diskussionen begleitet, durch Institutionen vermittelt, können auf der individuellen Ebene<br />

Einfluss nehmen auf das Selbstverständnis älterer Menschen, auf ihre Selbstachtung und<br />

Wertschätzung in der Gesellschaft und auf die „Relevanz“ ihrer Lebenssituation – prospektiv<br />

mit Blick auf eine „drohende“ Pflegebedürftigkeit“ oder aktuell als „pflegebedürftige“<br />

Personen. Altersbilder im Zusammenhang mit Pflegebedarfen können die Einstellungen<br />

älter werdender Menschen und der ihnen nahe stehenden Angehörigen prägen.<br />

Der Begriff der Pflegebedürftigkeit nach dem Pflegeversicherungsrecht (SGB XI) ist orientiert<br />

an der Vorstellung einer mit erheblichen Einschränkungen verbundenen „Altersgebrechlichkeit“<br />

und kann somit negative Altersbilder transportieren, die vor allem mit dem<br />

hohen Alter assoziiert werden. Dieses Verständnis von Pflegebedürftigkeit kann auf der<br />

Ebene der pflegerischen Interaktion handlungsleitend werden und die Ausgestaltung der<br />

Versorgung sowie die Nutzung vorhandener Potenziale mitbestimmen. Altersbilder können<br />

auch die Form und den Inhalt der Kommunikation zwischen Pflegenden und hilfebedürftigen<br />

Menschen in pflegebezogenen Kontexten beeinflussen. Sowohl die Vorstellungen<br />

vom eigenen Alter(n) als auch die Wahrnehmung des Gegenübers und die mit seiner<br />

Pflegebedürftigkeit vermuteten und zugeschriebenen Defizite, Kompetenzen sowie Rollenerwartungen<br />

prägen das kommunikative Handeln mit.<br />

Altersbilder in der Pflege können auch auf organisatorisch-institutioneller Ebene wirksam<br />

werden. Dies gilt zunächst für den Zugang zu Pflege- und Gesundheitsleistungen und<br />

deren Ausschluss. Das gilt aber auch für die institutionellen Rahmenbedingungen in Pflegeheimen<br />

und ambulanten Diensten, für die dort vorgesehenen Berufsgruppen mit ihren<br />

jeweiligen beruflichen Handlungslogiken. Gerade in der Pflege sind die institutionellen<br />

Bedingungen und Ausdifferenzierungen ökonomischen und rechtlichen Vorgaben geschuldet.<br />

Dies betrifft im Bereich der Pflege etwa die strikte Trennung und Segmentierung<br />

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