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6. Altenbericht

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Altersbilder, die in Organisationen institutionalisiert sind, wirken sich daraus auf, wie ältere<br />

Menschen von diesen Organisationen angesprochen werden und ob ältere Menschen die<br />

Leistungen dieser Organisationen nutzen und von ihnen profitieren können. Letztlich ergeben<br />

sich dadurch Folgen für die Möglichkeiten der Teilhabe älterer Menschen am sozialen<br />

Leben. In den christlichen Kirchen in Deutschland wird zum Beispiel das Alter häufig<br />

immer noch als der Lebensabschnitt gesehen, der vor allem durch seine Nähe zum<br />

Tod gekennzeichnet ist und dem deswegen eher seel- und fürsorgerisch begegnet wird.<br />

Kirchliche Angebote an „junge“ ältere Menschen, aus deren subjektiver Sicht der Tod<br />

noch weit weg ist, sind deshalb wenig verbreitet (siehe Kapitel 12 in diesem Bericht).<br />

Auch im Bildungswesen sind die Fort- und Weiterbildungsangebote der Bildungseinrichtungen<br />

wenig an den spezifischen Interessen und Bedürfnissen älterer Menschen ausgerichtet<br />

(siehe Kapitel 5 in diesem Bericht).<br />

Es ist jedoch nicht nur so, dass Altersbilder das Handeln von Organisationen beeinflussen<br />

können; es gibt auch die umgekehrte Wirkrichtung: Altersbilder werden als Folge organisationalen<br />

Handelns verfestigt oder verändert. Dies geschieht häufig unintendiert, etwa<br />

wenn von Banken oder Versicherungen aufgrund versicherungsmathematischer Berechnungen<br />

Altersgrenzen für die Vergabe von Krediten oder für den Abschluss von Versicherungsverträgen<br />

festgelegt werden (siehe Kapitel 11 in diesem Bericht). Solche Altersgrenzen<br />

haben aus betriebswirtschaftlicher oder versicherungsmathematischer Sicht durchaus<br />

ihre Berechtigung; wenn jedoch aufgrund dieser Altersgrenze ältere Menschen keinen<br />

Kredit mehr aufnehmen können oder einen bestimmten Versicherungsschutz nicht mehr<br />

bekommen, dann kann dies zu einer Einschränkung der sozialen Teilhabe und so zur<br />

Verfestigung negativer Altersbilder führen.<br />

(c) Die Wirkungen von Altersbildern in sozialen Interaktionen. Eine Reihe von Studien<br />

weist darauf hin, dass Altersstereotype die Interaktion zwischen jüngeren und älteren<br />

Menschen beeinflussen und konkrete Folgen für die älteren Personen haben. In einer<br />

Studie wurden die Kommunikationsstile von Personen aus unterschiedlichen Altersgruppen<br />

gegenüber zwei Typen von älteren Personen untersucht: In einem Fall verkörperte<br />

die ältere Person ein negatives Altersbild, im anderen Fall ein positives Altersbild (Hummert<br />

u. a. 1998). Gegenüber der Person, die ein negatives Altersbild verkörperte, zeigte<br />

sich konsistent ein deutlich stärker bevormundendes und herablassendes Kommunikationsverhalten<br />

als gegenüber der Person, die ein positives Altersbild verkörperte.<br />

Beobachtungen in Pflegesituationen haben gezeigt, dass Pflegekräfte in der Interaktion<br />

mit pflegebedürftigen älteren Menschen einem so genannten Unselbstständigkeits-<br />

Unterstützungs-Skript (dependency-support script) folgen: Sie erleben häufig die Situation,<br />

dass ältere Menschen Hilfe von anderen Menschen benötigen; diese Erfahrung ver-<br />

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