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6. Altenbericht

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Versorgungsangebote nicht in ausreichendem Maße in Anspruch nehmen (Horton, Baker<br />

und Deakin 2007).<br />

14.2.3 Individuelle Altersbilder: Nur ein Abbild der Lebenslage?<br />

Die Befunde zur Bedeutung von Altersbildern für die Entwicklung des Gesundheitszustands<br />

sind beachtlich, wobei anzunehmen ist, dass diese individuellen Altersbilder im<br />

Rahmen der Lebenslage einer Person entstanden sind: Gute Bildung könnte dazu führen,<br />

dass gesellschaftliche Alter(n)sstereotype nicht unreflektiert übernommen und in die Vorstellungen<br />

vom eigenen Älterwerden eingefügt werden. Zudem könnten gute Bildung, eine<br />

schöpferische und konstruktive Berufstätigkeit im Lebenslauf sowie ein gutes Einkommen<br />

dazu beitragen, dass eine Person ihr eigenes Alter(n) positiver erlebt als eine Person mit<br />

geringer Bildung, belastender Erwerbstätigkeit und knappen finanziellen Ressourcen.<br />

Dies könnte auch bedeuten, dass individuelle Altersbilder keine eigenständige Wirkung<br />

entfalten, sondern allenfalls die – wesentliche und grundlegende – Wirkung der Lebenslage<br />

verstärken könnten. Man könnte argumentieren, dass individuelle Altersbilder nichts<br />

anderes sind als ein Epiphänomen (Abbild) der Lebenslage.<br />

In den folgenden Abschnitten 14.3 und 14.4 werden wir uns der Frage zuwenden, welche<br />

Merkmale der Lebenssituation Altersbilder beeinflussen. Dabei wird die Entwicklung der<br />

Altersbilder in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter nachgezeichnet, und es werden<br />

wichtige Faktoren untersucht, die Altersbilder im Lebenslauf beeinflussen und formen. Ein<br />

wichtiges Ergebnis sei an dieser Stelle vorweggenommen: Es ist keineswegs so, dass die<br />

Lebenslage vollständig bestimmt, wie eine Person über das Alter und das Älterwerden<br />

denkt. Vielmehr unterscheiden sich Menschen erheblich in der Art und Weise, wie sie<br />

über das Alter denken. Dies gilt auch, wenn man einzelne Personengruppen betrachtet:<br />

Es trifft nicht zu, dass alle älteren Menschen uniforme Auffassungen über das Alter haben.<br />

Vielmehr sind Unterschiede zwischen Personen (interindividuelle Varianz) ebenso zu<br />

konstatieren wie unterschiedliche Verläufe im Lebenslauf (intraindividuelle Varianz). Auch<br />

wenn das Alter einer Person im Durchschnitt mit der Ausprägung von Altersbildern zusammenhängt,<br />

so zeigt die Variabilität von Altersbildern innerhalb einer Altersgruppe,<br />

dass es nicht allein das (chronologische) Alter ist, das Altersbilder beeinflusst. Offensichtlich<br />

werden individuelle Altersbilder durch die Lebenslage beeinflusst, aber sie sind kein<br />

reines Abbild der Lebenslage. Zugleich gilt auch die Feststellung, dass Variabilität die<br />

notwendige Voraussetzung für die Möglichkeit von Interventionen ist: Die Analyse von<br />

Einflussfaktoren auf individuelle Altersbilder hat für die Frage, ob (und welche) Interventionen<br />

zur Veränderung von Altersbildern möglich und effektiv sind, eine hohe Bedeutung.<br />

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