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6. Altenbericht

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Übersicht 7.3: Darstellungen älterer Menschen in der Werbung<br />

Zwei am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes verfasste<br />

Master- bzw. Diplomarbeiten liefern erste Belege für diese Thesen. Wichelmann (2008) analysierte<br />

Werbespots mit einer kumulierten Länge von sechzig Minuten, die auf neun verschiedenen Sen-<br />

dern (ARD, ZDF, RTL, SAT 1, RTL 2, VOX, n-tv, ProSieben und Kabel eins) am 8. August 2008<br />

zwischen 14.00 Uhr und 22.30 Uhr aufgenommen wurden. Sie stellt fest, dass in den insgesamt<br />

182 aufgezeichneten Werbespots nur 30 Filme über 50-Jährige darstellten. Werbefilme für Autos<br />

und Haushaltsmittel setzten ausschließlich auf jüngere Darsteller und Darstellerinnen. Es ist auffäl-<br />

lig, dass gerade in der Automobilwerbung, obwohl Ältere hier höhere Anschaffungspreise zu zah-<br />

len bereit sind als Jüngere und das Durchschnittsalter der Neuwagenkäufer und -käuferinnen bei<br />

über 50 Jahren liegt, keine älteren Fahrer und Fahrerinnen präsentiert werden, während es junge,<br />

sehr attraktive Frauen zuhauf gibt.<br />

Schneider (2009) analysierte insgesamt 629 Werbespots, die im Monat April 2009 zwischen 11.00<br />

Uhr und 24.00 Uhr von den Sendern ARD, ZDF, RTL, SAT und ProSieben ausgestrahlt wurden.<br />

Von den 629 Spots zeigten 495 eine oder mehrere Personen in der Handlung. Insgesamt wurden<br />

1.553 Personen in den Spots gezählt, von denen 180 (12 Prozent) als 50 Jahre und älter einge-<br />

schätzt wurden. Im Vergleich mit der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung zeigt sich, dass die<br />

Älteren im Werbefernsehen unterrepräsentiert sind.<br />

Schneider (2009) nahm auch eine inhaltliche Auswertung der Spots nach Altersbildern vor. Die<br />

Rollen der 180 älteren Darsteller und Darstellerinnen wurden in zuvor festgelegte verschiedene<br />

Kategorien eingeteilt. Es zeigte sich, dass 73 Prozent der Rollen positive Stereotype waren: Gol-<br />

den Ager (62 Prozent), perfekte(r) Großmutter/Großvater (5 Prozent), Experte (6 Prozent). 27 Pro-<br />

zent der Rollen konnten negativen Stereotypen zugeordnet werden: zänkisches Weib/Griesgram<br />

(11 Prozent), der Verletzliche (1 Prozent), der Exzentriker (13 Prozent), der Clown (2 Prozent). Es<br />

wurde auch untersucht, ob die mindestens 50-Jährigen in den Spots als berufstätig dargestellt<br />

wurden. 29 Prozent waren in den Spots berufstätig, 71 Prozent dagegen nicht, wobei Frauen signi-<br />

fikant seltener berufstätig präsentiert wurden und mehr Männer als Frauen zu den so genannten<br />

Prominenten zählten. Auch gab es einen Unterschied in den Berufsfeldern. Während 68 Prozent<br />

der 50- bis 65-jährigen Männer in den Fernsehwerbefilmen einen Prestigeberuf ausübten, waren<br />

es nur 44 Prozent der Frauen. Wenn Frauen über 50 zudem eine Rolle als Darstellerin erhielten,<br />

dann bewarben sie fast ausschließlich Produkte mit Altersbezug (z. B. Medikamente oder Haut-<br />

cremes).<br />

Man kann also festhalten, dass ältere Menschen in der Tat unterrepräsentiert sind und in<br />

der Werbung vor allem für Produkte mit Altersbezug eingesetzt werden. Daraus ergeben<br />

sich die Fragen, ob werbetreibende Unternehmen die Relevanz der Zielgruppe der Älteren<br />

immer noch nicht erfasst haben oder ob diese befürchten, dass durch die Darstellung<br />

älterer Kunden und Kundinnen in der Werbung die Attraktivität des Produktes gerade in<br />

dieser Altersgruppe nachlässt, da sich Ältere über den Konsum (unbewusst?) verjüngen<br />

möchten, um dem idealen Fremdbild ein Stück näher zu kommen. Ist letztere Befürchtung<br />

begründet? Erste Antworten kann ein Experiment liefern, das am Institut für Konsum- und<br />

Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes (IKV) durchgeführt wurde. Es<br />

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