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6. Altenbericht

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Alter: Isolation, Einsamkeit und Ausgliederung<br />

In den 1970er Jahren, in der Diskussion um die negativen Folgen verringerter sozialer<br />

Kontakte nach dem Austritt aus dem Erwerbsleben, wird das Alter durch seine sozialen<br />

Implikationen als ein psychosozialer Stressor angesehen. Dabei müsste „die Prävention<br />

der Altersdefekte [...] zu einem guten Teil in der Änderung der allgemeinen Einstellung zu<br />

alten Menschen bestehen. [...] Eine Soziotherapie der Alten hat drei Risiken zu bekämpfen:<br />

das sinkende Sozialprestige, die Lebensangst der Alten und ihre Isolation“ (Schaefer<br />

1975: 264).<br />

Isolation und Einsamkeit bestimmen vielfach das Bild vom älteren Menschen in den<br />

1960er und 1970er Jahren. Es gelte, die älteren Menschen aus ihrer einsamen Lage zu<br />

befreien. So werden Maßnahmen der präventiven Rehabilitation, zu denen ärztliche Untersuchungen<br />

und Beratungen zählen, als Möglichkeit gesehen, um „den Alternden in<br />

seiner Wohnung gesund [zu] erhalten“ und um „das Dahindämmern, das Vereinsamen, oft<br />

sogar das Verwahrlosen der älteren Bevölkerung [zu] vermeiden“ und den „gefürchteten<br />

Milieuwechsel [zu] verhüten“ (Meier-Baumgartner 1976: 198f.).<br />

In einem Beitrag von 1980 zu öffentlichen Sozialausgaben für alte Menschen werden gesellschaftliche<br />

Vorstellungen adressiert, die die Verantwortung an die Sozialpolitik abgeben:<br />

„Gerade die Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber der älteren Generation<br />

dürften sehr weitgehend von der Erwartungshaltung geprägt sein, dass die Erfüllung der<br />

Bedürfnisse alter Menschen Angelegenheit sozialpolitischer Institutionen ist. Defizitäre<br />

Lebenslagen älterer Menschen sind aber nur zum Teil Resultat der Defizite der Sozialausgabenpolitik.<br />

Diese Defizite zu schließen, ist eine wichtige Aufgabe der Altenpolitik,<br />

eine andere ist es, nicht eine Politik der Finanzierung der gesellschaftlichen Ausgliederung<br />

alter Menschen zu sein“ (Schiel und Schreyer 1980: 274).<br />

Ein anderer Beitrag gibt 1993 einen Einblick in die Prävention im Wohn- und Pflegeheim<br />

und vermittelt einen Eindruck von dahinter stehenden Altersbildern: „Trotz Institutionalisierung<br />

sollen die individuelle Gestaltung des Lebens und die Wahrung der Intimität ermöglicht<br />

werden. Strukturell bedingte Störungen dürfen nicht als Krankheitssymptome mit<br />

Psychopharmaka zu Lasten der Bewohner ‚therapiert’ werden“ (Wojnar 1993: 459). Konstatiert<br />

wird im Zuge der Reduktion von Stürzen in Alten- und Pflegeheimen 1997 auch,<br />

dass es neben Freiheitsbeschränkungen hier bislang keine präventiven Maßnahmen zur<br />

Sturzreduktion gibt. Zehn Jahre später werden – diesmal spezifisch bei Demenzkranken –<br />

freiheitseinschränkende Maßnahmen zur Sturzprophylaxe nochmals aufgegriffen. Es wird<br />

dafür plädiert, diese aufgrund ihres geringen Nutzens und hohen Schadenpotenzials nicht<br />

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