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6. Altenbericht

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(6) lebensweltbezogene Versorgung und Sicherheit, mit einem Publikationsschwerpunkt<br />

insbesondere in diesem Jahrzehnt, (7) Diskriminierung und Gewalt, ebenfalls vorwiegend<br />

in diesem Jahrzehnt sowie (8) Strukturbildung und rechtliche Rahmenbedingungen (Lux,<br />

Patzelt und Schneider 2009).<br />

Auffallend sind die Heterogenität der Themen und das oft zeitlich begrenzte Fenster ihrer<br />

Diskussion. Insgesamt ist in der Gerontologie und Geriatrie eine seit mehreren Jahrzehnten<br />

bestehende Bereitschaft erkennbar, sich mit präventiven und gesundheitsförderlichen<br />

Aspekten zu befassen und die Erkenntnisse in der Praxis zu implementieren. Allerdings<br />

ist erst in den letzten fünf Jahren auch eine kontinuierliche Zunahme in quantitativer Hinsicht<br />

erkennbar. Qualitativ ist eine Zunahme der Komplexität der Betrachtungen und der<br />

Vertiefung neuer Aspekte zu verzeichnen. Vermittelten die Beiträge aus den 1980er und<br />

1990er Jahren zum Teil ein eher (zweck-)optimistisches Bild von den Möglichkeiten einer<br />

präventiven Einflussnahme zum Beispiel auf Demenz, jedoch ohne belastbaren Nachweis<br />

der Wirksamkeit, werden präventive Maßnahmen und ihre Wirksamkeit nun vermehrt wissenschaftlich<br />

fundiert. Eindrucksvoll zeigt sich die Zunahme der Komplexität am Beispiel<br />

des Sturzgeschehens bei älteren Menschen und seiner Prophylaxe. Vor allem in den ersten<br />

Jahrzehnten gab es aber auch skeptische Hinweise, die vor einem Aktionismus in der<br />

Prävention, übertriebenen Hoffnungen und vor Fehlinvestitionen warnten.<br />

In den 1960er Jahren wurde – nicht nur im Fachorgan, sondern auch in Lehrbüchern – die<br />

Zunahme von chronischen progredienten Erkrankungen im Vergleich zu akuten und übertragbaren<br />

Krankheiten beschrieben und die Bedeutung der Prophylaxe – der damalige<br />

Begriff für Prävention – hervorgehoben. Die wissenschaftliche Erforschung von Möglichkeiten<br />

und Erfolgen in der Präventivmedizin war allerdings noch in ihren Anfängen, sodass<br />

nicht davon ausgegangen wurde, dass präventive Maßnahmen auch im hohen Alter<br />

zu Erfolgen führen.<br />

Der Gedanke, dass mit einer Verminderung von Risiken für die Gesundheit auch im hohen<br />

Alter positive Effekte auf die Gesundheit erzielt werden können, setzte sich in den<br />

1990er Jahren durch und wurde seither mit einer Vielzahl von Studien belegt. Es konnte<br />

der Nachweis erbracht werden, dass der menschliche Organismus auch im hohen Alter<br />

sowohl im physischen als auch psychischen Bereich Plastizität (d. h. Veränderung und<br />

Wachstum) zeigt, und dass eine Verminderung von Risiken auch im hohen Alter zu positiven<br />

gesundheitlichen Ergebnissen führt (Kruse 2002). Diese Entwicklung ersetzte die<br />

Vorstellung vom Alter als einer überwiegend durch Leistungsabbau charakterisierten Lebensphase<br />

durch ein Bild vom Alter, das eine Fülle von unentdeckten Potenzialen in sich<br />

trägt, die nur wahrgenommen und trainiert werden müssen, um Gesundheit bis ins hohe<br />

Alter zu garantieren. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass immerhin bei 10 bis 30<br />

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