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6. Altenbericht

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Auch wenn dem Messkonzept des „kognitiven Alters“ immer noch eine hohe Validität zugebilligt<br />

wird, so bestehen dennoch berechtigte Zweifel daran, dass das kognitive Alter<br />

allein tatsächlich ein genügend umfassendes Konstrukt für die Erklärung des Konsumverhaltens<br />

älterer Menschen ist, betrachtet man den in vielen Untersuchungen nur gering<br />

ausgeprägten Varianzerklärungsanteil dieser unabhängigen Variablen. Eine Befragung<br />

der Gesellschaft für Konsumforschung aus dem Jahr 2008 ergab, dass sich 73 Prozent<br />

der Deutschen jünger einschätzen als sie sind, und zwar um etwa 9 Jahre. Wenn sich die<br />

überwältigende Mehrheit als ähnlich jung einschätzt (die Variable also keine Varianz aufweist),<br />

hat die Variable „subjektiv gefühltes Alter“ nur geringe Erklärungskraft für heterogene<br />

Konsumentscheidungen älterer Menschen. Weiter kann am Konzept des kognitiven<br />

Alters kritisiert werden, dass das kognitive Alter meistens mit nur vier Aspekten operationalisiert<br />

wird, so zum Beispiel mit „Ich fühle mich als ob ich … Jahre alt wäre“ (feel-age),<br />

„Ich sehe aus als ob ich … Jahre alt wäre“ (look-age)“, „Ich habe Interessen als ob ich …<br />

Jahre alt wäre“ (interest-age) und „Ich mache Sachen die andere tun, wenn sie … Jahre<br />

alt sind“ (do-age).<br />

Es scheint deshalb sinnvoll zu sein, das Konzept des kognitiven Alters zu ergänzen.<br />

Schiffman und Sherman (1991) haben schon frühzeitig darauf hingewiesen und prognostizieren,<br />

dass ältere Menschen nicht nur immer jünger aussehen und sich jünger fühlen<br />

werden als frühere Generationen, sondern dass auch die Anzahl der älteren Menschen<br />

zunehmen wird, die sich durch hohes Selbstvertrauen auszeichnen und im Alter neue<br />

Erfahrungen, Herausforderungen und Abenteuer suchen. Zur Bestimmung des subjektiv<br />

empfundenen Alters sei es deshalb unabdingbar, die vier Dimensionen des kognitiven<br />

Alters um das Selbstvertrauen, die subjektiv empfundene Relevanz der „Selbstkontrolle“<br />

über das eigene Leben und den Wunsch nach Veränderungen zu erweitern, da diese Variablen<br />

zur Erklärung des Konsumverhaltens einen wesentlichen Beitrag leisten könnten.<br />

In der Tat konnten etwa Iyer und Eastman (2006) im Rahmen einer repräsentativen Studie<br />

in den USA herausfinden, dass ältere Konsumenten und Konsumentinnen (in der Regel<br />

waren die Befragten zwischen 65 und 74 Jahre alt) mit „geringem kognitiven Alter“ und<br />

„hohem Selbstvertrauen“ signifikant häufiger das Internet als Kommunikationsmedium und<br />

Einkaufskanal nutzten als vom chronologischen Alter her vergleichbare Bürger und Bürgerinnen<br />

mit „höherem kognitiven Alter“ und „geringerem Selbstvertrauen“. Das Selbstvertrauen<br />

ist also eine weitere signifikante Erklärungsgröße. Die Bestimmung des kognitiven<br />

Alters sollte daher durch eine Erhebung des Selbstvertrauens und des Wunsches nach<br />

Selbstkontrolle und Selbstbestimmtheit ergänzt werden.<br />

Darüber hinaus wird das noch umfassendere Konzept des „Altersbildes“ vermehrt in der<br />

Konsumverhaltensforschung verwendet. In der gerontologischen Literatur bescheinigt<br />

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