20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Übersicht 7.2: Alters- und Kohorteneffekte in der Konsumverhaltensforschung<br />

Mit der Aufdeckung der „Defining Memories“ lässt sich auch ein Stück weit die Frage beantworten,<br />

ob es sich bei bestimmten Konsumphänomenen um einen Kohorten- oder um einen Alterseffekt<br />

handelt. Für die Erfolgsprognose von Produkten und Dienstleistungen ist die Unterscheidung zwi-<br />

schen Kohorten- und Alterseffekten sehr relevant. Zeigt ein Vergleich zwischen verschiedenen<br />

Kohorten, dass nur die heute 65- bis 75-Jährigen ein besonderes Faible für Dixielandmusik und<br />

Dixielandlokale aufweisen, nicht aber etwa die 55- bis 65-Jährigen, dann handelt es sich um einen<br />

Kohorteneffekt, der vielleicht darin begründet liegt, dass diese Jazzmusik in der Jugendzeit der<br />

heute Älteren als besonders attraktiv galt. Kohorteneffekte könnten also durch die Ermittlung der<br />

Jugendträume unterschiedlicher Jahrgänge aufgedeckt werden. Zeigen jedoch alle Menschen,<br />

unabhängig vom Geburtsjahrgang, ab dem Erreichen einer bestimmten (gefühlten) Altersstufe ein<br />

ähnliches Bedürfnis (z. B. Sicherheitsbedürfnis), dann handelt es sich um einen Alterseffekt. Es ist<br />

jedoch oft schwierig zu bestimmen, ob es sich bei einem bestimmten Konsumverhalten um einen<br />

Alters- oder um einen Kohorteneffekt handelt. So hat die Gesellschaft für Konsumforschung (Gas-<br />

par 2009) festgestellt, dass mindestens 85 bis 90 Prozent der Deutschen über 60 Jahre (dies ent-<br />

spricht rund 18 Millionen Bürgerinnen und Bürgern) täglich ausgiebig zu Hause frühstücken, wäh-<br />

rend das nur 52 Prozent der 30- bis 49-Jährigen (etwa 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger) tun.<br />

Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob sich der Anteil der „Zu-Hause-Frühstücker“ unter den heute<br />

50-Jährigen nach Eintritt in das Rentenalter (also in 10 bis 15 Jahren) signifikant um 35 Prozent<br />

erhöhen wird. Wenn dies so wäre, dann würde sich dieses Verhalten quasi automatisch mit dem<br />

Ende des Berufslebens einstellen. Es würde sich dann um einen Alterseffekt handeln, ausgelöst<br />

vielleicht durch die Aufgabe des Berufs und die Möglichkeit, länger zu schlafen. Es könnte jedoch<br />

auch sein, dass die heute 50-Jährigen auch im Rentenalter das häusliche Frühstück meiden oder<br />

lieber häufiger außer Haus frühstücken werden. Für die Lebensmittel- und Gastronomiebranche ist<br />

dies ganz sicherlich von großem Interesse.<br />

Auch negative Lebensereignisse, wie die Ehescheidung nach dem Auszug der Kinder<br />

oder des Kindes aus dem gemeinsamen Haushalt, können eine Änderung des Lebensstils<br />

und damit des Konsumverhaltens bewirken. So möchte sich eine Person in dieser Phase<br />

vielleicht vorsätzlich anders kleiden, sportlicher werden und sich bewusster ernähren, um<br />

für potenzielle neue Partner oder Partnerinnen attraktiv auszusehen (Mathur, Moschis und<br />

Lee 2008). Das veränderte Konsumverhalten kann infolge auch die Angst vor dem Altern<br />

verringern: Wird das neue Outfit oder das sportliche Erscheinungsbild seitens der Umwelt<br />

positiv wahrgenommen (Belohnungseffekt), wird das Selbstbewusstsein gestärkt, was zu<br />

neuem Lebensmut führen kann.<br />

Schließlich können die Erfahrungen, die eine erwachsene Person mit dem hohen Alter<br />

ihrer eigenen Eltern macht (oder mit deren Pflege), nicht nur die Einstellungen zum Alter,<br />

241

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!