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6. Altenbericht

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tersbilder jedoch die Art und Weise bestimmen, wie kommuniziert wird. Im Folgenden<br />

werden sprachlich-kommunikative Manifestationen von Altersbildern beschrieben:<br />

(1) Nonvokale und nonverbale Manifestationen. Altersbilder können durch Mimik,<br />

Gestik, Körperhaltung, Körperkonstellation oder Körperkontakt zum Ausdruck gebracht<br />

werden. Eine geringe Gesprächsdistanz kann zum Beispiel darauf hindeuten,<br />

dass dem Gegenüber sensorische Defizite unterstellt werden, oder darauf,<br />

dass die personale Sphäre nicht beachtet wird.<br />

(2) Verbalisierungsbegleitende Manifestationen. Altersbilder können durch Veränderungen<br />

des Sprechtempos, der Artikulierung oder der Lautstärke zum Ausdruck<br />

kommen.<br />

(3) Manifestationen im verbalen Anteil von Äußerungen. Manchmal kommen Altersbilder<br />

durch die Wortwahl zum Ausdruck, wenn zum Beispiel vergleichsweise einfache<br />

Worte gewählt werden, wenn Fachwörter oder Fremdwörter vermieden werden.<br />

Syntaktische Eigenschaften von Äußerungen, wie die Satzlänge oder die syntaktische<br />

Komplexität von Sätzen, sind ebenfalls geeignet, zugrunde liegenden Altersbildern<br />

Ausdruck zu geben, etwa wenn alten Menschen gegenüber kurze, einfach<br />

gebaute Sätze verwendet werden. Auch in der gewählten Bezeichnung für ältere<br />

Menschen (etwa Seniorin, Pensionär, alter Mensch, älterer Mensch, Grufti)<br />

können Wertungen als Komponenten von Altersbildern zum Ausdruck kommen.<br />

Die meisten Bezeichnungen für alte Menschen beinhalten Bedeutungskomponenten,<br />

die sie nicht als neutral-denotativ erscheinen lassen. Das gleiche gilt für altersbezeichnende<br />

Ausdrücke (etwa alt, rüstig, überaltert, greisenhaft). Zudem machen<br />

so genannte usuelle, also häufig verwendete Wortverbindungen mit „alt“ (etwa<br />

alter Stiesel, alter Esel, alte Eule, alte Hexe, alte Schachtel) und negative Koordinationen<br />

mit „alt“ (etwa alt und hässlich, alt und verbraucht) deutlich, dass „alt“<br />

ein negatives Bedeutungspotenzial besitzt. „Alt“ wird hier als abwertend verwendetes<br />

Adjektiv wirksam. Die usuellen Wortverbindungen sind überwiegend Schimpfwörter,<br />

eine große Anzahl davon bezieht sich auf Frauen und hat damit nicht nur<br />

alters-, sondern auch geschlechtsdiskriminierenden Charakter (Thimm 2000). Außerdem<br />

gibt es Wortbildungen (etwa greiseneinfach, alterstauglich), die negative<br />

Altersbilder zum Ausdruck bringen.<br />

(4) Manifestationen im Gesprächsverhalten. Das Gesprächsverhalten lässt häufig<br />

Rückschlüsse auf zugrunde liegende Altersbilder zu. Werden im Gespräch mit älteren<br />

Menschen bestimmte Themen gemieden oder andere häufiger angesprochen,<br />

so wird die Themenwahl möglicherweise durch Altersbilder beeinflusst. Wird<br />

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