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6. Altenbericht

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Vorliegende gerontologische sowie arbeitswissenschaftliche Untersuchungen dokumentieren<br />

übereinstimmend, dass es insgesamt keinen oder einen nur sehr geringen Zusammenhang<br />

zwischen kalendarischem Alter und Produktivität gibt. Vielmehr gibt es sowohl<br />

einen Anstieg wie einen Abfall in der Arbeitsleistung („alterstypischer Leistungswandel“).<br />

Insbesondere die psychogerontologische Grundlagenforschung hat auf die Möglichkeiten<br />

hingewiesen, alterstypische Leistungseinbußen durch spezifische Leistungsvorteile Älterer,<br />

wie zum Beispiel Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein, zu kompensieren. Bezüglich<br />

der geistigen Leistungsfähigkeit hat die psychogerontologische Forschung gezeigt,<br />

dass sich mit dem Alter die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung<br />

sowie die der geistigen Beweglichkeit und Umstellungsfähigkeit verringern,<br />

des weiteren Reaktionsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis und selektive Aufmerksamkeit.<br />

Betroffen ist insbesondere die Bewältigung hochkomplexer Aufgaben mit<br />

insgesamt hohen kognitiven Anforderungen. Auch bei Tätigkeiten, die eine kontinuierliche<br />

Informationsverarbeitung mit vorgegebener hoher Geschwindigkeit erfordern, können altersbedingte<br />

Leistungsrückgänge auftreten. Das gilt auch bei Arbeiten, in denen viele Aktivitäten<br />

und Wahrnehmungen kombiniert und Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis<br />

abgerufen werden müssen, vor allem, wenn Zeitdruck und ein hoher Grad an Komplexität<br />

hinzukommen. Demgegenüber kann die Lernfähigkeit als solche unverändert bleiben,<br />

ebenso wie die allgemeine Fähigkeit zur Informationsaufnahme. Auch das Allgemeinwissen<br />

ist altersneutral, ebenso Konzentrationsfähigkeit und Merkfähigkeit. Zudem bestehen<br />

oftmals Möglichkeiten zur Kompensation der nachlassenden Fähigkeiten, etwa durch Optimierung<br />

der Wissenssysteme oder durch den Erwerb ausgleichender Denk- und Gedächtnisstrategien.<br />

Demgegenüber nehmen insbesondere extrafunktionale Qualifikationsmerkmale<br />

im Kontext von Erfahrungswissen, Urteilsvermögen, Verantwortungsbewusstsein,<br />

Genauigkeit, Zuverlässigkeit und dergleichen zu. Allerdings müssen das Auftreten<br />

und die arbeits- und tätigkeitsbezogene Bedeutung des altersspezifischen Leistungswandels<br />

in den kognitiven Segmenten immer in Abhängigkeit von der jeweiligen<br />

Humanressourcennutzung im Betrieb gesehen werden. Das Verlernen von Lernfähigkeit<br />

ist generell nicht als Alters-, sondern als Fehlnutzungsergebnis anzusehen, das heißt: Es<br />

ist unter anderem das Ergebnis einer Arbeitsbiografie mit fehlenden kontinuierlichen arbeitsbezogenen<br />

Lernanforderungen und Lernangeboten.<br />

Der alterstypische Leistungswandel wird insbesondere im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand<br />

älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen thematisiert. Dabei zeigen<br />

vorliegende Krankenkassendaten, dass diese nicht per se weniger gesund sind als Jüngere.<br />

Allerdings steigen mit dem Alter die krankheitsbedingten Ausfallzeiten, gemessen<br />

an der Arbeitsunfähigkeitsdauer pro Fall. Andererseits sind ältere Beschäftigte seltener<br />

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