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6. Altenbericht

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14.2.2 Bedeutung individueller Altersbilder für die eigene Entwicklung<br />

Altersbilder sind von großer Bedeutung für die eigene Entwicklung: Wer dem Alter neugierig<br />

und optimistisch gegenübersteht, altert anders als Personen, die das Alter fürchten<br />

und den Prozess des Älterwerdens vor allem mit den Verlusten verbinden, die mit dem<br />

Alter einhergehen (Levy 2003). Ähnlich wie in der bereits diskutierten Forschung zu psychischen<br />

Ressourcen zeigt sich der Einfluss von individuellen Altersbildern neben und<br />

zusätzlich zu den Einflüssen der Lebenslage (also Bildung, Einkommen und Vermögen<br />

sowie Prestige). Individuelle Altersbilder als Vorstellungen über das (eigene) Älterwerden<br />

können demnach individuelle Entwicklungsverläufe bahnen. Dabei scheinen individuelle<br />

Altersbilder sogar über die Vorhersagekraft anderer psychischer Konstrukte hinauszugehen:<br />

Positive Altersbilder sind offensichtlich nicht mit Optimismus und negative Altersbilder<br />

nicht mit Pessimismus gleichzusetzen (Wurm, Tesch-Römer und Tomasik 2007).<br />

Vielmehr bilden Vorstellungen vom (eigenen) Älterwerden einen Rahmen, innerhalb dessen<br />

Individuen ihre eigenen Lebensentwürfe planen. Da sich die anderen Kapitel dieses<br />

Berichts sehr ausführlich mit den Folgen von Altersbildern in verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Bereichen auseinandersetzen, sollen hier nur einige Beispiele für die Folgen individueller<br />

Altersbilder dargestellt werden, wobei die Bereiche emotionale Befindlichkeit, Verhalten<br />

und Gesundheit gewählt wurden (Rothermund und Mayer 2009; Wurm, Tesch-<br />

Römer und Tomasik 2007; Wurm, Tomasik und Tesch-Römer 2008).<br />

Emotionale Befindlichkeit und Zufriedenheit: Die Auswirkungen von Altersbildern auf Zufriedenheit<br />

und emotionale Befindlichkeit von älter werdenden und älteren Menschen ist<br />

keineswegs eindeutig. Einerseits zeigen ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die<br />

davon ausgehen, in ihrem Unternehmen würden Mitarbeiter aufgrund ihres Alters diskriminiert,<br />

eine geringere Arbeitszufriedenheit und stärkere Distanzierung von ihrer Tätigkeit<br />

als Personen, die diese Annahme nicht machen (McMullin und Marshall 2001).<br />

Verhalten: Verhalten sich Interaktionspartner gegenüber älteren Menschen so, dass diese<br />

den Eindruck gewinnen, auf Grund ihres Alters als eingeschränkt, behindert oder inkompetent<br />

wahrgenommen zu werden, so kann es sein, dass die älteren Personen sich den<br />

Erwartungen der Interaktionspartner entsprechend verhalten. In einer experimentellen<br />

Kommunikationsstudie erläuterten jüngere Personen eine Wegbeschreibung, die die Probanden<br />

(jüngere bzw. ältere Personen) in eine Landkarte einzeichnen sollten. Verwendeten<br />

die Sprecher für die Erläuterung kurze und einfache Sätze, so hatte dies nur für die<br />

älteren Probanden Auswirkungen auf die selbsteingeschätzte Kompetenz (nicht aber für<br />

die jüngeren Probanden). Das scheinbar „altersangepasste“ Verhalten des Sprechers<br />

aktivierte ein negatives Altersbild bei den älteren Personen, da sie annahmen, dass die<br />

sprachliche Einfachheit der Erläuterungen ihrer Inkompetenz (und nicht der Schwierigkeit<br />

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