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6. Altenbericht

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merung ihrer sozialen Kontakte und ihre Vereinsamung (VDB 128: 4839). „Was ist mit den<br />

Frauen“, fragte die Abgeordnete Potthast (Grüne), „die nicht zu den Beitragszahlern gehören<br />

können, weil sie aufgrund ihrer Gebärfähigkeit schon von vornherein im Erwerbsleben<br />

diskriminiert werden, konkurrieren müssen mit Männern, die ihnen ständig vorgezogen<br />

werden, weil die Gesellschaft den Frauen die Rolle zuschiebt, verantwortlich für Kinder<br />

und Küche zu sein, sodass sie erst gar nicht in die Lage kommen, Beiträge an die Sozialversicherung<br />

abzuführen?“ (VDB 130: 8110). Der Abgeordnete Bueb (Grüne) sprach vom<br />

„Skandal der Altersarmut“ und nannte 1985 die Zahl von 500.000 Frauen im Alter von<br />

über 60 Jahren, die Sozialhilfe erhielten (VDB 134: 12466). Auch Familienministerin Rita<br />

Süssmuth (CDU/CSU) meinte in dieser Debatte, „dass gerade die ältesten Frauen zu den<br />

besonders Benachteiligten in unserer Gesellschaft gehören“ (VDB 134: 12469). Vor allem<br />

die Sprecher der Grünen und der PDS operierten bis Mitte der 1990er Jahre mit einem<br />

extrem einseitigen Altersbild, das den Eindruck erweckte, als ob der ältere Teil der Bevölkerung<br />

lediglich aus bettelarmen Frauen bestehe (VDB 140: 19140). „Die Lage auf dem<br />

Arbeitsmarkt, die weitgehende Unvereinbarkeit von Familie und Beruf in der Bundesrepublik<br />

und die überwiegend nur beitragsbezogene Ausgestaltung des Rentenrechts<br />

führen zu massenhafter Altersarmut, die vor allem weiblich ist“, so Petra Bläss (PDS/Linke<br />

Liste) im April 1994 (VDB 174: 19033).<br />

13.2.4 Positive Interpretationen des Alters durch eine Neubewertung des<br />

Ruhestandes<br />

Ein völlig neues Altersbild entstand Mitte der 1970er Jahre im Zusammenhang mit der<br />

Vorverlegung der Altersgrenze, dem Anstieg der Massenarbeitslosigkeit und dem erstmaligen<br />

Rückgriff der Politik auf gerontologische Forschung. Die frühen Befürworter einer<br />

Vorverlegung der Altersgrenze, die sich 1971 erstmals zu Wort gemeldet hatten, hatten<br />

noch den schlechten Gesundheitszustand von 63- und 64-Jährigen in einigen Berufszweigen<br />

angeführt und auf die Freiheit des Einzelnen und der Einzelnen bei seiner und<br />

ihrer Lebensgestaltung verwiesen (VDB 77: 8373). Im Jahre 1976 jedoch argumentierte<br />

Arbeitsminister Arendt (SPD) angesichts der wirtschaftlichen Probleme im Anschluss an<br />

die erste Ölkrise erstmals, „Arbeitsplätze, die früher von Arbeitnehmern im fortgeschrittenen<br />

Alter besetzt waren“, sollten nun „vorzeitig für jüngere frei“ werden (VDB 97: 15655).<br />

Noch im selben Jahr betonte Bundeskanzler Schmidt (SPD) in seiner Regierungserklärung,<br />

die Generation der Rentner und Rentnerinnen wisse, „dass sie die Solidarität der<br />

Arbeitenden nicht überfordern“ dürfe, und nannte die hohe Anzahl an Schulabgängern,<br />

die Ausbildungs- und Arbeitsplätze benötige (VDB 100: 32f.). Auch der Abgeordnete Norbert<br />

Blüm (CDU/CSU) meinte im Mai 1977 in der Debatte zum 20. Rentenanpassungsgesetz:<br />

„Die Solidarität kann nicht nur Verbundenheit der Jungen mit den Alten bedeuten,<br />

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