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6. Altenbericht

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lassen, gelte es, so die in diesem Zusammenhang populäre Argumentation, ein neues<br />

Bild des älteren Verbrauchers und der älteren Verbraucherin zu entwickeln, das heißt:<br />

Abschied zu nehmen vom längst der Vergangenheit angehörenden Typus des „bescheidenen“<br />

älteren Menschen und diese Vorstellung zu ersetzen durch das Bild des konsumfreudigen,<br />

in Teilen sogar hedonistisch konsumierenden älteren Menschen. Insofern dient<br />

ein neues Bild vom älteren Konsumenten und von der älteren Konsumentin vielen als<br />

wichtige Begleitstrategie, wenn es darum geht, die (aktuell stagnierende) Binnennachfrage<br />

anzuregen. In diesem Sinne kommt dem Altern der Gesellschaft eine Rolle als „Wirtschafts-<br />

und Konsummotor“ zu. Dem entspricht auch die Intention des 2008 gestarteten<br />

Bundesmodellprogramms „Wirtschaftsfaktor Alter“, dessen Ziel es unter anderem ist, die<br />

Unternehmen selbst auf die sich neu ergebenden Chancen einzustellen. Hierzu ist allerdings<br />

kritisch anzumerken, dass soziale Differenzierungen durch solche einfachen Bilder<br />

verschleiert werden. Zum einen gibt es, was das Konsumpotenzial angeht, große Unterschiede<br />

zwischen älteren Menschen. Zum anderen könnte es sich beim durchschnittlich<br />

durchaus gestiegenen Konsumniveau der aktuell älteren Generation auch um einen Kohorteneffekt<br />

handeln (über das Verhältnis von Alters- und Kohorteneffekten beim Konsumverhalten<br />

älterer Menschen gibt es in der Konsumverhaltensforschung wenig gesicherte<br />

Erkenntnisse; siehe dazu das Kapitel 7 in diesem Bericht).<br />

Eine dritte ökonomische Konnotation verweist auf positive branchenbezogene Beschäftigungs-<br />

und Arbeitsmarkteffekte im Zuge des demografischen Alterns der Bevölkerung.<br />

Auch wenn eine alle Branchen einbeziehende Gesamtevaluation noch aussteht, so lässt<br />

sich für einzelne Segmente eindeutig ein positiver Zusammenhang zwischen Altern der<br />

Bevölkerung und makro-ökonomischen Wachstums- und Beschäftigungseffekten nachweisen.<br />

Dieser Zusammenhang ist besonders evident im Bereich der so genannten „Gesundheitswirtschaft“.<br />

Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen hat in seinem Gutachten<br />

von 1996 schon sehr früh darauf aufmerksam gemacht, dass im Zusammenhang<br />

mit der gesundheitlichen Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung nicht nur die<br />

Kosten, sondern vor allem auch die damit zusammenhängenden Wachstums- und Innovationseffekte<br />

zu beachten seien (Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />

1996). Als empirisch bestätigt kann dies für den Pflegesektor gelten: Einer<br />

kürzlich vorgelegten Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln zufolge<br />

(Enste, Hülskamp und Schäfer 2009) bietet der Pflegesektor derzeit 810.000 Arbeitsplätze,<br />

was etwa 580.000 Vollzeitäquivalenten entspricht. Die Zahl der Beschäftigten hat sich<br />

dabei von 1999 bis 2007 um 30 Prozent erhöht. Es wird prognostiziert, dass die Zahl der<br />

Vollzeitbeschäftigten in diesem Bereich bis zum Jahr 2050 auf bis zu 1,6 Millionen Personen<br />

ansteigen wird. Der Beitrag zur Wertschöpfung wird sich dann von jetzt gut 25 Mrd.<br />

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