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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 106 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

che Integration junger Menschen zu stärken. 3 Die Umsetzung dieser Ziele bezieht Umsetzungsstrategien in spezifischen<br />

Schwerpunktbereichen aufseiten der Mitgliedsstaaten, Austauschprojekte zu jugendpolitischen und<br />

beteiligungsorientierten Fragen, Jugendforschung und -berichterstattung sowie Maßnahmen und Projekte der<br />

Jugendbeteiligung ein.<br />

So thematisiert der im Jahr 2016 publizierte zweite Jugendbericht der EU (vgl. European Commission 2016) vor<br />

allem die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 für das Leben der 90 Millionen 15- bis 29-<br />

Jährigen in Europa. Der Bericht macht deutlich, dass junge Menschen in Europa trotz ihrer sehr hohen Qualifikationen<br />

am stärksten von den konjunkturellen Risiken betroffen sind und ein Teil der Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen vor allem in Südeuropa massive Exklusionserfahrungen machen muss (vgl. Abs. 2.1.2). Vor diesem<br />

Hintergrund werden junge Menschen zentral einerseits als Humankapital der europäischen Wirtschaft und<br />

andererseits als auf soziale Teilhabe orientierte Individuen thematisiert (ebd.). Dabei kommt der Bericht zu<br />

einem ernüchternden Gesamtergebnis: „All in all, despite improvements in the level of competencies, skills and<br />

educational achievements, many young Europeans are facing multiple challenges which increase the risk of<br />

economic and social exclusion. Marginalisation in the labour market, deterioration in living conditions, and<br />

challenges to social integration and political participation are serious threats to young people with fewer opportunities<br />

in Europe today“ (ebd., S. 5). Die EU-Jugendstrategie folgt historisch auf Programme und Projekte, die<br />

seit 1988 zunächst auf die Förderung von interkultureller Erfahrung zwischen den EU-Staaten sowie die Akzeptanz<br />

der EU bei der jüngeren Generation ausgerichtet waren. Bereits das im Jahr 2001 verabschiedete „Weißbuch<br />

Jugend“ forderte von den EU-Staaten mehr Kooperation in den Bereichen Teilhabe, Austausch, Ehrenamt<br />

und Jugendforschung. Daran anschließend initiierte Maßnahmenpakete zielten vor allem auf die Arbeitsmarktintegration<br />

und Bildungsmobilität junger Menschen sowie auf die Entwicklung und Etablierung von Beteiligungsinstrumenten.<br />

Vergleicht man die jugendpolitischen Ambitionen, Agenden und Maßnahmen in den bundesdeutschen Programmen<br />

seit 2012 und der EU seit 2001, so wird eine Reihe von Gemeinsamkeiten offensichtlich: Sie beziehen<br />

sich übereinstimmend auf die Themenfelder der Bildung und Ausbildung, des Abbaus sozialer Ungleichheit und<br />

der Förderung der Arbeitsmarktteilhabe junger Menschen sowie auf deren soziale Integration. Neben der politischen<br />

Regulierung dieser Felder besteht im Aufbau und der Etablierung von Beteiligungsformen Jugendlicher<br />

an politischen Diskursen und Entscheidungsprozessen ebenfalls eine Schnittstelle zwischen den beiden Arenen<br />

der Jugendpolitik, die von beiden Programmbereichen bis auf die kommunale Ebene und in die Institutionen der<br />

Bildung und Erziehung hinein unterstützt wird. Die jugendpolitischen Bestrebungen der Europäischen Union,<br />

der Bundesregierung und ihrer Partner verweisen damit vor allem auf Probleme der politischen Sicherung von<br />

Generationengerechtigkeit im Zuge einer alternden Gesellschaft und im gesellschaftlichen Kontext des Finanzmarktkapitalismus.<br />

1.3.3 Jugendliche als politische Akteure<br />

Jugend galt über einen langen Zeitraum hinweg als ein aktiv gestaltender gesellschaftlicher Akteur, der gerade<br />

auch für eigene Interessen eintrat und damit die jugendpolitische Agenda entscheidend mitprägte. Programme<br />

der etablierten Parteien schmückten sich mit einer positiven Haltung zur Jugend, der sie etwas zutrauten und die<br />

in den Arenen der Politik die notwendige Entschlossenheit einbringen konnte. Es gibt zahlreiche Hinweise aus<br />

den vergangenen 50 Jahren, in denen nicht nur der Jugend diese Attribute zugeschrieben wurden, sondern in<br />

denen junge Menschen sich selbst entsprechend positionierten. Besonders auffällig ist dies in den 1970er und<br />

1980er Jahren, in denen – nach der Studentenbewegung – zahlreiche Jugendbewegungen entstanden und um die<br />

Interessen der Jugend kämpften.<br />

Waren es einerseits Orte der Jugendarbeit, in denen z. B. die Heimkampagne, die Lehrlingsbewegung, die Trebegängerbewegung<br />

auf sich aufmerksam machten, so waren es aber auch immer wieder spontan entstandene<br />

Proteste, wie sie z. B. in den Schwabinger Unruhen (1962) und vor allem im „Jugendprotest im demokratischen<br />

Staat“ infolge der „Züricher Jugendunruhen“ Ende der 1970er Jahre sichtbar wurden, die z. B. zur Einsetzung<br />

einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages führten. Jugendliche fühlten sich von der Gesellschaft<br />

in ihren Interessen und Belangen missachtet und machten ihrer Enttäuschung Luft. Sie wollten politisch anerkannt<br />

werden und verantwortlich mitgestalten, was ihnen die Gesellschaft nach ihrer Auffassung bis dahin ver-<br />

3<br />

Vgl. hier https://www.jugendpolitikineuropa.de [19.10.2016].

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