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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 73 – Drucksache 18/11050<br />

erlebbar machen. Im Horizont der globalen Entwicklungen kommt der politischen Bildung in der Kinder- und<br />

Jugendarbeit mehr denn je eine hohe Bedeutung zu.<br />

(18) Die sozialpolitische Verantwortung der Kinder- und Jugendarbeit<br />

Jugendliche, die in prekären sozialen Verhältnissen aufwachsen, bedürfen nachhaltiger Förderung und Unterstützung.<br />

Mit den daraus entstehenden Bedarfen sieht sich auch ein Teil der Kinder- und Jugendarbeit konfrontiert,<br />

neben der mobilen Jugendarbeit insbesondere die beruflich organisierte Offene Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Zum Tragen kommen können dabei vor allem die präventiven und sozialintegrativen Potenziale der Kinder- und<br />

Jugendarbeit. Zugleich entstehen auf diese Weise neue Berührungspunkte und Schnittstellen zwischen der Kinder-<br />

und Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit, die im Lichte der sozial- und bildungspolitischen Gesamtverantwortung<br />

der Kinder- und Jugendhilfe für das Aufwachsen von jungen Menschen neuen Klärungs- und Verständigungsbedarf<br />

aufwerfen. Die unterschiedlichen Formate der Kinder- und Jugendarbeit müssen in diesem<br />

Zusammenhang ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit dieser sozialpolitischen Verantwortung<br />

jeweils für sich ausloten. In Anbetracht einer wachsenden gesellschaftlichen Heterogenität und Vielfalt<br />

werden die Erwartungen an die Kinder- und Jugendarbeit in dieser Hinsicht eher zunehmen.<br />

(19) Kinder- und Jugendarbeit – ein Beitrag zur Weiterentwicklung der Ganztagsschule<br />

Das Verhältnis der Kinder- und Jugendarbeit zur Ganztagsschule in der Sekundarstufe bleibt schon aufgrund der<br />

gegebenen Unterschiede und der qualitativ ungleichen Ausstattung ihrer Bereiche ein ambivalentes. So ist es<br />

praktisch nicht möglich, sich allein mit Ehrenamtlichen auf Dauer verantwortlich in die Gestaltung der Ganztagsschule<br />

einzubringen. Wenn sie sich einbringen soll, dann bedarf es sowohl entsprechender finanzieller und<br />

personeller Ressourcen als auch der Anerkennung des Eigensinns der Kinder- und Jugendarbeit durch die Schule.<br />

Die Kinder- und Jugendarbeit kann dabei ebenso wenig auf bloße Betreuung reduziert werden wie auf die<br />

Rolle eines Freizeitanbieters. Allerdings kann und sollte die Kinder- und Jugendarbeit – soweit dies möglich ist<br />

– offensiv Handlungskonzepte zu ihrer Rolle in der Ganztagsschule entwickeln und einbringen. Dies wird man<br />

jedoch nicht von allen Trägern gleichermaßen erwarten können.<br />

(20) Jugend ermöglichen in prekären Lebenskonstellationen<br />

Jungen Menschen in prekären Lebenskonstellationen Jugend zu ermöglichen, liegt in der öffentlichen Verantwortung<br />

des sozialen Rechtstaats. Soziale Dienste haben mit ihren sozialpädagogischen Zugängen für junge<br />

Menschen hier eine besondere Verantwortung. Entsprechend sollten sie mit dafür Sorge tragen, dass Jugend<br />

eine soziale Verwirklichungschance für junge Menschen in prekären Lebenskonstellationen wird. Es ist die<br />

gerechtigkeitspolitische Nagelprobe der Sozial- und Jugendpolitik, ob dies gelingt.<br />

(21) Soziale Dienste für Jugendliche und junge Erwachsene überprüfen und gezielt absichern<br />

Soziale Dienste für Jugendliche und junge Erwachsene sind oftmals undurchsichtig und regional sehr unterschiedlich<br />

etabliert. Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre ist z. B. durch Ausdifferenzierungen, Ergänzungen<br />

und Veränderungen von Maßnahmen ein Übergangsdschungel entstanden, der von jungen Menschen – insbesondere<br />

jungen Erwachsenen – und selbst von Fachkräften kaum noch durchschaut wird. Inzwischen handelt es<br />

sich hierbei auch nicht mehr um historisch-vorübergehende Maßnahmen, die für eine bestimmte Epoche das<br />

(Berufs-)Bildungssystem ergänzen, sondern um einen systematischen Bestandteil im institutionellen Gefüge des<br />

Aufwachsens. Doch diesem Charakter wird es in seiner Intransparenz und Unübersichtlichkeit sowie pädagogischen<br />

Ausrichtung auf das Jugendalter nicht gerecht. Insgesamt sind diese sozialen Dienste dahin gehend zu<br />

überprüfen und systematisch abzusichern, inwieweit sie nachhaltig die Jugendlichen und junge Erwachsenen in<br />

ihrer jeweiligen Lebenslage erreichen und dabei deren persönliche Rechte wahren und nicht verletzen.<br />

(22) Geflüchtete junge Menschen sind Jugendliche und junge Erwachsene<br />

Geflüchtete junge Menschen sind in erster Linie als Jugendliche und junge Erwachsene anzusehen, die z. B.<br />

Peergroups suchen und sich ebenfalls mit Qualifizierungs-, Selbstpositionierungs- und Verselbstständigungsprozessen<br />

konfrontiert sehen, die ihnen aber hinsichtlich der sozialen Verwirklichungschancen undurchsichtig<br />

bleiben. So haben geflüchtete junge Menschen ein Recht darauf, dass ihnen transparent gemacht wird, welche<br />

Rechte, Perspektiven und Chancen sie in der Bundesrepublik Deutschland haben. Auch müssen sie vor rassistischen<br />

und diskriminierenden Zuschreibungen und Übergriffen geschützt werden. Folglich sind belastbare Infrastrukturen<br />

in den Kommunen zu entwickeln, die auf fachlichen Standards basieren. Zudem ist die zivilgesellschaftliche<br />

Unterstützung von jungen Geflüchteten systematisch und politisch zu stärken.

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