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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 182 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

che im Zeitvergleich der 1950er Jahre bis heute der Übergang von der Schule in den Beruf zeitlich ausgedehnt<br />

hat und zunehmend diskontinuierlich verläuft.<br />

Genannt wurden dabei schon die recht kontinuierlichen Verschiebungen in der ausbildungsbezogenen Bildungsbeteiligung:<br />

So sank die Zahl derjenigen, die generell ohne Ausbildung bleiben von über 40 Prozent Anfang<br />

der 1950er Jahre auf unter zehn Prozent Anfang der 1990er Jahre (Bechler 2014, S. 106). Im Gegenzug hat<br />

ab Mitte der 1980er Jahre das sogenannte „Übergangssystem“ eine Scharnierfunktion eingenommen, deren<br />

Effizienz und Qualität bis heute umstritten geblieben ist (z. B. Baethge u. a. 2007, S. 24; Severing 2010, S. 93<br />

ff.). Zudem hat sich im Zuge von Bildungsexpansion und demografischem Wandel seit den späten 1950er Jahren<br />

das Verhältnis von Auszubildenden und Studierenden kontinuierlich in Richtung Studierende verändert.<br />

Dem liegt ein deutlicher Anstieg des Anteils der Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung zugrunde,<br />

der Anfang der 1960er Jahre noch etwa sechs Prozent betrug und heute fast die Hälfte einer Alterskohorte ausmacht<br />

(Fraij u. a. 2015).<br />

Die damit verbundene Verlängerung der Bildungsbiografie bei jungen Menschen zeigt sich auch in einem deutlichen<br />

Absinken der Erwerbstätigenquote der unter 15- bis 25-Jährigen bis zur Jahrhundertwende (Bäcker/Hüttenhoff<br />

2016, S. 61). Waren im Jahr 1960 noch drei Viertel der 15- bis 20-Jährigen und über 80 Prozent<br />

der 20- bis 25 Jährigen erwerbstätig, so traf dies im Jahr 1977 nur noch auf 45 Prozent der Jugendlichen und<br />

71 Prozent der jungen Erwachsenen und im Jahr 1997 nur noch auf rund ein Viertel der 15- bis 20-Jährigen und<br />

63 Prozent der 20- bis 25-Jährigen zu (ebd.). Strukturell verändert hat sich – wie auch im Ausbildungsbereich –<br />

die Einbindung der jungen Erwerbstätigen in verschiedene Segmente des Arbeitsmarktes. Dabei nimmt die Bedeutung<br />

selbstständiger wie abhängiger Beschäftigung in den Bereichen Industrie, Handwerk und Landwirtschaft<br />

ab und diejenige von Dienstleistungen im Angestelltenverhältnis des Handels, öffentlichen Dienstes und<br />

Gesundheitswesens weiter zu (vgl. ebd., S. 65; Baethge 2001). Verschiebungen bestanden vor dem Hintergrund<br />

des steigenden Qualifikationsniveaus Jugendlicher auch im Bereich der Zugänge von Haupt- und Realschülerinnen<br />

und -schülern in die Ausbildung. Nach Analysen auf der Grundlage der IAB-Studie „Arbeiten und Lernen<br />

im Wandel“ beansprucht der Übergang von der Schule in die Ausbildung insbesondere für junge Menschen<br />

mit niedriger und mittlerer schulischer Qualifikation zwischen 1985 und 2005 zunehmend mehr Zeit. Diese<br />

Entwicklung ist dabei weitgehend unabhängig von Veränderungen in der sozialstrukturellen Zusammensetzung<br />

der Gruppe und unterliegt stattdessen konjunkturellen Einflüssen, während sich die Übergänge von Abiturientinnen<br />

und Abiturienten in diesem Zeitraum kaum verändern (Kleinert/Jacob 2012).<br />

Zugleich unterliegen die Beschäftigungsverhältnisse junger Menschen nach Abschluss der Ausbildung zunehmend<br />

Befristungen (Schmelzer u. a. 2015, S. 261) und werden seit Ausweitung des Niedriglohnsektors im Zuge<br />

der sogenannten „aktivierenden Arbeitsmarktpolitik“ häufiger als andere Altersgruppen mit einer geringen Vergütung<br />

entlohnt (Buch/Hell 2014). Trotz abnehmender Bedeutung der dualen Ausbildung bleibt diese dabei<br />

auch gegenwärtig der sicherste Garant für die Einmündung in den Beruf und den Zugang zu unbefristeter Beschäftigung<br />

(Schmelzer u. a., S. 255ff.). Für Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie die nicht beruflich<br />

Qualifizierten ergeben sich demgegenüber durch erhöhte Wahrscheinlichkeiten befristeter Beschäftigungsverhältnisse<br />

größere Unsicherheiten in der Berufseinmündung.<br />

In der historischen Entwicklung des Übergangs von der Schule in den Arbeitsmarkt hat also zunächst eine Ausdifferenzierung<br />

und Verlängerung der Phasen von Ausbildung und Berufseinmündung stattgefunden. Insbesondere<br />

für junge Menschen mit niedrigeren Qualifikationen hat sich dabei die Dauer und Komplexität des Übergangs<br />

erhöht (Kleinert/Jacob 2012). Für einen Teil der Jugendlichen ist diese Phase mit steigenden Abhängigkeiten<br />

von der Herkunftsfamilie verbunden, die sich u. a. in einem längeren Verbleib von Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen im Haushalt ihrer Eltern dokumentiert (Engstler/Menning 2003).<br />

2.3.2.1 Erwerbstätigkeit und Lohnarbeit junger Menschen<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2014 etwa ein Viertel der 15- bis 20-Jährigen und<br />

knapp zwei Drittel der 20- bis 25-Jährigen erwerbstätig (Statistisches Bundesamt 2015h, S. 353; vgl. Abb. 2‒13)<br />

– entweder als Haupttätigkeit oder als Nebenjob. Junge Menschen weisen damit eine geringere Erwerbsquote<br />

auf als Erwachsene zwischen 25 und 60 Jahren, sind aber insgesamt gesehen stärker in den Arbeitsmarkt integriert<br />

als Menschen über 60 Jahre, die sich an der Schwelle zum Erwerbsende befinden.

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