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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 190 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Deutschland oberhalb des EU-Durchschnitts. Im Gegensatz dazu zeichnen sich vor allem osteuropäische Länder<br />

durch ein früheres Geburtenalter aus, als dies in den meisten anderen europäischen Ländern der Fall ist (Eurostat<br />

2016a).<br />

Bei 14,4 Prozent aller Lebendgeborenen in Deutschland waren im Jahr 2013 die Mütter jünger als 25 Jahre (Statistisches<br />

Bundesamt 2016e, S. 82; eigene Berechnung). Im Gegensatz zur späten Mutterschaft wird Teenager-<br />

Geburten in der deutschen Forschungslandschaft momentan nur geringe Bedeutung beigemessen, auch wenn<br />

dieses Thema durchaus immer wieder mediales Interesse hervorruft. Während Teenager-Geburten im internationalen<br />

Vergleich (z. B. in den USA oder Brasilien) aufgrund ihrer hohen Prävalenzraten als problematisch angesehen<br />

werden – vor allem in Hinblick auf die geringeren Chancen von jungen Müttern auf dem Ausbildungsund<br />

Arbeitsmarkt – ist der Anteil an Teenagermüttern in Deutschland sehr gering. Die Anzahl der Geburten von<br />

jungen Frauen unter 20 Jahren ist in Deutschland seit den 1970er Jahren deutlich zurückgegangen, wobei der<br />

Anteil in Ostdeutschland trotz starker Angleichung zwischen den west- und den ostdeutschen Bundesländern<br />

immer noch etwas höher liegt (Dorbritz 2014). Für das Jahr 2013 beträgt der Anteil an Lebendgeborenen von<br />

Müttern unter 20 Jahren insgesamt nur 2,3 Prozent (Tab. 2‒26).<br />

Tabelle 2-26<br />

Zeitvergleich des Anteils der Lebendgeborenen nach Lebensalter der Mutter<br />

Anzahl der Lebendgeborenen (in %)<br />

Alter der Mutter<br />

1958<br />

Früheres Bundesgebiet<br />

(o. Berlin)<br />

1977<br />

Früheres Bundesgebiet<br />

1997<br />

Deutschland<br />

2013<br />

Deutschland<br />

unter 15 bis unter 20 Jahre 5,0 7,1 2,6 2,3<br />

20 bis unter 25 Jahre 29,0 30,1 14,8 12,1<br />

Durchschnittsalter bei Geburt des ersten Kindes<br />

24,1 24,8 28,2 30,8<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt; Statistik der Geburten. Verschiedene Jahrgänge, eigene Berechnungen<br />

Anhand von Analysen mit den AID:A-Daten aus dem Jahr 2009 können Zerle-Elsäßer u. a. (2012) Unterschiede<br />

in der sozialen Lage und Lebensform von frühen, mittleren und späten Eltern aufzeigen. Dabei zeigt sich für<br />

frühe Mütter (18 bis 24 Jahre) und Väter (18 bis 29 Jahre) mit leiblichen Kindern unter sieben Jahren, dass diese<br />

häufiger in ökonomisch und psycho-sozial unsichereren Verhältnissen leben als ältere Mütter und Väter: Frühe<br />

Eltern sind seltener verheiratet. Frühe Väter wohnen außerdem seltener mit dem Kind in einem Haushalt zusammen.<br />

Die ökonomische Situation von frühen Müttern ist besonders prekär, wobei auch frühe Väter weniger finanziell<br />

abgesichert sind als ältere Väter. Frühe Eltern weisen häufiger eine niedrige bis mittlere Schulbildung<br />

auf als spätere Eltern.<br />

Häufig wird die Vermutung formuliert, ökonomische Unsicherheit führe dazu, die Realisierung des Kinderwunsches<br />

aufzuschieben. Allerdings liegen hierzu widersprüchliche Befunde vor, die meist nur den Einfluss von<br />

Arbeitslosigkeit berücksichtigen (für einen Überblick vgl. Kreyenfeld 2015). Für Deutschland kommt Kreyenfeld<br />

(2015) zu differenzierteren Ergebnissen für verschiedene Bevölkerungsgruppen: So ist der Einfluss ökonomischer<br />

Unsicherheit altersabhängig. Während eine Familiengründung im Alter zwischen 17 und 26 Jahren im<br />

Falle ökonomischer Unsicherheit sogar beschleunigt wird, ließen sich junge Erwachsene, die bei der Geburt<br />

ihres ersten Kindes älter als 26 Jahre waren, durch ökonomische Unsicherheiten in ihrer Familienplanung bremsen.<br />

Vor allem höher gebildete Frauen und diejenigen, die zu einem späteren Zeitpunkt eine Familie gründen,<br />

sehen eine sichere und stabile ökonomische Situation als Voraussetzung für die Entscheidung, Kinder zu bekommen.<br />

Zusätzlich belegen Auswertungen von Gebel und Giesecke (2009), dass befristete Beschäftigungsverhältnisse<br />

meist nicht zu einem Aufschieben der Familiengründung führen.<br />

Zerle und Krok (2008, S. 45) können anhand einer Studie, in der junge Männer im Alter von 15 bis 42 Jahren<br />

nach ihrem Kinderwunsch und dem richtigen Zeitpunkt dafür befragt wurden, zeigen, dass junge Männer aller-

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