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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 314 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

demokratiefeindlichen, diskriminierenden und gruppenbezogenen menschenverachtenden Ideologien stark zu<br />

machen und ihnen etwas entgegensetzen zu können (z. B. Glaser/Pfeiffer 2014).<br />

Lobenswerte internationale Strategien wie z. B. das „International Network Against Cyber Hate“ (INACH), die<br />

mit verschiedenen Mitgliedsorganisationen aus Europa, Nordafrika, Russland, Israel und den USA bei der Bekämpfung<br />

von Hassbotschaften und der Bewertung von Phänomenen zusammenarbeiten oder die „No Hate<br />

Speech Movement“-Kampagne des Europarats, über die zur Solidarität mit Opfern aufgerufen und Unterstützung<br />

organisiert wird, sind förderungswürdig, reichen aber lange noch nicht aus. Daneben sind auch weiterhin<br />

zivilgesellschaftliche Initiativen in Deutschland zu stärken, die Aufklärung und Ausstiegshilfen bieten, Opfer<br />

beraten etc. und sich grundlegend für Demokratie und Akzeptanz und gegen Extremismus und Gewalt (auch in<br />

den Medien) einsetzen.<br />

4.4 Digitale Medien in sozialen und institutionellen Konstellationen<br />

Jugendliche nutzen Medien selbstverständlich zur Bearbeitung der Kernherausforderungen der Selbstpositionierung<br />

und Verselbstständigung und werden dabei aber auch mit zahlreichen Herausforderungen und Zumutungen,<br />

sowohl struktureller als auch inhaltlicher Art, konfrontiert (vgl. Abs. 4.3). Bislang entsteht der Eindruck,<br />

dass Jugendliche die für eine souveräne Nutzung notwendigen Medienkompetenzen aktuell vor allem unter sich,<br />

also im Kontext der peer group entwickeln – hier teils aber auch an Grenzen stoßen. Sie finden sich in Dilemma-Situationen<br />

wieder, werden unerwartet mit rechtlichen Ansprüchen und überfordernden, diskriminierenden<br />

und propagandistischen Inhalten konfrontiert und wissen sich nur bedingt vor aggressiven Angriffen auf ihre<br />

Person und einem verstärkten Datenmissbrauch zu schützen. Wie reagieren die Institutionen und hier insbesondere<br />

die Familie, die Schule und die Jugendhilfe auf diese neuen Herausforderungen? Welche Ansätze bzw.<br />

medienerzieherischen Interventionen und Qualifizierungen finden sich hier, um die Selbstpositionierungen und<br />

Verselbstständigungsprozesse Jugendlicher zu unterstützen und wie gut sind die Institutionen selbst auf die<br />

veränderten Medienumgebungen und das digital-vernetzte Leben vorbereitet?<br />

4.4.1 Digitale Medien in der Familie<br />

Die Familie ist bei den meisten Jugendlichen der Ort, an dem ihnen der erste Zugang zu Medien eröffnet und<br />

erste Medienerfahrungen gesammelt werden. Bedeutungsdimensionen von Medien für Jugendliche im Kontext<br />

von Familie zeigen sich auf zwei Ebenen: in der Funktion der Medien bei der Familien- und Beziehungsgestaltung<br />

und in der Medienerziehung. Auf beiden Ebenen wird sichtbar, dass Medien nicht nur Einfluss auf das<br />

Alltagshandeln nehmen, sondern auch die Institution Familie selbst verändern.<br />

4.4.1.1 Medienerziehung in der Familie<br />

Im Hinblick auf das Medienhandeln bzw. die Medienerziehung in der Familie lag der Fokus in der Forschung in<br />

den letzten Jahren vor allem auf Kindern (Theunert 2007; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

2012; Wagner u. a. 2013; Tillmann u. a. 2014; Wagner u. a. 2016). Diese Ergebnisse sind insofern auch für<br />

jugendliches Medienhandeln und die familiäre Medienerziehung relevant, weil sie Erklärungen auch für das<br />

gegenwärtige Medienhandeln liefern. So können Medienerfahrungen, die Kinder in ihren Familien machen,<br />

medienbiografisch relevant werden und Einfluss darauf nehmen, welchen Medien sie sich als Jugendliche später<br />

zuwenden und welchen Stellenwert Medienangebot und medienbasierte Aktivitäten im Alltag bekommen. Kinder,<br />

denen in früheren Jahren viel und aktiv vorgelesen wurde, greifen z. B. in der Jugend eher und häufiger<br />

zum Buch als Kinder, die nicht ans Lesen herangeführt wurden (Ehmig/Reuter 2013).<br />

Relativ gut untersucht wurde in den letzten Jahren die elterliche Perspektive, insbesondere im Hinblick auf Medienerziehungsstile<br />

und den Einfluss ihrer Medienkompetenz auf die Mediennutzung. Deutlich wurde z. B., dass<br />

die Art und Weise, wie Eltern den Einfluss der Medien auf ihre Kinder bewerten, auch das medienerzieherische<br />

Handeln beeinflusst (Wagner u. a. 2013). Die Bewertung der Medieneinflüsse und Medien selbst hängt wiederum<br />

eng mit der eigenen Medienaffinität der Eltern zusammen (Wagner u. a. 2016). Unsicherheit und pauschale<br />

negative Vorbehalte bestehen z. B. vor allem in Bezug auf solche Medien, die Eltern nicht selbst oder auf andere<br />

Weise nutzen, als es die Kinder tun. Bei digitalen Spielen etwa klaffen hier die Eltern- und Kinderperspektive

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