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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 54 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Erstgeburt kontinuierlich nach hinten verschoben. Allerdings stagniert seit Mitte der 1970er Jahre die Geburtenrate<br />

in den alten Bundesländern – seit 2005 auch in Gesamtdeutschland – auf einem konstant niedrigen Niveau.<br />

Soziale Disparitäten kennzeichnen die Lebenslagen Jugendlicher<br />

Die Lebenslagen junger Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sind durch erhebliche soziale Ungleichheiten<br />

gekennzeichnet. Diese beziehen sich auf ihre ökonomische, bildungsbezogene und berufliche Situation<br />

und Teilhabe. Bedeutsam sind dabei zunächst regionale Bedingungen, wie die Sozialstruktur, die wirtschaftliche<br />

Lage, aber auch das Bildungsangebot. Sie wirken auf die Erfahrungen und Teilhabechancen junger Menschen<br />

ein. Nach wie vor hängen soziale Herkunft und Bildungserfolg in der Bundesrepublik Deutschland eng zusammen.<br />

Dazu gehört auch die massive migrationsbezogene „Unterschichtung“ der bundesdeutschen Gesellschaft.<br />

Für junge Menschen ergeben sich so kaum Chancen der sozialen Mobilität.<br />

Verantwortlich hierfür sind neben individuellen Qualifikationsverläufen vor allem Prozesse institutioneller<br />

Schließung. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang über Selektionsschwellen im Bildungssystem und Übergänge<br />

in Schule, Ausbildung und Beruf. Sie wirken als diskriminierende Mechanismen der sozialen und migrationsbezogenen<br />

Selektion im Bildungssystem. Bezogen auf ungleiche Realisierungschancen von Jugend spielen<br />

vor allem Überlagerungen und Kumulationen verschiedener Risiken und Ausschlüsse eine Rolle. Sie führen für<br />

einzelne Gruppen junger Menschen zu lang anhaltender Exklusion und damit zu mangelnden Gelegenheiten des<br />

Erlebens und Gestaltens von Jugend.<br />

3. Alltagsleben, Ausdrucksformen und Handlungsräume Jugendlicher und junger Erwachsener<br />

Über die Beschreibung jugendlicher Lebenslagen hinaus nimmt der vorliegende Jugendbericht auch das Alltagsleben<br />

und die Ausdrucksformen junger Menschen in den Blick. Er fragt, was Jugendliche und junge Erwachsene<br />

konkret tun, insbesondere außerhalb von Bildungsinstitutionen. Damit richtet sich der Blick darauf, wie sich<br />

junge Menschen zu gesellschaftlichen Anforderungen und Adressierungen positionieren, über welche Formen<br />

und Themen sie dies tun und wie sie eigene Interessen und Ziele sowie gesellschaftliche Erwartungen ausbalancieren.<br />

Es wird deutlich, dass – je nach Lebenskonstellation – unterschiedliche Möglichkeiten zur Entwicklung<br />

eigener Orientierungen und Ausdrucksformen eröffnet oder verschlossen werden.<br />

Familiale Beziehungen sind für Jugendliche exklusiv<br />

Familiale Beziehungen sind nicht zuletzt im Jugendalter bedeutsam. Insbesondere die Beziehungen zu den Eltern<br />

sind für Jugendliche wichtig. So besprechen sie ihre Probleme am häufigsten mit der Mutter; Väter als Gesprächspartner<br />

bei Problemen folgen nach Freunden und Freundinnen auf dem dritten Rang. Sogar 18- bis 25-<br />

Jährige schätzen ihre Eltern nach wie vor als wichtigste Personen im persönlichen Umfeld ein. Neben den Eltern<br />

und Geschwistern sind dabei auch andere Familienmitglieder (z. B. Großeltern, Tanten) für junge Menschen<br />

bedeutsam.<br />

Allerdings bestimmen die familialen Rahmenbedingungen nach wie vor die Möglichkeitsräume der Jugendlichen.<br />

Erfahrungen in ökonomisch benachteiligten Familienzusammenhängen sowie schwierige und überforderte<br />

Familienbeziehungen schreiben sich maßgeblich in die Zukunftsorientierungen von Jugendlichen ein. Soziale<br />

Ungleichheiten werden so von der Eltern- auf die Jugendgeneration fortgeschrieben und verfestigen sich im<br />

Blick auf die Zukunft.<br />

Auffällig ist, dass Schulbesuch und schulische Themen immer stärker die gemeinsame Zeit auch in den Familien<br />

bestimmen. Dies resultiert daraus, dass mehr Jugendliche höhere Bildungsabschlüsse anstreben als noch vor<br />

zehn Jahren und auch mehr Zeit für schulische Belange aufwenden. Parallel dazu steigen bei Eltern auch das<br />

Interesse und die Unterstützung für die schulischen Leistungen ihrer Kinder. Infolgedessen lässt sich nicht nur<br />

von einer „Scholarisierung“ des Jugendalltags, sondern auch von einer „Scholarisierung der Familienbeziehungen“<br />

sprechen. Besonders benachteiligt sind in diesen Fällen diejenigen Jugendlichen, denen dieser familiale<br />

Rückhalt fehlt.<br />

Beziehungen zu Gleichaltrigen sind für Jugendliche besonders wichtig<br />

Besonders im Jugendalter gewinnen Beziehungen zu Gleichaltrigen erheblich an Bedeutung. Sie bilden den<br />

Kern der Gesellungsformen, in denen sich Jugendliche bewegen und auf unterschiedliche und in einer von ihnen

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