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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 460 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Starken Selbstorganisationen von jungen Menschen, wie den Migrantenselbstorganisationen, den Organisationen<br />

der jungen Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen oder der Care Leaver gelingt es mitunter,<br />

die Zuschreibungen der sozialen Dienste zu drehen und das Identitätsthema und die Advocacy-Strategien zu<br />

verbinden. Sie sollten weiter unterstützt werden und ihren selbstverständlichen Platz in der kooperativen Aushandlung<br />

sozialer Dienste haben. Ihnen gelingt es am besten, die Zuschreibungen zu problematisieren und politisch<br />

in ihrer Ambivalenz, wie etwa das Ressourcen-Etikettierungs-Dilemma, sichtbar werden zu lassen.<br />

An dieser Stelle wird ebenfalls offensichtlich, wie wenig die sozialen Dienstleistungen in ihrer Breite von der<br />

Kinder- und Jugendhilfe über die gesundheitsbezogenen Dienste bis hin zu den sozialen Diensten am Arbeitsmarkt<br />

als Orte der politischen Bildung und der Mitbestimmung von sogenannten „Betroffenen“ angesehen werden.<br />

Hier wird zwar immer wieder von Partizipation, Mitwirkungspflichten und Koproduktion gesprochen, aber<br />

diese sind in erster Linie auf die Koproduktion der Hilfe selbst und wenig auf die Anerkennung der sozialen<br />

Bedingungen von Koproduktion und Demokratisierung der Organisationen bezogen. Sie werden nur selten als<br />

Orte der zivilgesellschaftlichen Selbstpositionierung, der politischen Sozialisation und Demokratiebildung begriffen.<br />

Jugend ist das Lebensalter, in dem auch für junge Menschen in prekären Lebenskonstellationen durch das<br />

institutionelle Gefüge des Aufwachsens das politische Verhältnis zwischen der eigenen biografischen Gestaltung<br />

und den sozialen, kulturellen und ökonomischen Optionen sowie Anforderungen an eine zivilgesellschaftliche<br />

und demokratische Teilhabe grundlegend ausgebildet wird. Vor allem mit Blick auf Jugendliche und junge<br />

Erwachsene in prekären Lebenskonstellationen werden dabei auch die fehlende sozialpolitische Rückbindung<br />

der Partizipationsdiskussion sowie die Verknüpfung mit einer sozialen Politik der Diversität deutlich (vgl. Kap.<br />

1). Dazu gehören ebenfalls Formen des Machtausgleichs, wie sie aus dem Ombudswesen bekannt sind, sowie<br />

Antidiskriminierungs- und gegenwärtig insbesondere Antirassismus-Strategien, die quer zum institutionellen<br />

Gefüge des Aufwachsens gestärkt werden müssen.<br />

Gegenwärtig kann die Diskussion um Inklusion eine Chance sein, diese Perspektive in die Richtung einer Sozial-<br />

und Diversitätspolitik des Jugend- und jungen Erwachsenenalters zu öffnen. Dazu müsste sie aber zukünftig<br />

nach der wichtigen und grundlegenden Zuständigkeitsregulierung und dem aktuellen Management der organisationalen<br />

Bedingungen in eine zweite jugendpolitische Phase der Sozialpolitik und Sozialpädagogik der Diversität<br />

eintreten, die sich mit den sozialen Ungleichheiten und politischen Teilhabemöglichkeiten angesichts einer<br />

sozial heterogenen Jugend auseinandersetzt.

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