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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 381 – Drucksache 18/11050<br />

und Jugendarbeit um ca. 20 Prozent zurückgegangen ist. Dies könnte ein Hinweis auf eine mögliche Schwerpunktverlagerung<br />

von der Kinder- und Jugendarbeit zur Jugendsozialarbeit im kommunalen Raum sein.<br />

Schließlich muss davon ausgegangen werden, dass in den Ausgaben ein Teil der Angebote der Nachmittagsbetreuung<br />

für Schülerinnen und Schüler einberechnet sind, ein Bereich, in dem es einen massiven Ausbau in<br />

den letzten Jahren gegeben hat. Da die Auskunft gebende Stelle für die Einrichtungs- und Personalstatistik eine<br />

andere ist als die zu den Ausgaben für die Kinder- und Jugendarbeit, sind unterschiedliche Praktiken in der Zuordnung<br />

zur Kinder- und Jugendarbeit und zur Nachmittagsbetreuung durchaus im Bereich des Möglichen.<br />

Unter diesen generellen Bundestrends verbergen sich in einzelnen Regionen unterschiedliche Entwicklungen,<br />

wie z. B. die Unterschiede zwischen Ost und West zeigen (prekärere Bedingungen der Personalsituation in den<br />

ostdeutschen Bundesländern, Reduzierung der Einrichtungen vor allem in westdeutschen Bundesländern). Inwiefern<br />

das Angebot der Kinder- und Jugendarbeit dabei bedarfsgerecht ist, kann mit den vorliegenden Daten<br />

nicht ausgesagt werden. Der Finanzbedarf wird letztendlich nicht nur durch die reine Anzahl an Kindern und<br />

Jugendlichen bestimmt, sondern auch durch die Zahl der Angebote und Einrichtungen.<br />

Nichtsdestotrotz sollten diese Entwicklungen genauer untersucht und beobachtet werden; möglicherweise deutet<br />

sich in den Zahlen eine Transformation der Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit zugunsten der Jugendsozialarbeit<br />

und den schulbezogenen Nachmittagsangeboten an – mit allen Implikationen für die bislang etablierten<br />

Formen der Kinder- und Jugendarbeit.<br />

6.3 Wer geht hin? Teilnehmende der Kinder- und Jugendarbeit<br />

In den folgenden beiden Kapiteln (Abs. 6.3 und 6.4) wird ein Perspektivwechsel vorgenommen: Nicht mehr die<br />

Infrastruktur steht im Zentrum der Betrachtung, sondern die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei ist<br />

zunächst die Frage interessant, wie viele Jugendliche und junge Erwachsene in Einrichtungen und Verbänden<br />

aktiv sind bzw. von den Angeboten „erreicht“ werden. Es geht somit um die Frage: Wer geht eigentlich „hin“<br />

bzw. ist dort aktiv?<br />

Schmidt (2011, S. 46) erinnert in seiner Übersicht über die empirische Forschung zur (offenen) Kinder- und<br />

Jugendarbeit daran, dass diese Frage schon in den 1950er-Jahren, vermehrt ab den 1970er-Jahren, immer wieder<br />

zu Versuchen empirischer Bestimmung geführt hat (zu den Jugendverbänden vgl. auch Düx 1999). Die Abbildung<br />

dieser Seite der Realität von Kinder- und Jugendarbeit erweist sich als eine besondere Herausforderung, da<br />

entsprechende empirische Bestandsaufnahmen nur Annäherungen darstellen. Dies hat damit zu tun, dass es sich<br />

um ein Feld vielfältiger Angebots- und Teilnahmeformen handelt, bei dem sowohl die Schwierigkeit besteht,<br />

die Grenzen – wen und was rechnet man dazu – zu bestimmen als auch einen sinnvollen Vergleich vorzunehmen.<br />

Ein typisches Beispiel aus dem Bereich der Jugendverbandsarbeit ist die Bestimmung der Teilnahme anhand der<br />

Mitgliedschaft. Da nur bei einem Teil der Jugendorganisationen die Mitgliedschaft unmittelbar mit einer aktiven<br />

Beteiligung im Verband gleichgesetzt werden kann (z. B. Jugendfeuerwehr) bzw. unterschiedliche Definitionen<br />

von Mitgliedschaft existieren, ist dieses Kriterium nur bedingt auskunftsfähig für die gesamte Jugendverbandslandschaft<br />

(vgl. Gadow/Pluto 2014, S. 107). In der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit wird häufig dazu<br />

übergegangen, von Nutzerinnen und Nutzern, Teilnehmerinnen und Teilnehmern, erreichten Kindern und Jugendlichen<br />

oder von Akteurinnen und Akteuren zu sprechen. Diese Schwierigkeit mit der Zählung gilt erst recht<br />

für die offene Kinder- und Jugendarbeit, die den Mitgliedsbegriff gar nicht kennt.<br />

Ein anderes Beispiel für eine nur eingeschränkte Vergleichbarkeit der Teilnahme an Angeboten der offenen<br />

Kinder- und Jugendarbeit ist die Frage nach der Intensität, also ob Kinder und Jugendliche überhaupt schon mal<br />

eine Einrichtung besucht bzw. ein Angebot genutzt haben, dies gelegentlich tun oder zu den regelmäßigen<br />

Stammbesucherinnen und -besuchern gehören. Diese Ausprägungen in ihrer Gesamtheit und differenziert zu<br />

erfassen, ist nahezu unmöglich und widerspricht zum Teil auch der Offenheit der Angebote. Insbesondere dann,<br />

wenn Aktivitäten in kompletter Selbstorganisation von Jugendlichen stattfinden oder Angebote ohne Förderung<br />

der Jugendämter unterbreitet werden, wird eine geregelte und einheitliche Erfassung schwierig.<br />

Quellen für empirische Aussagen mit Blick auf einen quantitativen Überblick bieten die amtliche Kinder- und<br />

Jugendhilfestatistik, einige wenige größere Untersuchungen zur Kinder- und Jugendarbeit (z. B. Fauser u. a.<br />

2006; Düx u. a. 2008, Informationen aus breiter angelegten bundesweiten Jugendstudien (z. B. Shell-Studien<br />

oder die Jugendstichprobe des AID:A-Survey des DJI, in der Nachfolge des DJI-Jugendsurveys), aber auch

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