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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 72 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Rechte in Kenntnis zu setzen. Es bedarf daher sowohl einer verbesserten Darstellung und Vereinheitlichung der<br />

wichtigsten Rechte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen als auch ihrer gezielten Vermittlung im Jugendalter.<br />

Dabei muss zugleich geklärt werden, wie diese Rechte geschützt und auch von den jungen Menschen<br />

selbst durchgesetzt werden können.<br />

(12) Jugend in und um Ganztagsschulen ermöglichen<br />

Ganztagsschulen erweisen sich vor allem als ein Bildungs- und Betreuungsangebot im Grundschulalter, während<br />

es im frühen Jugendalter deutlich weniger in Anspruch genommen wird. Den Ganztagsschulen fehlt es<br />

offensichtlich an einem Profil bzw. Konzept, das auch Jugendliche anspricht und ihre Bedürfnisse mit den schulischen<br />

Belangen in einen konstruktiven Zusammenhang bringt. Hier sind zukünftige Konzeptionen von Ganztagsschulen<br />

gefordert, die Kernherausforderungen des Jugendalters über die Qualifizierungsprozesse hinaus<br />

mitzugestalten.<br />

(13) Mit Ganztagsschule sozialer Bildungsbenachteiligung entgegenwirken<br />

Mit Ganztagsschulen wurde u. a. auch die Hoffnung verbunden, sozialen Ausgrenzungsprozessen entgegenwirken<br />

zu können. Die Aufgabe, „Jugend ermöglichen“, bedeutet dabei, auch diejenigen Jugendlichen zu unterstützen<br />

und zu fördern, die größere Schwierigkeiten haben, Schule für sich selbst erfolgreich zu gestalten. Dieses<br />

Ziel wird jedoch nur dann erreichbar sein, wenn es gelingt, Lernstrukturen zu schaffen, die an den Lebenslagen<br />

und den vorhandenen Fähigkeiten und Stärken der Jugendlichen anknüpfen.<br />

(14) Ganztagsschulen als Orte politischer Bildung im Sinne von gelebter Mitbestimmung verstehen und<br />

konzipieren<br />

Politische Bildung ist bislang in der Ganztagsschule kein Schwerpunkt, nicht zuletzt auch aufgrund einer zu<br />

wenig ausgeprägten Beteiligungskultur. So hieße politische Bildung in der Ganztagsschule, im Lebens- und<br />

Lernort Ganztagsschule Beteiligung von Jugendlichen sehr viel konsequenter umzusetzen. Neben dem Erlernen<br />

politischer und gesellschaftlicher Strukturen und ihrer Wirkungszusammenhänge wäre die Erfahrung der Relevanz<br />

des eigenen Handelns ein elementarer Zugang zu einer sehr viel umfassenderen politischen Bildung.<br />

(15) Kinder- und Jugendhilfe als verantwortliche Mitgestalterin der Ganztagsschule<br />

Bislang sind die Träger der Kinder- und Jugendhilfe keine zentralen Partner der Ganztagsschulen im Bereich<br />

der Sekundarstufe – schon gar nicht in ihrem schul- und bildungspolitischen Gesamtgefüge sowie in den daraus<br />

resultierenden Rahmenkonzepten für die (Um-)Gestaltung der Schulen. Dabei hat die Kinder- und Jugendhilfe –<br />

anders als andere Partner der Schule – ebenfalls einen expliziten gesetzlichen Auftrag zur Gestaltung förderlicher<br />

Bedingungen des Aufwachsens von jungen Menschen, der auch einen Gestaltungsauftrag der Rahmenbedingungen<br />

enthält. Allerdings fehlt es bislang an klaren normativen und gesetzlichen Vorgaben, wie Ganztagsschulen<br />

strukturiert und wie sie organisatorisch und inhaltlich konzipiert sein sollen.<br />

(16) Jugend in und durch Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen<br />

Die Kinder- und Jugendarbeit eröffnet ihrem Selbstverständnis zufolge jungen Menschen vielfältige Möglichkeitsräume<br />

zur Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung. Ihre Stärke im institutionellen<br />

Gefüge des Aufwachsens liegt darin, dass sie in einer Pluralität von Trägern die Heterogenität von Jugend und<br />

damit die unterschiedlichen Lebensformen Jugendlicher berücksichtigen und durch Freiwilligkeit, Selbstorganisation<br />

und Partizipation neben der obligatorischen Schule wichtige zusätzliche Impulse setzen kann. In diesem<br />

Sinne muss sie sich immer wieder vergewissern, inwieweit sie diese konzeptionelle Orientierung einlöst und<br />

„Jugend ermöglicht“.<br />

(17) Kinder- und Jugendarbeit und politische Bildung<br />

Besonders durch die Ermöglichung der Verantwortungsübernahme im ehrenamtlichen Engagement eröffnet die<br />

Kinder- und Jugendarbeit Jugendlichen Optionen sowohl zur sozialen als auch zur individuellen Positionierung<br />

und fördert damit Qualifizierungs-, Selbstpositionierungs- und Verselbstständigungsprozesse. Sie stellt in diesem<br />

Sinne auch einen ganz grundlegenden Ermöglichungsraum dar, Demokratie zu erfahren und zu leben und<br />

sich in der Folge für die eigenen Interessen und auch die Interessen Dritter einzusetzen. Jugendlichen werden in<br />

der Kinder- und Jugendarbeit vielfältige Gelegenheiten und Räume eröffnet, ihre Positionen gemeinsam zu<br />

entwickeln, auszutauschen, zu diskutieren und zu reflektieren. Damit kann sie – anders und wirksamer als die<br />

herkömmliche Schule – politische Bildung und damit verbundene Handlungsoptionen konkret erfahrbar und

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