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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 66 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

standekommen der Teilnahme. Mit dem Sozialstatus der Eltern steigt außerdem die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Beteiligung in Sportvereinen, an kulturellen Angeboten sowie in konfessionellen Jugendgruppen.<br />

Vielfalt als Antwort auf die Diversität von Lebenslagen<br />

Die empirischen Beschreibungen der Kinder- und Jugendarbeit zeigen, dass sie ein vielfältiges und an verschiedenen<br />

Stellen auch ein in der Veränderung begriffenes Feld ist. In ihrer Heterogenität sind die Angebote kaum<br />

umfassend zu charakterisieren: zu unterschiedlich und regional spezifisch sind ihre Strukturen, Formen, Einrichtungen<br />

und Angebote. Die Vielfalt nimmt dabei noch zu, was man an den Neugründungen von Jugendverbänden<br />

(z. B. Vereine junger Migrantinnen und Migranten) oder an den lokalen Initiativen und Organisationen<br />

ablesen kann. Auch die Grenzen zwischen verbandlicher, offener, kultureller sowie anderen Formen der <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit werden fließender. Zugleich liegt darin ihr direkter Bezug zu den Lebenswelten Jugendlicher<br />

und attraktiven Angeboten von und für Jugendliche. Die Vielfalt spiegelt damit die zunehmende Diversität der<br />

Lebenslagen Jugendlicher wieder. Dazu gehören auch die Veränderungen der Übergänge und die Schnittstellen<br />

zu anderen Feldern innerhalb und außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe, wie der Schule, der Gesundheits- oder<br />

der Berufsförderung. Auch neue Schnittstellen, wie z. B. die Überlappungen von Teilen der Kinder- und Jugendarbeit<br />

zur Jugendsozialarbeit entstehen.<br />

Inklusion fordert Kinder- und Jugendarbeit heraus<br />

Eine aktuelle Herausforderung, vor die sich die Kinder- und Jugendarbeit gestellt sieht, entsteht durch den Inklusionsanspruch.<br />

Erste empirische Befunde und die Anstrengungen auf der konzeptionellen Ebene legen nahe,<br />

dass sich die Kinder- und Jugendarbeit der Aufgabe einer Teilhabe junger Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigungen<br />

an den Angeboten angenommen hat. Nichtsdestotrotz steht sie vor der Frage, wie es ihr vor<br />

dem Hintergrund ihrer Strukturen und Prinzipien gelingt, einen Wandel zu einem inklusiven Setting zu gestalten,<br />

ohne dass der Anspruch zu einer Leerformel verkommt. Dabei geht es nicht nur um die Ausgestaltung der<br />

eigenen Angebote, sondern auch um die Gestaltung ihrer Schnittstellen, etwa der Schule.<br />

Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit Ganztagsschule notwendig<br />

Das Verhältnis zwischen Kinder- und Jugendarbeit und Ganztagsschule ist in den letzten Jahren von einer Vielzahl<br />

von Veränderungen und auch Auseinandersetzungen geprägt. Dabei geht es u. a. um die Frage, wie eine<br />

Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler gesichert werden kann, wie die Kooperationen zwischen<br />

beiden ausgestaltet wird und welche Rückwirkungen diese Kooperation auf die eigenen Angebote und Strukturen<br />

der Kinder- und Jugendarbeit hat. Empirisch zeigt sich, dass die Kinder- und Jugendarbeit in vielfältigen<br />

Formen an Nachmittagsangeboten für Schülerinnen und Schüler beteiligt ist. Es besteht eine große Offenheit<br />

und überwiegend Zufriedenheit mit diesen Angeboten, einige Jugendzentren und Jugendverbände sehen aber<br />

auch negative Auswirkungen auf die bestehenden Angebote. Zukünftig wird u. a. zu klären sein, ob Teile der<br />

Kinder- und Jugendarbeit aufgrund der fast ausschließlich gegebenen ehrenamtlich organisierten Strukturen<br />

überhaupt in der Lage sind, dauerhaft und verbindlich Aufgaben in diesem Bereich zu übernehmen. Vieles<br />

spricht dafür, dass es zusätzlicher, eigener und verlässlicher Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit für diese<br />

Aufgaben bedarf.<br />

Informelle Bildungsprozesse sichtbar machen, Formalisierung vermeiden<br />

Durch die gestiegene öffentliche und fachliche Beschäftigung mit dem Thema Bildung ist auch die Kinder- und<br />

Jugendarbeit damit konfrontiert, sich verstärkt mit ihrem eigenen Bildungsverständnis auseinanderzusetzen.<br />

Kinder- und Jugendarbeit steht dabei in einer langen Tradition, sich als Bildungsort zu verstehen und Gelegenheitsstrukturen<br />

für Bildungsprozesse bereitzustellen, die sich jenseits von Zertifizierungsfragen bewegen. Verbunden<br />

ist mit dieser Debatte – und das wird nicht nur von außen an die Kinder- und Jugendarbeit herangetragen,<br />

sondern auch von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst eingefordert – aktuell aber gerade die<br />

Forderung nach einer Sichtbarmachung und Anerkennung der in der Kinder- und Jugendarbeit erworbenen Bildungsleistungen.<br />

Dazu sind bereits eine Vielzahl an Formaten mit unterschiedlichen Zielen entwickelt worden,<br />

auch weil in den verschiedenen Bereichen und Kontexten der Kinder- und Jugendarbeit je andere Bedarfe und<br />

Wünsche bestehen. Derzeit ist die Kinder- und Jugendarbeit gefordert, in dieser zum Teil aufgeladenen Debatte<br />

die Balance zu suchen, einerseits Kompetenzen und Qualifikationen sichtbar und in gewisser Weise auch nach-

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