02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 67 – Drucksache 18/11050<br />

weisbar zu machen, andererseits den Charakter der Kinder- und Jugendarbeit dabei aber nicht allzu sehr zu verändern.<br />

Politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit ist notwendiger denn je<br />

Politische Bildung findet auch heute noch an Orten der Kinder- und Jugendarbeit statt, insbesondere in den<br />

verbandlichen Formen. Doch besteht der Eindruck, dass sie an Intensität, vor allem auch mit Blick auf die Beteiligung<br />

Jugendlicher, verloren hat. So ist politische Bildung einerseits kaum noch Gegenstand der politischen<br />

und fachpolitischen Debatten, andererseits findet sie explizit auch nicht mehr in der Intensität statt, wie dies in<br />

früheren Jahren der Fall war. Zugleich ist die Vertretung der Interessen von Kindern, Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen nach wie vor ein zentraler Anspruch der Kinder- und Jugendarbeit, auch hier insbesondere der<br />

verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Situation, national wie international, kommt der politischen Bildung<br />

Jugendlicher und der Interessenvertretung eine wachsende Bedeutung zu. Für die Zukunft der Demokratie in<br />

einer komplexen und global vernetzten Gesellschaft stellt sich z. B. die Frage, wie Orientierungen in der unübersichtlicher<br />

werdenden Welt vermittelt, wie politische Entscheidungen transparent gemacht und wie Räume<br />

für Partizipation eröffnet werden können. Da sich Deutschland immer stärker zu einer Einwanderungsgesellschaft<br />

entwickelt, ist es umso wichtiger, dass sich politische Bildung mit den Grundlagen und Werten einer<br />

freiheitlich demokratischen Gesellschaft beschäftigt.<br />

Dabei ist die große Stärke der Kinder- und Jugendarbeit, dass sie politische Bildung über die Vermittlung von<br />

Wissen hinaus, als einen Ort der eigenen Interessenfindung und der Selbstpositionierung für gesellschaftliche<br />

und individuelle Belange begreift und – leichter als die Schule – politische Bildung in den Kontext der Alltagswelten<br />

Jugendlicher stellen und mit ihnen gemeinsam gestalten kann. Notwendig ist es, dass die Kinder- und<br />

Jugendarbeit das Politische ihrer eigenen Arbeit und die Notwendigkeit zu politischer Bildung neu erkennt und<br />

entsprechende Ideen und Angebote der aktiven Beteiligung und des handelnden Engagements entwickelt.<br />

Kinder- und Jugendarbeit und das Ringen um Freiräume<br />

Im Vergleich zu Familie, Schule und Ausbildung erweist sich die Kinder- und Jugendarbeit möglicherweise als<br />

das am wenigsten vorab festgelegte, pädagogisch gerahmte und öffentlich verantwortete Feld im institutionellen<br />

Gefüge des Aufwachsens. Allein das macht die Kinder- und Jugendarbeit aber nicht per se zu einem Freiraum.<br />

Dieser muss immer wieder mühsam erarbeitet, gelegentlich sogar erkämpft werden und ist auch für die <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit in ihrer Formats- und Angebotsvielfalt immer wieder gefährdet, bleibt also eine beständige<br />

Herausforderung. Nicht selten gerät das Ringen um solche Freiräume in Kollision mit anderen Vorstellungen<br />

über das, was die Kinder- und Jugendarbeit jeweils leisten soll – auch, weil mitunter die Vorstellungen darüber,<br />

was die Freiräume jeweils ausmacht, zwischen Trägern, Fachkräften und jungen Menschen differieren und nicht<br />

immer in Deckung gebracht werden können.<br />

Als ein konkretes Beispiel, wie die Kinder- und Jugendarbeit das Ringen um Freiräume praktisch angeht, können<br />

Angebote bezeichnet werden, für die ein Ortswechsel konstitutiv ist und für die Ortswechsel Distanzierungsmöglichkeiten<br />

von den üblichen alltäglichen Routinen und Verpflichtungen sowie eigene Gestaltungsspielräume<br />

mit sich bringen – soweit diese nicht von Beginn an durch Erwachsene und feststehende Programmelemente<br />

durchstrukturiert sind. Ortswechsel schaffen zeitlich begrenzte Distanzierungsmöglichkeiten von den<br />

Anforderungen der Familie, der Schule, der Ausbildung und anderer Akteure. In solchen, von Einflüssen der<br />

Alltagswelt graduell geschützten Räumen, lassen sich daher auch zugespitztere und selbstbestimmtere Positionen<br />

und auch Gegenentwürfe entwickeln, als das im Alltagsleben Jugendlicher ansonsten möglich ist.<br />

Für die Verantwortlichen derartiger Angebote stehen unterschiedliche Herausforderungen an. Vor allem gilt es,<br />

zwischen notwendiger Professionalisierung einerseits und der Offenheit der Angebote, einschließlich der Möglichkeit<br />

ihrer Ausgestaltung vonseiten der Jugendlichen andererseits, eine Balance herzustellen.<br />

7. Soziale Dienste für Jugendliche und junge Erwachsene im institutionellen Gefüge des Aufwachsens<br />

Soziale Dienste für Jugendliche und junge Erwachsene sollen dazu beitragen, jungen Menschen in prekären<br />

Lebenslagen Jugend zu ermöglichen. Diesen jungen Menschen gleichberechtigte Chancen zu eröffnen, die<br />

Kernherausforderungen im Jugendalter in den Qualifizierungs-, Selbstpositionierungs-, Verselbstständigungs-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!