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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47 – Drucksache 18/11050<br />

Zusammenfassung<br />

Im Mittelpunkt des 15. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung stehen Jugendliche und junge Erwachsene.<br />

Damit wird erstmals explizit eine Altersgruppe in das Zentrum der Berichterstattung auf Bundesebene<br />

gestellt, deren Rahmenbedingungen des Aufwachsens und generationale Lage sich in den letzten 20 Jahren<br />

erheblich verändert haben. Der 15. Kinder- und Jugendbericht knüpft dabei an die Debatten um die Profilierung<br />

und Weiterentwicklung von Politik für und mit Jugendlichen und jungen Erwachsene an, nimmt aber zugleich –<br />

sowohl in der Auswahl der thematischen Schwerpunkte als auch im Blick auf Jugendliche und junge Erwachsene<br />

– eigene konzeptionelle Schwerpunktsetzungen vor. Ihren formelhaften Ausdruck finden diese in der sozialpolitischen<br />

Forderung „Jugend ermöglichen“, die die leitende Perspektive des vorliegenden Berichts ist.<br />

Im Mittelpunkt des Berichts stehen zunächst zwei Entwicklungen, die das Jugendalter in den letzten zwanzig<br />

Jahren beeinflusst haben: Die digitale Mediatisierung des Alltags junger Menschen (Kap. 4) sowie der Ausbau<br />

der Ganztagsschule (Kap. 5). Weil die Forderung „Jugend ermöglichen“ sich aber auf alle Aspekte des Alltags<br />

junger Menschen und der jeweiligen Rahmenbedingungen bezieht, widmet sich der Bericht zudem zwei weiteren<br />

wichtigen Themenkomplexen: Mit Blick auf den Alltag junger Menschen zielt er erstens darauf ab, einerseits<br />

die Lebenslagen junger Menschen und die darin eingelagerten Benachteiligungen (Kap. 2) und andererseits<br />

das Alltagsleben, die Ausdrucksformen und Handlungsräume Jugendlicher und junger Erwachsene zu beschreiben.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene werden dabei als Akteure begriffen, die sich in vielfältigen Formen<br />

selbst positionieren (Kap. 3). Mit Blick auf das institutionelle Gefüge des Aufwachsens widmet er sich zweitens<br />

ausführlich dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit in ihren vielfältigen Formen (Kap. 6) sowie den sozialen<br />

Diensten (Kap. 7).<br />

Geprägt wird der vorliegende Bericht schließlich auch von zwei weiteren Akzentsetzungen: Beteiligung und<br />

Flucht. „Jugend ermöglichen“ kann nicht grundsätzlich ohne Beteiligung und soziale Teilhabe junger Menschen<br />

gedacht werden. Die zweite Akzentsetzung verdankt sich den historischen Ereignissen im Sommer und Herbst<br />

2015: Angesichts der großen Zahlen junger Menschen, die in Deutschland Schutz vor Verfolgung und Tötung<br />

suchen, thematisiert der Bericht auch deren aktuelle Lagen und die darauf bezogenen sozialen Dienste für junge<br />

Geflüchtete (vgl. Abs. 7.4).<br />

1. Die leitende Perspektive: Jugend ermöglichen<br />

In den vergangenen Jahren hat sich das Jugendalter verändert. Jugendliche und junge Erwachsene übernehmen<br />

heute in sehr unterschiedlichen sozialen Lebenslagen Verantwortung für die Gestaltung ihres persönlichen Lebens<br />

und das soziale Zusammenleben. Das Jugendalter ist die zentrale Lebensphase, in der junge Menschen sich<br />

selbst in den sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Zusammenhängen unserer Gesellschaft platzieren.<br />

Doch wie den jungen Menschen Jugend heute ermöglicht wird, mit welchen Herausforderungen sie sich<br />

wie und wann in ihrem Leben auseinandersetzen und welche sozialen, rechtlichen und politischen Möglichkeiten<br />

sie haben, ist sehr unterschiedlich. Jugend zu ermöglichen, bedeutet darum, vor allem zu fragen, wie soziale<br />

Teilhabe von jungen Menschen sozial gerecht und die Bedingungen des Aufwachsens so gestaltet werden können,<br />

dass Jugendliche und junge Erwachsene die für sie alterstypischen Herausforderungen eigenständig und<br />

erfolgreich meistern können. Dabei hängen die Antworten auf diese beiden Fragen wesentlich auch vom Verständnis<br />

dessen ab, was unter „Jugend“ und unter „alterstypischen Herausforderungen“ jeweils verstanden werden<br />

soll. Es bedarf der Reflexion des Jugendbegriffes und seiner impliziten Konstruktionen, blinden Flecken<br />

und thematischen Engführungen.<br />

Vorherrschende Jugendbilder betonen Eigenverantwortung<br />

In der Politik, den Schulen, der Kinder- und Jugendarbeit, den sozialen Diensten, der Ökonomie, aber auch in<br />

den Medien und der Wissenschaft herrscht eine Vielzahl von Bildern vor, was „Jugend“ heute ist und vor allem,<br />

wie Jugendliche sind und ihr Leben gestalten (sollten). In diesen öffentlich vorherrschenden Jugendbildern werden<br />

junge Menschen vor allem nach ihren Qualifikationen bewertet, auf ihre politischen Haltungen hin befragt,<br />

in ihrer sozialen Zugehörigkeit analysiert und an ihrer sozialen Integration gemessen. In erster Linie wird die<br />

Eigenverantwortung der jungen Menschen betont. So stehen im Mittelpunkt öffentlicher Perspektiven auf Jugend<br />

Herausforderungen, die Jugendliche jeweils individuell zu meistern haben und mit denen sie sich in der<br />

Gegenwartsgesellschaft platzieren müssen.

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