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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 322 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Technikinteresses bislang wenig Berücksichtigung fanden (Bockermann 2012; Zorn 2012). Handlungsbedarf<br />

wird v. a. hinsichtlich des Datenschutzes gesehen als auch bezüglich der Frage, inwieweit die Autonomie der<br />

Adressatinnen und Adressaten und auch die professionelle Autonomie von Prozessen der Technisierung berührt<br />

werden. Kritisch stärker reflektiert werden sollte zukünftig zudem die Dynamisierung von Effektivierungsprozessen<br />

durch die Technisierung (Kutscher u. a. 2015, S. 292). Skizziert wird insgesamt ein großer Ausbildungsund<br />

Weiterbildungsbedarf bei den Fachkräften.<br />

4.4.3.2 Medienbildung in der Jugendhilfe<br />

Wurden digitale Medien in der Vergangenheit in der Jugendhilfe eingesetzt, dann hauptsächlich zur Förderung<br />

der Persönlichkeitsentwicklung durch jugendgerecht aufbereitete Informationen und die Förderung von Kommunikation,<br />

Kreativität und Ausdruck. Die Potenziale digitaler Medien zur Förderung niedrigschwelliger Partizipationsmöglichkeiten<br />

hat sich die Jugendhilfe erstmals im Rahmen der Jugendinformation zu eigen gemacht.<br />

Ziel ist es, Jugendlichen in geeigneter und verständlicher Weise Informationen zu Angeboten der Jugendhilfe<br />

bereitzustellen, sie über die jeweiligen gesetzlichen Grundlagen und Angebotsformen aufzuklären und sie bei<br />

Bedarf und auf Wunsch an geeignete Soziale Dienste zu vermitteln – und dies eben auch online. 70 Erkenntnisse<br />

darüber, wie diese Online-Dienste genutzt werden, liegen bislang nicht vor. Unter Berücksichtigung verschiedener<br />

Zugänge Jugendlicher zum Internet (Wagner 2008; Gebel u. a. 2013) und vor dem Hintergrund der Popularität<br />

von Social Web-Angeboten als auch der Zunahme medienkonvergenter Nutzungsmuster (Wagner/Theunert<br />

2006; Schmidt u. a. 2009) wäre zukünftig zu prüfen, in welchem Umfang und zu welchen Anlässen Jugendliche<br />

die Jugendinformationsangebote nutzen, welche Jugendlichen sich angesprochen fühlen und wie die Angebote<br />

mit den Lebenswelten Jugendlicher verknüpft sind.<br />

Stellt die Jugendinformation noch eher ein Push-Medium dar, das den Informationsfluss steuert, liegt die Faszination<br />

des Internet (nicht nur) für Jugendliche doch vor allem darin, dass der Informationsfluss nun selbst gesteuert<br />

und das Medium zu vielfältigen Zwecken in Dienst genommen werden kann. Dies geschah in der Vergangenheit<br />

insbesondere in der Jugendarbeit (vgl. Kap. 6), wo digitale Medien zur Artikulation, Positionierung<br />

und heute verstärkt auch zur Unterstützung von Beteiligung bzw. sogenannten (e)Partizipation eingesetzt werden,<br />

etwa zur Förderung einer „Liquid Democracy“: Jugendliche sollen darüber jederzeit z. B. mit Gemeinden<br />

und Jugendorganisationen in einem moderationsfreien Prozess über gemeinsame Themen, Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten<br />

diskutieren und gemeinsame Beschlüsse fassen (Reichert/Panek 2012). Einsatz finden auch<br />

konsultative Tools (z. B. ich-mache-politik.de) und technische Hilfsmittel, die darauf abzielen, kollaborativ<br />

Ideen und Wissen zusammenzutragen, sich auszutauschen, Abstimmungen durchzuführen (Ertelt 2015; vgl.<br />

auch Abs. 4.2.6). Für den gesamten Bereich der Jugendarbeit gilt, dass die zeit- und ortsunabhängige Kommunikation<br />

nicht nur die Streuung von Informationen und die Kontaktaufnahme verändern, sondern die virale<br />

Reichweite insbesondere auch für jugendpolitisches Engagement neue Optionen eröffnet (vgl. Abs. 1.3; 3.6 und<br />

6.2.3), vor allem wenn die Informationen medienkonvergent, also sowohl in Sozialen Netzwerken als auch über<br />

Videokanäle verteilt werden.<br />

Werden Medien weniger zur Selbstorganisation und Mitwirkung, sondern zur Artikulation eingesetzt, wird bislang<br />

in der Jugendarbeit vor allem ein handlungsorientierter Zugang gewählt – ein Zugang, der auch in der Medienpädagogik<br />

favorisiert wird. Allerdings kann eine dafür notwendige Ausstattung nach wie vor nicht flächendeckend<br />

vorausgesetzt werden. Laut einer repräsentativen Befragung von Jugendzentren aus dem Jahr 2012<br />

lassen sich diesbezüglich teils signifikante Unterschiede erkennen, insbesondere zwischen den östlichen und<br />

westlichen Bundesländern sowie zwischen den ländlichen Regionen und Städten in Deutschland, und dies auch<br />

im Hinblick auf den Zugang zum Internet. Insgesamt betrachtet finden sich in 86 Prozent der Einrichtungen der<br />

offenen Kinder- und Jugendarbeit ein Fernseher/DVD-Player, 67 Prozent der Einrichtungen haben eine Fotobzw.<br />

Videokamera (Ost: 58 %, West: 71 %), 66 Prozent verfügen über eine Spielekonsole (Ost: 63 %, West:<br />

68 %), 63 Prozent über eine Diskoanlage (Ost: 50 %, West: 70 %) und 58 Prozent über einen Beamer (Ost:<br />

44 %, West: 66 %). Darüber hinaus finden sich in knapp einem Drittel der Jugendhäuser Konzertmusikanlagen<br />

(Ost: 21 %, West: 36 %). 58 Prozent der Einrichtungen sind ans Internet angeschlossen oder unterhalten ein<br />

70<br />

Die Fachstandards für die Jugendinformation wurden 2004 auf der 15. Vollversammlung der European Youth Information and Counselling<br />

Agency (ERYICA) angenommen (http://eryica.org/page/european-youth-information-charter); die Prinzipien für Online-Jugendinformation<br />

wurden auf der 20. ERYICA-Generalversammlung verabschiedet (http://eryica.org/sites/default/files/Principles%20for%20Online%<br />

20Youth%20Information_German.pdf) [19.10.2016].

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