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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 317 – Drucksache 18/11050<br />

Medien auch die Ausgestaltung einer familialen Kommunikationskultur nach sich ziehen werden und die Kommunikation<br />

über Kommunikation zunehmend relevanter werden wird (Greschke 2015).<br />

Wenngleich bisherige Studien zur Medienerziehungsstilen insbesondere die jüngeren Alter im Blick haben,<br />

deutet sich bereits an, dass es die Komplexität der Medienwelt Eltern zunehmend erschwert, das Medienhandeln<br />

Jugendlicher angemessen zu begleiten. Notwendig erscheinen im Zuge dessen einerseits niedrigschwellige Zugänge<br />

zu vielfältigen Informationsangeboten für Eltern, andererseits wäre auch eine Vernetzung unterstützender<br />

Strukturen zu forcieren, in denen die Akteure der Pädagogik und der Beratung, der Medienangebotsseite sowie<br />

der Medienregulierung zusammenarbeiten. Weitere Unterstützungspotenziale zeichnen sich im Hinblick auf die<br />

erste Prägung durch Medienerziehung bei vor allem Jugendlichen aus ressourcenärmeren Kontexten ab.<br />

4.4.2 Digitale Medien in der Schule<br />

Der außerschulische Erwartungsdruck an die Schule ist insgesamt groß, nicht nur Eltern (vgl. Abs. 4.4.1), auch<br />

die Politik und die Wirtschaft sehen Schulen in der Verantwortung, neben Rechnen, Schreiben und Lesen auch<br />

digitale Kulturtechniken zu vermitteln. Unter dem Label „Digitale Bildung“ subsumieren sich verschiedene<br />

Initiativen, um Jugendliche auf das Leben in digitalen Welten vorzubereiten. Im Rahmen der „Digitalen Agenda<br />

2014–2017“ 63 entwickelt der Bund gemeinsam mit den Ländern und mit Akteuren aus unterschiedlichen Bildungsbereichen<br />

eine Strategie des „Digitalen Lernens“. Die Industrie schreibt mit der Initiative „Digitale Bildung<br />

neu denken“ 64 ein bundesweites Programm zur Förderung der digitalen Bildung an Deutschlands Schulen<br />

aus. In Nordrhein-Westfalen ist Ende 2015 unter dem Label „Bildung 4.0“ 65 ein öffentlicher Dialogprozess<br />

gestartet, um Kitas, Schulen, Hochschulen und die berufliche Aus- und Weiterbildung zukünftig besser auf die<br />

Anforderungen des digitalen Wandels vorzubereiten. Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK)<br />

Bodegan hat das Thema „Digitale Bildung“ 2016 neben der Flüchtlingsthematik als zweiten Schwerpunkt auf<br />

ihre Agenda gesetzt. Ziel ist der verstärkte „Einsatz von Lern-Software und Netz-Plattformen“ 66. Zudem werden<br />

Stimmen laut, die angesichts der zunehmenden Algorithmisierung des Alltagslebens ein neues Unterrichtspflichtfach<br />

„Programmierung“ fordern.<br />

Wie stellt sich die Situation in der Schule Anfang 2016 dar? Wie verändert sich Schule im Zuge der Mediatisierung?<br />

Welche Formen der Unterstützung werden Jugendlichen angeboten und welchen Beitrag können digitale<br />

Medien bzw. kann die sozio-technische Infrastruktur zur Öffnung von Schule beitragen?<br />

4.4.2.1 Medienhandeln in der Schule<br />

Schule blickt insgesamt auf eine lange Tradition im Gebrauch von Medien und technischen Hilfsmitteln zurück<br />

(Hildebrand 1976). Medien dienen seit jeher zur Veranschaulichung, Erklärung und Einübung von Wissen. Bis<br />

heute ist das Buch unhinterfragt das Medium der Wissensvermittlung – unabhängig davon, welchen Stellenwert<br />

die Lektüre von Büchern für Schüler und Schülerinnen hat. Laut JIM-Studie 2015 haben 19 Prozent der Jugendlichen<br />

täglich, jedoch ein Fünftel der Jugendlichen nie ein Buch gelesen. Der Anteil der regelmäßigen Leser und<br />

Leserinnen sinkt dabei mit steigendem Alter, während analog der Anteil der Nichtlesenden zunimmt. Bezogen<br />

auf die verschiedenen Schultypen ist der Anteil der Nichtlesenden an Haupt- oder Realschulen doppelt so hoch<br />

wie an Gymnasien (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015, S. 22). Eine große Affinität haben<br />

Jugendliche stattdessen zu audiovisuellen Medien. Mindestens mehrmals pro Woche sehen nach eigenen Angaben<br />

80 Prozent der Jugendlichen fern, noch häufiger werden das Internet (92 %) bzw. das Smartphone (94 %)<br />

genutzt (ebd.). Im Hinblick auf die Einführung und Berücksichtigung (audio-)visueller Medien in den Schulalltag<br />

tut sich die Schule allerdings bis heute schwer. Erklärungen hierfür finden sich einerseits in einer bewahrpädagogischen<br />

Haltung und einem „pädagogischen Widerwillen gegen den Sehsinn“ (Baacke 1995). Legitim war<br />

der Medieneinsatz in der Vergangenheit daher zunächst nur, wenn er einen Beitrag zur „guten Filmerziehung“,<br />

zur Entlastung von Lehrpersonal (Schulfunk und Schulfernsehen), zur Optimierung von Lernprozessen oder zur<br />

Behebung eines Lehrerinnen- und Lehrermangels (Sprachlabor, Programmierter Unterricht) leisten konnte.<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

Vgl. https://www.digitale-agenda.de [19.10.2016].<br />

Vgl. http://www.i-dbnd.de/ [19.10.2016].<br />

Vgl. https://www.bildungviernull.nrw/ [19.10.2016].<br />

Vgl. https://www.kmk.org/aktuelles/praesidentin-dr-bogedan.html [19.10.2016].

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