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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 480 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

gen. Das mag auch daran liegen, dass in den meisten Städten der Schulverwaltungsblick zumeist noch dominiert.<br />

Angesichts der bedeutenden Rolle der Jugendämter als „strategische Zentren für Kinder und Jugendliche“, wie<br />

der 14. Kinder- und Jugendbericht diese bezeichnet, sollte es aber möglich sein, dass sie sich stärker und konsequenter<br />

in Planungs- und Gestaltungsprozesse der Ganztagsschule einbringen. Eine punktuelle Verzahnung von<br />

Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung sowie eine gemeinsam gestaltete lokale Bildungslandschaft erleichtert<br />

angesichts dieser Herausforderung einen Prozess geteilter Verantwortung in der Ganztagsschule und<br />

eröffnet so für alle Beteiligen Chancen und Potenziale.<br />

Genauso stehen aber auch im Schulsystem Entscheidungen über die Entwicklung der Ganztagsschulkonzepte,<br />

den Ausbau und die Erscheinungsformen ganztägigen Lernens an, durch die eine nachhaltige Innovation von<br />

Schulen erst zum Tragen kommt. Die Einführung von Ganztagsangeboten an Schulen hat demgegenüber bislang<br />

noch keine systematischen und in der Breite erkennbaren Schulentwicklungsimpulse ausgelöst, die eine neue<br />

Qualität von Schule und eine Reform hin zum erweiterten Bildungs- und Lebensort Ganztagsschule erkennen<br />

lassen. Neben den Länderregelungen könnten gesetzliche Weiterentwicklungen in diesem Sinne auch zu einem<br />

erweiterten schulbezogenen Leistungssegment der Kinder- und Jugendhilfe beitragen, das Aufträge, Ziele und<br />

Vernetzungsbedingungen im Kontext von Ganztagsschule aktiv aufgreift. Nur so könnten Ganztagsschulen<br />

sukzessive zu Orten geteilter Verantwortung werden.<br />

8.2.2 Der Ermöglichungsraum Kinder- und Jugendarbeit<br />

‣ Jugend in und durch Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen<br />

Die Kinder- und Jugendarbeit eröffnet ihrem Selbstverständnis zufolge jungen Menschen vielfältige<br />

Möglichkeitsräume zur Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung. Ihre<br />

Stärke im institutionellen Gefüge des Aufwachsens liegt darin, dass sie in einer Pluralität von Trägern<br />

die Heterogenität von Jugend und damit die unterschiedlichen Lebensformen Jugendlicher<br />

berücksichtigt und durch Freiwilligkeit, Selbstorganisation und Partizipation neben der obligatorischen<br />

Schule wichtige zusätzliche Impulse setzen kann. In diesem Sinne muss sie sich immer wieder<br />

vergewissern, inwieweit sie diese konzeptionelle Orientierung einlöst und „Jugend ermöglicht“.<br />

Kinder- und Jugendarbeit ist in allen Bundesländern und in den Kommunen ein Teil der kinder- und jugendpolitischen<br />

Infrastruktur, die mit ihren unterschiedlichen Angeboten einen bedeutsamen Teil junger Menschen erreicht<br />

und unterstützt. Sie ist somit ein fester Bestandteil im institutionellen Aufwachsen von Jugendlichen. Dies<br />

wird auch in Zukunft eine wesentliche Funktion der Kinder- und Jugendarbeit sein. Es wurde allerdings auch<br />

aufgezeigt (vgl. Kap. 6), wie sich diese Aufgaben verändert haben und um wie viel komplexer sie geworden<br />

sind.<br />

Insofern ist Kinder- und Jugendarbeit heute mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Diese ergeben sich etwa<br />

aus kulturellen und sozialen Veränderungen, aus demografisch begründeten Entwicklungen oder aufgrund einer<br />

umfassenden Mediatisierung des Aufwachsens. Aber auch die Veränderungen der Schullandschaft, die Umstellung<br />

auf achtjährige Gymnasien ebenso wie der Ausbau der Ganztagsschulen, sowie nicht zuletzt die Einführung<br />

von Bachelor-Master-Studiengängen sind Rahmenbedingungen, zu denen sich die Kinder- und Jugendarbeit<br />

ins Verhältnis setzen muss. Mit anderen Worten: Sie muss sich – unter Berücksichtigung der jeweils gegebenen<br />

Möglichkeiten – zu zukunftsrelevanten Orten des Aufwachsens entwickeln, der Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen soziale Gelegenheiten und Möglichkeiten sichert und eröffnet, sich über die schulischen Qualifizierungsprozesse<br />

hinaus in Qualifizierungs-, Selbstpositionierungs- und Verselbstständigungsprozessen zu erfahren.<br />

Die konzeptionellen und strukturellen Voraussetzungen sind in den einzelnen Handlungsfeldern der Kinder- und<br />

Jugendarbeit jedoch sehr unterschiedlich und auch nicht immer vergleichbar. Zwar sind die Zugänge im Grundsatz<br />

durch die Prinzipien der Freiwilligkeit und der Selbstorganisation geprägt, dennoch unterscheiden sich die<br />

Orte, die fachlichen Orientierungen und die Zielgruppen bzw. die Besucherinnen und Besucher je nach Träger<br />

und inhaltlicher Ausrichtung, aber auch nach der Milieuzugehörigkeit bzw. der sozialen Herkunft der Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen. Die wachsende Vielfalt und Heterogenität der Jugendlichen hat für die Kinder-

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