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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 390 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

6.4 Was machen Jugendliche und junge Erwachsene in der Kinder- und Jugendarbeit?<br />

Wenn Kinder- und Jugendarbeit kein Selbstzweck der Organisationen ist, sondern ein (möglichst attraktives)<br />

Angebot für junge Menschen, dann ist es nur folgerichtig, die Perspektive der Jugendlichen auf Kinder- und<br />

Jugendarbeit ins Blickfeld zu rücken. Wie die bisherigen empirischen Analysen gezeigt haben, ist Kinder- und<br />

Jugendarbeit durch eine Vielfalt an Angeboten gekennzeichnet, auf die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />

vor Ort jeweils zurückgreifen können und auf die sie – wie die Empirie zeigt – auch zurückgreifen. Aufschlussreich<br />

ist darüber hinaus, wie Jugendliche und junge Erwachsene die Kinder- und Jugendarbeit nutzen<br />

und was ihnen dabei wichtig ist (zu einer ähnlichen Fragestellung vgl. Schulz 2013). Von Interesse sind auch<br />

die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, die als non-formale Bildungsleistungen der Kinder- und Jugendarbeit<br />

beschrieben werden können.<br />

6.4.1 Freiwilliges Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit<br />

Kinder- und Jugendarbeit ist in ihrer konzeptionellen Ausrichtung nicht nur auf die aktive Teilnahme von Kindern<br />

und Jugendlichen angelegt, sondern soll und will zugleich zur Selbstorganisation sowie zur „gesellschaftlichen<br />

Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen“ (§ 11 SGB VIII). Eine wesentliche Ausdrucksform<br />

dessen ist das Ehrenamt bzw. das freiwillige Engagement 93 in den Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit,<br />

also die ehrenamtliche Übernahme von Aufgaben und Funktionen in der jeweiligen Organisation<br />

oder in den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit. Diese Formen des Engagements reichen von temporären<br />

Leistungen, wie z. B. bei der Organisation einer Veranstaltung, über die Übernahme der Verantwortung für eine<br />

Kinder-/Jugendgruppe bis hin zu organisationsbezogenen Funktionen im Verband oder Verein, wie etwa einer<br />

Vorstandstätigkeit.<br />

Vor diesem Hintergrund stellen die veränderten Rahmenbedingungen von Jugend – Verdichtung von Schule,<br />

Studium und Beruf als auch von Kommunikation – und die individuellen Lebenslagen – Zunahme von Nebenjobs<br />

während Schule, Ausbildung und Studium – für die Kinder- und Jugendarbeit eine Herausforderung dar,<br />

wenn es darum geht, Jugendliche und junge Erwachsene für derartige Tätigkeiten zu gewinnen. Zwar zeigt ein<br />

Blick auf die Befunde des jüngsten Freiwilligensurveys nach wie vor die generelle Bereitschaft Jugendlicher<br />

sich für gesellschaftliche und politische Themen zu engagieren. Dennoch sind in der Realisierung dieses Engagements<br />

auch Brüche und Belastungsgrenzen zu verzeichnen, die deutlich machen, dass Jugendliche heute ein<br />

anderes Verständnis von Zeit und Dauer sowie Tiefe und Intensität ihres Engagements haben, als dies noch vor<br />

zwei, drei Jahrzehnten der Fall war (vgl. Deutscher Bundestag 2013, S. 232).<br />

Insgesamt, so weist der Freiwilligensurvey 2014 aus, waren im Zeitraum von zwölf Monaten vor der Befragung<br />

47 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 25 Jahren in mindestens einem Tätigkeitsfeld,<br />

23 Prozent in zwei und mehr Tätigkeitsfeldern freiwillig aktiv (Freiwilligensurvey 2014, eigene<br />

Berechnungen, Daten gewichtet). Da das Fragekonzept im Freiwilligensurvey 2014 freiwillige Tätigkeit für<br />

einen anderen Bezugszeitraum erhebt, sind Vergleiche über die Zeit nur begrenzt möglich.<br />

Die ehrenamtliche pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, für die die Kinder- und Jugendarbeit<br />

z. B. mit der Jugendgruppenleiterinnen- und Jugendgruppenleiterausbildung auch eigene Qualifikationen für<br />

ehrenamtlich Tätige entwickelt hat, macht einen wichtigen Anteil im Engagement der Jugendlichen und im<br />

Selbstverständnis von Jugendverbänden aus. Für die Jugendlichen steht dabei nicht so sehr im Vordergrund,<br />

dass sie in der Zukunft davon einen Vorteil haben, indem das Engagement z. B. in Bewerbungen angeführt werden<br />

kann, sondern dass sie ihren Interessen nachgehen können. Die Jugendverbandsarbeit und die Jugendarbeit<br />

in Sportvereinen ist – ebenso wie die stärker beruflich strukturierte offene und kulturelle Kinder- und Jugendarbeit<br />

– auf dieses Engagement angewiesen.<br />

Freiwilliges Engagement in der offenen Kinder- und Jugendarbeit<br />

Auch wenn sich der Blick auf das freiwillige Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit meist auf die Vereine<br />

und Verbände konzentriert (vgl. ausführlich Düx 1999), so ist auch in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die<br />

sowohl von freien als auch von öffentlichen Trägern angeboten wird (vgl. Abs. 6.2), freiwilliges Engagement<br />

junger Menschen eine wichtige Ressource (vgl. ausführlich Seckinger u. a. 2016a; Völker 1997). Die Relevanz<br />

93<br />

Im Bericht werden die Begriffe freiwilliges und ehrenamtliches Engagement ohne systematische Differenz verwendet.

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