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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51 – Drucksache 18/11050<br />

nerell kann aber davon ausgegangen werden, dass Jugend als Bevölkerungsgruppe in der Bundesrepublik auch<br />

künftig präsent sein und nicht verschwinden wird. Sie wird aber bei politischen Wahlen nicht mehr Mehrheiten<br />

für politische Richtungen entscheidend beeinflussen können.<br />

Junge Menschen leben in der Migrationsgesellschaft<br />

Seit Jahrzehnten ist die Lebenslage junger Menschen in der Bundesrepublik Deutschland durch eine wachsende<br />

migrationsbedingte Diversität gekennzeichnet. Der Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener, die selbst oder<br />

deren Eltern zugewandert sind, liegt gegenwärtig insgesamt bei etwa einem Viertel und steigt in jüngeren Altersgruppen<br />

weiter an. Wie normal die migrationsgesellschaftliche Realität für junge Menschen ist, unterliegt<br />

massiven regionalen Unterschieden. Während in einigen westdeutschen Städten der Anteil der jungen Menschen<br />

überwiegt, die selbst oder deren Eltern in die Bundesrepublik eingewandert sind, stellt migrationsbezogene<br />

Diversität von Jugend insbesondere in ländlichen Räumen der östlichen Bundesländern keine Alltagserfahrung<br />

dar.<br />

Aber auch junge Menschen im Kontext von Migration unterscheiden sich deutlich in ihren Erfahrungen und<br />

Realitäten: Ein Großteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist in Deutschland geboren und aufgewachsen;<br />

nur ein Drittel von ihnen verfügt selbst über Migrationserfahrung. Und auch von den selbst Zugewanderten<br />

hat ein großer Teil die Schule hierzulande durchlaufen. Migration ist damit für diese jungen Menschen<br />

kein originär eigener Erfahrungszusammenhang des Jugendalters.<br />

Dies ist anders bei jungen Menschen, die in der Bundesrepublik Deutschland Schutz suchen. Zwischen dem<br />

Sommer 2015 und dem Frühjahr 2016 ist die Zahl der Heranwachsenden, die nach Deutschland geflohen sind,<br />

temporär massiv angewachsen. Altersstruktur und Herkunft der Schutzsuchenden können zwar bisher noch<br />

nicht vollständig bestimmt werden; es zeichnet sich jedoch ab, dass junge Menschen unter 25 Jahren deutlich<br />

mehr als die Hälfte der Asylantragstellenden ausmachen. Die meisten jungen Geflüchteten kommen dabei aus<br />

Syrien, weitere unter anderem aus Albanien, Kosovo, Afghanistan und dem Irak. Je nach Herkunftsland und<br />

Alter ergeben sich dabei für die jungen Menschen unterschiedliche Aufenthaltsbedingungen und Bleibeperspektiven<br />

– und damit sehr verschiedene Chancen auf einen sicheren regionalen und institutionellen Zusammenhang<br />

zur Bearbeitung der Kernherausforderungen des Jugendalters.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene sind selten arbeitslos, aber oft prekär beschäftigt<br />

Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland hat den niedrigsten Stand seit Jahren erreicht. Im europäischen Vergleich<br />

bestehen für junge Menschen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt sehr gute Bedingungen. Zugleich dehnt sich jedoch<br />

der Übergang in die ökonomische Selbstständigkeit für viele junge Menschen zeitlich deutlich aus, reicht<br />

teilweise bis weit in das Erwachsenenalter hinein und ist durch Unsicherheiten und steigende Prekarität von<br />

Arbeitsverhältnissen geprägt. So sind Jugendliche und junge Erwachsene häufiger befristet und mit niedriger<br />

Entlohnung beschäftigt – ein stärker liberalisierter Arbeitsmarkt für junge Menschen führt zu Benachteiligungen<br />

gegenüber anderen Altersgruppen.<br />

Zudem verbleiben Jugendliche und junge Erwachsene immer länger im System der formalen Bildung. Insbesondere<br />

für solche mit niedrigen Qualifikationen und mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit bestehen Barrieren<br />

in den Übergängen in Ausbildung und Beruf. Etwa sechs Prozent der jungen Menschen der 20- bis 25-<br />

Jährigen sind weder in Bildungs- oder Ausbildungsverhältnissen noch erwerbstätig – sie befinden sich außerhalb<br />

institutioneller Zusammenhänge. Dabei zeigt sich, dass junge Frauen und junge Menschen mit Migrationshintergrund<br />

häufiger davon betroffen sind.<br />

Junge Menschen haben insgesamt ein erhöhtes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Dabei erschweren jedoch<br />

die unterschiedlichen Lebenssituationen – Schule, Ausbildung, Studium, Beruf einerseits, elterlicher oder eigener<br />

Haushalt andererseits – eine einheitliche Begriffsbestimmung, da diese Unterschiede in die Analysen oft<br />

nicht einbezogen werden oder die Datenquellen derartige Einflussfaktoren nicht erfassen. Zusammenfassend<br />

kommen vorliegende Studien zu dem Ergebnis, dass rund ein Fünftel der 14- bis 19-Jährigen und etwa ein Viertel<br />

der 20- bis 24-Jährigen von Armut betroffen sind. Zugleich ist das durchschnittliche Lohnniveau unter jungen<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehr niedrig. Dies liegt einerseits an Ausnahmeregelungen vom<br />

Mindestlohngesetz, andererseits daran, dass junge Erwachsene häufiger als andere Altersgruppen atypisch beschäftigt<br />

sind.

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