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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 355 – Drucksache 18/11050<br />

Freundeskreises, von den Bedarfen und Einschätzungen der Eltern (insbesondere bei den jüngeren Jugendlichen)<br />

sowie von individuellen Faktoren, wie z. B. die gemeinsame Teilnahme mit Freunden, die Teilnahme an<br />

Arbeitsgemeinschaften oder an Projekten. Die Chancen hierfür sind groß, denn es wäre „ein gravierender Mangel<br />

der auf die Schule reduzierten Bildung, dass junge Menschen zum Teil bis in das frühe Erwachsenenalter<br />

keinerlei Gelegenheiten erhalten oder keine Veranlassung sehen – auch nicht im privaten, familialen Umfeld –<br />

Verantwortung für Dritte zu übernehmen, also ein folgenabhängiges Gefühl zum eigenen Handeln zu erhalten,<br />

um auf diese Weise ihre Nützlichkeit zu erfahren“ (Rauschenbach 2009b, S. 176).<br />

Bildungs- und jugendpolitisch ist mit Blick auf die Ganztagsschulen noch vieles offen und auch vieles möglich,<br />

um grundlegende Weichenstellungen in den Bundesländern zur Weiterentwicklung der Ganztagsschule unter<br />

stärkerer Berücksichtigung der Bedürfnisse Jugendlicher zu initiieren. Das berührt auch das Profil und die Qualität<br />

einer Ganztagsschule im Jugendalter, einschließlich der Einbeziehung außerschulischer Partner. Daher wird<br />

es notwendig sein, die strukturellen Bedingungen, zu denen auch die Verbesserung der Einbeziehung der Schülerinnen<br />

und Schüler im Jugendalter bei der Ausgestaltung (partizipativer Aspekt), der Qualitätssicherung (Evaluierungsaspekt)<br />

sowie der Berücksichtigung ihrer Anliegen, Erwartungen und Bedürfnisse gehören, zu verbessern<br />

und bildungspolitisch die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen.<br />

Insbesondere deshalb, weil es eine elementare Herausforderung für Jugendliche ist, sich in dieser Altersphase<br />

ausreichend breit qualifizieren zu können und nicht nur ein Mehr an Wissen zu erlangen – also etwa die Fähigkeit,<br />

sich in dieser Gesellschaft verantwortlich einbringen und sich eigenständig positionieren zu können –,<br />

kommt auf die Ganztagsschule im Jugendalter die Herausforderung zu, ihre Stellschrauben zu optimieren. Dazu<br />

gehören nicht allein klare Vorstellungen darüber, wie eine Verschränkung von unterrichtsbezogenem und außerunterrichtlichem<br />

Lernen sinnvoll vorgenommen werden kann, sondern eine Ressourcenoptimierung und Verbesserung<br />

ihrer Qualität ebenso wie eine stärkere Beachtung der Interessen von Jugendlichen.<br />

Dazu gehört es auch, den Ganztag nicht als eine lediglich an die Halbtagsschule angedockte Ergänzungsmaßnahme<br />

zu betrachten, sondern den außerunterrichtlichen Angeboten einen eigenen Stellenwert als erweiterten<br />

Möglichkeitsraum für Lern- und Bildungsprozesse Jugendlicher, ihnen also ein eigenes Profil zu verleihen. In<br />

diesem Sinne geht es nicht allein darum, die Bedürfnisse jener Jugendlichen zu beachten, die sich für die Ganztagsschule<br />

entschieden haben, sondern vor allem auch Gründe und Interessen von Jugendlichen ernst zu nehmen,<br />

die sich gegen eine Teilnahme entscheiden. Es geht bei der Bewertung der Ganztagsschulen durch Schülerinnen<br />

und Schüler somit auch darum, zu klären, wie eine den Belangen Jugendlicher entsprechende Ganztagsschule<br />

aussieht und aussehen kann.<br />

5.4 Ganztagsschule und ihre Kooperationspartner: Entwicklung zwischen Expansion und<br />

mangelnder Etablierung<br />

Ein weiterer Baustein einer Bilanz zum Stand der Ganztagsschulentwicklung ist die Frage nach dem Stand der<br />

Kooperation und der Einbeziehung außerschulischer Partner. Ein Impuls oder vielleicht richtiger: eine Hoffnung,<br />

die mit dem Auf- und Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland verbunden war, lag in den neuen,<br />

erweiterten Möglichkeiten einer Kooperation der (Halbtags-)Schule mit außerschulischen, bildungsnahen Akteuren,<br />

etwa dem Sport, der Kultur, aber vor allem auch – in ihrer Vielfalt – mit der Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Dass diese Kooperation ein Selbstläufer sein würde, war aufgrund der unterschiedlichen Mentalitäten, der föderal<br />

disparaten Zuordnung, der ungleichen Rechtskreise und der unterschiedlichen organisatorischen Verfasstheiten<br />

nicht zu erwarten. Umso wichtiger ist die Frage, wo die Ganztagsschule in Sachen Kooperation – und damit<br />

auch die Öffnung der Schule – inzwischen steht.<br />

5.4.1 Erwartungen an einen vielfältigen Bildungsort<br />

Mit der Einführung der Ganztagsschule und ihrer bundesweiten Verbreitung verbanden sich vielfältige, diffuse<br />

Erwartungen an eine Öffnung von Schule in den lokalen Kontext und an eine verstärkte Kooperation mit außerschulischen<br />

Akteuren (vgl. Maykus 2009a). Denn eine Bilanz der Bildungspolitik in den Zeiten vor PISA lässt<br />

Rückschlüsse auf zahlreiche unbewältigte Herausforderungen zu, die ganz offensichtlich auch mit einer Veränderung<br />

des Lernortes Schule und einer neuen Perspektive in der Gestaltung des Schulalltags zusammenhängen.<br />

Handlungsleitend war dabei u. a. die Erkenntnis, so weichenstellend der 12. Kinder- und Jugendbericht, dass die

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