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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 380 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Eine unterschiedliche kommunale finanzielle Ausstattung der Kinder- und Jugendarbeit ist vor allem im Nord-<br />

Süd-Vergleich zu verzeichnen. Im Süden findet sich ein höherer Anteil an Kreisen mit vergleichsweise geringen<br />

Pro-Kopf-Ausgaben für die Kinder- und Jugendarbeit. Dies mag durch einen traditionell höheren Anteil an vereins-<br />

und verbandsförmig organisierter ehrenamtlicher Kinder- und Jugendarbeit bedingt sein, kann aber auch<br />

mit einem geringeren Ausbaustand der offenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit zusammenhängen.<br />

Eine andere Datenquelle zu den Ausgaben für die Kinder- und Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit ist die<br />

amtliche Finanzstatistik bzw. die Jahresrechnungsstatistik der öffentlichen Haushalte sowie die Informationen<br />

über die Haushaltsplanungen. 88 Diese Angaben liegen über den Bildungsfinanzbericht 2015 bis einschließlich<br />

2015 vor, wobei die Angaben bis einschließlich 2012 amtliche Daten aus der Jahresrechnungsstatistik darstellen<br />

und die Angaben 2013 bis 2015 lediglich auf die Haushaltsansätze bezogen werden können (vgl. Statistisches<br />

Bundesamt 2015). Hierüber kann ebenfalls die fiskalische Situation der Kinder- und Jugendarbeit betrachtet<br />

werden, wobei noch einmal andere Auswertungsperspektiven möglich sind als über die KJH-Statistik.<br />

Über den Bildungsfinanzbericht werden auf Basis der amtlichen Finanzstatistik 2012 1,9 Mrd. € für die <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit ausgewiesen. Laut den Angaben zu den Haushaltsansätzen hat sich diese Summe bis zum Jahr<br />

2015 auf etwas mehr als 2,1 Mrd. erhöht.<br />

Die amtliche Finanzstatistik ermöglicht, anders als die KJH-Statistik, den Beitrag der staatlichen Ebenen zur<br />

Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit aus öffentlichen Mitteln mit in den Blick zu nehmen. Demnach tragen<br />

eindeutig die Kommunen die Hauptlast der Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit. So weist der Bildungsfinanzbericht<br />

2015 aus, dass nach den Ergebnissen der Jahresrechnungsstatistik der öffentlichen Haushalte<br />

knapp 67 Prozent der finanziellen Mittel von den Kommunen erbracht werden, während rund 16 Prozent von<br />

den Ländern und 17 Prozent von der Bundesebene bestritten wird. Laut den Haushaltsansätzen haben sich bis<br />

2015 die Gewichtungen zwischen Bund und Ländern verschoben. So hat sich nach den Planungszahlen der<br />

Anteil der Kommunen auf fast 69 Prozent sowie der der Länder auf 17 Prozent erhöht, während der Bundesanteil<br />

auf rund 14 Prozent zurückgegangen ist.<br />

6.2.5 Heterogene Entwicklungen<br />

Die Befunde zur Zahl der Einrichtungen und Angebote, zum Personalbestand und zu den Ausgaben in der Kinder-<br />

und Jugendarbeit zeigen auf der aggregierten Ebene einen gegenläufigen Befund: Während das Finanzvolumen<br />

der Kinder- und Jugendarbeit seit Jahren angestiegen ist, sinken die Anzahl der Einrichtungen und der<br />

Personalbestand kontinuierlich. Für diese Entwicklung sind neben Erfassungsschwierigkeiten, die auch in den<br />

unscharfen und unübersichtlichen Konturen der Kinder- und Jugendarbeit liegen, mehrere Veränderungen in der<br />

Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich.<br />

Der Anstieg der Ausgaben relativiert sich fast völlig im Lichte der Tarifsteigerungen und des Inflationsausgleichs.<br />

Insofern legen die erhöhten Pro-Kopf-Ausgaben eine Leistungsausweitung nahe, die faktisch aber vielfach<br />

gar nicht gegeben ist. Ein gleichzeitiger Rückgang des Personals könnte damit zusammenhängen, dass frei<br />

werdende Stellen nicht mehr selbstverständlich gleichwertig besetzt werden, sondern durch Honorarkräfte, Mini-Jobs<br />

bzw. Personen auf Werkvertragsbasis kompensiert werden. In den Ausgaben würden sich diese Kosten<br />

weiterhin niederschlagen, während der Personalbestand rückläufig wäre (da Honorarkräfte vielfach nicht unter<br />

Personal ausgewiesen werden). Allerdings zeigt sich auch bei den nicht sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten,<br />

wie z. B. Honorarkräften, ein Rückgang, sodass weitergehende Plausibilisierungen notwendig sind.<br />

Eine weitere Erklärung ergibt sich durch das steigende Durchschnittsalter des Personals in der Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Aufgrund der damit verbundenen tariflichen Gehaltssteigerungen nehmen die Personalkosten zu,<br />

ohne dass zusätzliches Personal eingestellt wird. Ein möglicher anderer Grund verbirgt sich in der ungleichen<br />

Entwicklung der Arbeitsfelder: So sind die Ausgaben für Angebote der Jugendsozialarbeit in fast allen Bundesländern<br />

stärker gestiegen als für die Kinder- und Jugendarbeit. Auch der Personalbestand hat dort zwischen<br />

2010 und 2014 mit fast 40 Prozent deutlich zugenommen, während die Zahl der Beschäftigten in der Kinder-<br />

88<br />

Über die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik und die amtliche Finanzstatistik – hier die Jahresrechnungsstatistik der öffentlichen<br />

Haushalte – können jeweils Daten zu den Ausgaben der Kinder- und Jugendarbeit ausgewertet werden. Allerdings können die Ergebnisse<br />

aus den beiden unterschiedlichen Erhebungen nicht zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, da sich die Methodik der beiden amtlichen Erhebungen<br />

voneinander unterscheiden. Zu beachten ist auch, dass je nach Bundesland die Finanzierung über Landesmittel oder über kommunale<br />

Mittel unterschiedlich sein kann.

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